Romain Grosjean geht mit einem gewaltigen Handicap in das letzte Rennen der Saison. Weil an seinem Lotus-Boliden zahlreiche Power-Unit-Teile ersetzt werden mussten, bekam der Franzose eine Grid-Strafe von 20 Plätzen aufgebrummt. Da er im Qualifying von Abu Dhabi aber nur den 16. Rang belegte und damit lediglich einen Teil der Strafe verbüßen konnte, muss Grosjean im Grand Prix auch eine Durchfahrtsstrafe absitzen.

"Die lustige Sache ist, dass ich die Saison mit einem Start aus der Boxengasse begonnen habe und nun auch das letzte Rennen mit einer Durchfahrtsstrafe beginne", nahm der Franzose die Sache mit Humor. Beim Saisonauftakt in Melbourne verstieß Lotus gegen die Parc-fermé-Bestimmungen, sodass der Start aus der Box die Folge war. "Es ist hart, aber so sind die Regeln", meinte Grosjean. "Alles, worauf ich hoffen kann, ist ein frühes Safety Car."

Mit einer optimalen Runde wäre unter Umständen der Vorstoß in Q2 möglich gewesen, doch er habe im letzten Sektor zu viel Zeit liegengelassen, weshalb er bereits an der ersten Hürde scheiterte. "Das ist ein bisschen das Problem dieses Autos. Es entscheidet, was es tut", ist der Franzose froh, das Kapitel E22 bald abgeschlossen zu haben. "Mit einer perfekten Runde hätte es vielleicht für Q2 gereicht, aber eine perfekte Runde ist mit diesem Auto schwierig."

Vorbild Williams?

Voller Vorfreude blickt der 28-Jährige bereits dem nächstjährigen Boliden entgegen. "Das neue Auto sieht gut aus. Wir bekommen den Mercedes-Motor, der der Beste ist", verriet er. Nicht mehr verziert sein wird der E23 mit der Doppelnase, die per Reglement verboten wurde. "Als ich sie zum ersten Mal sah, war ich ziemlich geschockt", gab Grosjean rückblickend zu. "Aber das neue Auto sieht schöner aus."

Es war Grosjean deutlich anzuhören, wie froh er ist, dass sich die ausgesprochen schwierige Saison 2014 ihrem Ende zuneigt. Lotus hatte von Anfang an mit mannigfaltigen Problemen zu kämpfen und das plötzliche FRIC-Verbot im Sommer stellte einen weiteren Nackenschlag dar. "Wir haben das Auto komplett um FRIC gebaut und es sehr lange Zeit eingesetzt", erklärte er auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com. "Als wir FRIC entfernen mussten, hat uns das getroffen, aber es war zu spät, das Auto zurück in die Windkanal zu bringen."

So mühsam die Saison auch war, ein Blick auf die Konkurrenz macht Mut. Hinter Williams lagen gleich mehrere enttäuschende Jahre, ehe das Team in dieser Saison wieder zu einstigen Höhenflügen ansetzte - nicht zuletzt wegen des Wechsels von Renault- zu Mercedes-Motoren. "Ich weiß nicht, ob wir in der Lage sein werden, das zu schaffen, was Williams geschafft hat, denn das war ein großer Turnaround", blieb Grosjean jedoch vorsichtig. "Aber wer weiß, alle arbeiten sehr hart."

Das letzte Rennen mit der Doppelnase steht bevor, Foto: Sutton
Das letzte Rennen mit der Doppelnase steht bevor, Foto: Sutton

Kein Eingriff in den Titelkampf

Bevor hinter 2014 ein Haken gemacht werden kann, heißt es noch, den Abu Dhabi GP gut über die Bühne zu bringen. Aufgrund seiner Strafe wird Grosjean vermutlich bereits früh von Lewis Hamilton und Nico Rosberg überrundet werden. "Ich werde natürlich sehr vorsichtig sein. Ich weiß, dass sie sehr schnell da sein werden und es ist sehr schwierig, jemand im letzten Sektor durchzulassen", ist sich der Franzose der heranstürmenden Silberpfeile bewusst. "Im letzten Jahr hab ich Platz zwei in Japan wegen einer blauen Flagge verloren. Ich möchte den Titelkampf nicht beeinflussen."

Einen Favoriten in Sachen Titelgewinn hat Grosjean zwar nicht, jedoch sieht er den aktuellen WM-Leader ob seines Vorsprungs von 17 Punkten naturgemäß vorne. "Lewis hat einen Vorteil. Wenn er Zweiter wird, was er schaffen sollte, ist er der neue Weltmeister", rechnete der Franzose vor.