Trotz eines bis Jahresende gültigen Verbots seitens Red Bull hat Sebastian Vettel seine erste Testfahrt für Ferrari über die Bühne gebracht. Auf der Scuderia-Hausstrecke im italienischen Fiorano geht der Weltmeister von 2010 bis 2013 am Samstag gegen 10 Uhr auf die feuchte Strecke und dreht einige Runden in einem roten Formel-1-Rennauto. Allerdings hat sich Ferrari doppelt abgesichert, um keine Probleme mit Vettels letztjährigem Arbeitgeber zu bekommen.

So testet der viermalige Weltmeister nicht den aktuellen F14T. Stattdessen pilotiert Vettel einen F2012 - jenes Auto, in dem vor zwei Jahren noch Fernando Alonso dem Heppenheimer unterlegen war. Damit setzt Ferrari das letztmögliche Auto ein, um die Regularien einzuhalten. Zudem fährt Vettel - zur Tarnung? - mit einem perlweißen Helm. Trotzdem ist die Information durchgesickert. Vielleicht, weil auf dem Auto dann doch ein kleines "#Vettel"-Logo zu erspechten ist ...? Oder auf dem Helm der Schriftzug "Mein erster Tag bei Ferrari 29.11.2014" prangt?

Direkter Popometer-Vergleich unmöglich

Dass Red Bull sich großartig an der Testfahrt stört, wäre auch bei einem Regelverstoß kaum zu erwarten. Zu verschieden sind die Rennwagen-Generationen 2012 und 2014. Ein direkter Popometer-Vergleich zwischen dem aktuellen Red Bull und dem Ferrari also ausgeschlossen. Genau das hatte zuletzt noch einen Einsatz Vettel bei den Testfahrten in Abu Dhabi verhindert.

"Es hat einen Funkspruch im Training gegeben, in dem Sebastian sagte, er hätte überhaupt keinen Downforce mehr und unsere Ingenieure antworteten, sie könnten nichts sehen. Er meinte darauf, mein Popometer sagt mir aber, dass etwas nicht stimmt. Und dieses Popometer scheint ja sehr ausgeprägt zu sein, und wenn er unmittelbar von Sonntag auf Dienstag in ein anderes Auto steigt, kennt er all diese Unterschiede bis ins letzte Detail. Wenn er es im Februar macht, ist diese Empfindlichkeit nicht mehr in dem Ausmaß gegeben", erklärte Red Bulls Motorsportberater Helmut Marko auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com im Wüstenstaat.

Marko stimmte Vettel-Test zu

Foto: Sutton
Foto: Sutton

Dabei habe er selbst zunächst keine Einwände geäußert. "Er hat mich noch in Suzuka gefragt, ob er hier testen kann. Ich habe gesagt, generell ja, ich sehe keine Probleme", sagte Marko gegenüber Motorsport-Magazin.com. Aber "die Techniker haben Zeter und Mordio geschrien und deshalb wurde es zurückgezogen", erklärte uns Marko, weshalb Vettel schließlich nur in zivil in der Ferrari-Box gesichtet wurde. "Ich habe es nicht so eng gesehen, muss den Technikern im Nachhinein aber Recht geben. Ich war eine Spur zu voreilig", ergänzte Marko.

Selbst der Boxenbesuch sei jedoch eigentlich verboten und werde nur geduldet. "Laut Vertrag wäre es nicht gestattet gewesen, aber wir sehen, wie notwendig zumindest ein Fachmann in der Box ist. Deshalb haben wir gerne die Augen zugedrückt, damit der Sebastian bereits sein Know-How einbringt", stichelte Marko mit einem Lachen im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com Richtung Maranello. Ein Ähnliches Entgegenkommen dürfte nun auch wegen des Tests im zwei Jahre alten Ferrari zu erwarten sein.

Im Februar 2015 finden in Jerez die ersten offiziellen Testfahrten der neuen Saison statt. Dann darf Vettel in den neuen Ferrari steigen. Bis dahin steht schon bald ein erstes Gastspiel im Simulator an.