Das Crowdfunding-Projekt von Caterham hat für zahlreiche Diskussionen im Fahrerlager gesorgt. Die einen finden die Idee witzig, die anderen betrachten diese Aktion als Armutszeugnis für die Formel 1. Zu den Kritikern gehört unter anderem Lotus-Besitzer Gerard Lopez - der gerade selbst mit seinem Team ums Überleben kämpft und gegen den Geldverteilungsschlüssel des Rechteinhabers CVC rebelliert. "Ein Teamchef kam zu mir und lachte über diese Crowndfunding-Geschichte", so Lopez. "Ich finde das sehr traurig. Es sagt eine Menge über den Sport aus, wenn Leute über solche Dinge lachen."

Lopez war überhaupt nicht begeistert von der Aktion des insolventen Caterham-Teams, das mittels Fan-Spenden die Rückkehr ins Paddock und zum Saisonfinale in Abu Dhabi schaffen will. "Das ist eine einmalige Sache und einfach traurig", meinte Lopez. "Wenn man sich einmal überlegt, wofür das Geld gedacht ist... Die Formel 1 ist ein 1,6-Milliarden-Business und verteilt 900 Millionen Dollar - und wir werden gefragt, ob Crowdfunding eine gute Idee ist, um ein Team zurückzubringen. Im Ernst? Dann ist es um die Ethik noch schlimmer bestellt als ich dachte."

Aktion droht zu scheitern

Knapp drei Millionen Euro wollen die Insolvenzverwalter von Caterham mittels der Fan-Aktion erwirtschaften. Mit diesem Betrag seien die Kosten für die Teilnahme beim Saisonfinale in Abu Dhabi gedeckt, heißt es. Innerhalb knapp einer Woche kamen immerhin rund 1,6 Millionen Euro durch Spenden zusammen. Allerdings läuft die Kampagne offiziell am Freitagabend aus - und immer noch fehlen 1,4 Millionen. Was genau mit dem Geld und der Zukunft des Teams passiert, ist offen. Auf jeden Fall wird es schwierig, das benötigte Budget rechtzeitig allein durch Crowdfunding einzunehmen.

Die diskutable Aktion hatte für einigen Unmut im Fahrerlager gesorgt. Unter anderem hatte Bernie Ecclestone -wegen der aktuellen Finanzkrise selbst unter Beschuss - gegen die Idee gewettert. "Ich denke, dass es eine Katastrophe ist", erklärte Ecclestone am Rande des Großen Preises von Brasilien. "Wir wollen keine Bettelei. Wenn man es sich nicht leisten kann in der Formel 1 zu fahren, dann muss man sich etwas anderes suchen." Zustimmung gab es unter anderem von Red Bulls Teamchef Christian Horner, der sogar ein Verbot solcher Aktionen forderte.

Redaktionskommentar

Motorsport-Magazin.com meint: So leid es einem auch für all die Mitarbeiter von Caterham tut, die mit einem Bein auf der Straße stehen: Zum Glück scheitert die Crowdfunding-Aktion! Armutszeugnis - das ist der zu 100 Prozent passende Begriff für diesen Unsinn. Wo kommen wir denn hin, wenn der sowieso schon zahlende Zuschauer jetzt mit Spenden auch noch den Fortbestand eines Wirtschaftsunternehmens finanzieren soll? Wurden Pleite-Banken und Kaufhäuser mit Spenden von netten Unbeteiligten gerettet? Es gibt 1.000 bessere Möglichkeiten, Geld zu spenden - für Projekte, die wirklich wichtig sind auf der Welt. (Robert Seiwert)