Niemand gibt gerne Niederlagen zu. Als Branchenprimus der letzten vier Jahre ist die Saison aber genau das für Renault - eine schmerzhafte Niederlage gegenüber Mercedes. 16 von 19 Rennen gewann der Stuttgarter Automobilhersteller mit seinem Werks-Team, die restlichen drei gewann Renaults bevorzugtes Team Red Bull, aber auch nur, weil Mercedes in diesen Rennen patzte. Trotzdem ist man bei Renault nicht ganz unzufrieden mit dem Jahr. "Zu Saisonbeginn konnte niemand erwarten, dass wir die Saison noch zu konkurrenzfähig abschließen", lautet das Fazit von Cyril Abiteboul, Geschäftsleiter von Renault Sport F1.

Dabei schrillten zu Saisonbeginn die Alarmglocken beim französischen Automobilhersteller. Der neue Renault Antriebsstrang ENERGY F1-2014 offenbarte bei den ersten Testfahrten erhebliche Mängel, bei der Konkurrenz von Mercedes und Ferrari schien man die Entwicklung des neuen Turbo V6-Motors bessere Arbeit abgeliefert zu haben.

Red Bull machte seinen Ärger Luft

Die vier von Renault ausgestatteten Teams Red Bull, Toro Rosso, Lotus und Caterham verstecken ihren Ärger nicht. Vor allem die Vorzeige-Partnerschaft mit Red Bull bekam Brüche. "Die Performance ist nicht akzeptabel, das müssen sie ändern. So kann es nicht weitergehen, weder für Red Bull, noch für Renault", fand Christian Horner während der Saison mehrfach deutliche Worte zu der Misere von Renault.

Christian Horner und Cyril Abiteboul hatten viel zu bereden, Foto: Sutton
Christian Horner und Cyril Abiteboul hatten viel zu bereden, Foto: Sutton

"Die Formel 1 hat sich dem neuen Motorenreglement selbst unglaublich hohe Ansprüche gestellt. Die Startphase bei den ersten Testfahrten und den ersten Rennen war schwierig für uns", sagt Cyril Abiteboul zu den Problemen bei den ersten Testfahrten.

"Nach dem besorgniserregenden Start haben wir und unsere Partner unglaublich viel Arbeit investiert und wichtige Fortschritte in kürzester Zeit erzielt. Wir haben nach und nach die Zuverlässigkeit und die Leistung erreicht, die wir uns von vornherein erwartet haben. Drei Grand-Prix-Siege und die vielen WM-Punkte sind das Ergebnis unserer unermüdlichen Arbeit während der Saison", berichtet Abiteboul weiter.

Deutliche Steigerungen erzielt

Verglichen mit der Situation zum Saisonstart in Melbourne sind die Verantwortlichen bei Renault zufrieden mit der Saison. Große Fortschritte wurden bei der Energierückgewinnung und bei der Effizienz der Motoren erzielt, was den Fahrer vor allem bei langen Geraden entgegen kam. Nach Aussage von Renault verfügten die vier Renault-Teams in Abu Dhabi über fünf Prozent mehr Motorleistung als noch zu Saisonbeginn in Australien, was in Zeit umgerechnet eine halbe Sekunde ausmacht - eine erhebliche Steigerung, in einem Sport, in dem Kleinigkeiten entscheiden können, betont der französische Automobilhersteller.

Als Beispiel für die Leistungssteigerung führt Renault den Italien Grand Prix an. Die Rundenzeiten waren auf einem ähnlichen Niveau wie 2013 - obwohl die Autos nur ein Drittel der Benzinmenge des Vorjahres pro Runde verbrauchten. Renault kann sich auch mit dem Geschwindigkeits-Höchstwert der Saison rühmen, den Daniel Ricciardo mit 362,1 km/h aufstellte - 20 km/h mehr als der Top-Wert 2013.

Die Lücke zwischen Mercedes und Red Bull war groß, Foto: Sutton
Die Lücke zwischen Mercedes und Red Bull war groß, Foto: Sutton

"Ein einzelnes Element als Beweis für unsere Verbesserungen herauszuheben, würde der Sache nicht gerecht werden", erklärt Abiteboul. "Die Entwicklung von vielen Teilen hat zu einer deutlich besseren Power Unit geführt, als die, die wir bei den Testfahrten hatten."

"Komponenten sind verändert worden, um sie robuster zu machen. Die Fortschritte bei der Energie-Effizienz der Motoren haben das Fahrverhalten deutlich gesteigert und eines unserer größten Probleme mit dem Zylinderdruck könnte durch die Hilfe von unserem Benzinpartner Total behoben werden", zählte Abiteboul einige der Baustellen auf, die während der Saison ausgemerzt wurde.

Trotzdem misst sich Renault auch an den Ergebnissen der Vorjahre. "Natürlich war der zweite Platz bei den Konstrukteuren nicht unser anvisiertes Ziel, aber die Resultate zeigen, dass wir uns stetig verbessern können, wenn wir hart arbeiten", gibt Abiteboul zu und sieht für 2015 noch viel Arbeit für den Hersteller: "Die Liste ist lang. Mercedes hat die Latte extrem hochgelegt, besonders in Bezug darauf, wie ihre Power Unit und das Chassis zusammengepasst haben. Sie haben einen guten Job gemacht und dazu gratulieren wir. Aber für 2015 haben wir die klare Richtung, den Fokus und die feste Absicht Mercedes um Siege herauszufordern."