Der große Showdown rückt näher. In wenigen Tagen steht fest, ob sich Lewis Hamilton oder doch Nico Rosberg zum neuen Formel-1-Weltmeister krönt. Der Brite hat alle Trümpfe in der Hand, denn bereits ein zweiter Platz in Abu Dhabi genügt ihm, was bedeutet, dass Rosberg nicht aus eigener Kraft Champion werden kann, sondern Schützenhilfe benötigt. Motorsport-Magazin.com nimmt unter die Lupe, wer sich zwischen die beiden Silberpfeil-Piloten schieben und damit aktiv ins Titelgeschehen eingreifen könnte.

Felipe Massa

Felipe Massa sind Rosbergs Titelambitionen egal, Foto: Sutton
Felipe Massa sind Rosbergs Titelambitionen egal, Foto: Sutton

Der Brasilianer weiß ganz genau wie es ist, bis zum letzten Rennen um den WM-Titel zu kämpfen, ihn schon für wenige Sekunden sicher zu haben, um ihn dann doch noch zu verlieren - Stichwort 2008. "Ich muss Felipe Massa motivieren und dafür sorgen, dass er zwischen hier und Abu Dhabi eine superentspannte Zeit hat", meinte Rosberg nach dem letzten Rennen in Brasilien. "Er muss dort in herausragender Form sein und Zweiter werden." Massa will von derlei Schützenhilfe allerdings nichts wissen: "Ich werde niemandem helfen. Ich habe ihm gesagt: Ich will das Rennen gewinnen und nicht dir helfen!", konterte er. Nachsatz: "Keiner hat mir geholfen, als ich die Weltmeisterschaft hätte gewinnen können. In der Tat hat mir ein gewisser Deutscher geschadet." Timo Glock war es bekanntlich, der 2008 in Sao Paulo von Hamilton auf den letzten Metern überholt wurde, was dem Briten den Titel sicherte und Massa ins Tal der Tränen stürzte.

Valtteri Bottas

Wird Valtteri Bottas zur Gefahr für die Silberpfeile?, Foto: Sutton
Wird Valtteri Bottas zur Gefahr für die Silberpfeile?, Foto: Sutton

Auch wenn Massa nicht den Plan verfolgt, Rosberg zu unterstützen, hat er wie sein Teamkollege Valtteri Bottas vermutlich die besten Chancen, sich zwischen die Silberpfeile zu drängen. Der Yas Marina Circuit wartet mit zwei langen Geraden auf, auf denen DRS aktiviert werden darf, was Williams in die Karten spielen könnte. Regelmäßig ist der FW36 das Auto mit dem besten Top-Speed im Feld, sodass ein Angriff von Massa oder Bottas auf Hamilton respektive Rosberg von Erfolg gekrönt sein könnte. Hinzu kommt, dass Williams den dritten Platz in der Konstrukteurs-Wertung absichern will und deshalb gewiss nicht mit Halbgas fahren wird.

Daniel Ricciardo

Daniel Ricciardo will beim Finale auf das Podium, Foto: Red Bull
Daniel Ricciardo will beim Finale auf das Podium, Foto: Red Bull

Für Daniel Ricciardo ging zuletzt in Brasilien eine eindrucksvolle Serie zu Ende. Zum ersten Mal seit dem Malaysia GP im März schied der Australier aus und holte keine Punkte. Dennoch kann er mit seinem ersten Jahr bei Red Bull äußerst zufrieden sein, hielt er doch niemand geringeren als den vierfachen Weltmeister Sebastian Vettel zumeist in Schach. "Es wäre gut, das letzte Rennen der Saison auf dem Podium zu beenden", hofft der stets gut gelaunte Aussie nun auf einen versöhnlichen Saisonabschluss. Es wäre nicht das erste Mal, würde Ricciardo die Silberpfeile hinter sich lassen, allerdings dürfte dies ohne technische Probleme im Mercedes-Lager ein schwieriges Unterfangen werden - der RB10 ist einfach nicht schnell genug.

Sebastian Vettel

Sebastian Vettel nimmt Abschied von Red Bull, Foto: Sutton
Sebastian Vettel nimmt Abschied von Red Bull, Foto: Sutton

Schluss, aus, vorbei! Sebastian Vettel bestreitet in Abu Dhabi sein letztes Rennen für Red Bull, ehe er seinem langjährigen Team den Rücken kehrt und bei Ferrari anheuert. Es ist die letzte Chance für ihn, eine sieglose Saison zu verhindern. Letztmalig blieb mit Jacques Villeneuve 1998 ein amtierender Champion ohne einen einzigen Triumph. Die Wahrscheinlichkeit, dass der Heppenheimer das Punktemaximum einfährt, ist jedoch verschwindend gering. Was für Ricciardo gilt, gilt auch für Vettel: Der Red Bull ist einfach zu langsam, als dass er es mit einem nicht-waidwunden Silberpfeil aufnehmen könnte. Da hilft wohl auch die gute Statistik von drei Siegen in Abu Dhabi nicht, wenngleich die Hoffnung bekannt zuletzt stirbt: "Ich denke, es gibt immer eine Chance zu gewinnen - ganz egal, bei welchem Rennen", betonte Vettel jüngst.

Jenson Button

Buttons Karriere neigt sich dem Ende zu, Foto: Sutton
Buttons Karriere neigt sich dem Ende zu, Foto: Sutton

Auch für Jenson Button heißt es vermutlich Abschied nehmen - nicht nur von McLaren, sondern von der gesamten Formel 1. Nach 15 Jahren deutet viel daraufhin, dass das Karrierende des Briten unmittelbar bevorsteht, denn McLaren dürfte sich hinsichtlich 2015 neben Fernando Alonso für Kevin Magnussen entscheiden. Button zeigte in den letzten Rennen jedoch eine deutlich ansteigende Form und belegte in Abu Dhabi bereits drei Mal den dritten Platz. Wie Hamilton und Rosberg hat auch er einen Mercedes-Motor im Heck, doch abgesehen davon mangelt es dem MP4-29 zu sehr an Leistung, als dass ein Eingriff in den Titelkampf als realistisch zu bezeichnen wäre.

Kevin Magnussen

Zum Saisonauftakt stand Kevin Magnussen auf dem Podium - Wiederholung beim Finale?, Foto: Sutton
Zum Saisonauftakt stand Kevin Magnussen auf dem Podium - Wiederholung beim Finale?, Foto: Sutton

Kevin Magnussen beendete den Saisonauftakt in Melbourne völlig überraschend als Zweiter, womöglich gelingt es ihm ja auch beim Saisonausklang, ein kräftiges Ausrufezeichen zu setzen. Schneidet auch noch Button gut ab, schafft es McLaren vielleicht sogar, Ferrari in der Konstrukteurs-Wertung zu überholen - die Scuderia liegt 44 Punkte voran. An Motivation sollte es demnach keinesfalls mangeln.

Fernando Alonso

Ferrari ist 2014 in erster Linie mit sich selbst beschäftigt, Foto: Sutton
Ferrari ist 2014 in erster Linie mit sich selbst beschäftigt, Foto: Sutton

Fünf Jahre versuchte Fernando Alonso vergeblich, mit Ferrari den Weltmeistertitel zu erringen, jetzt bricht er seine Zelte in Maranello ab und wendet sich bei McLaren einer neuen Aufgabe zu. Schon 2007 ging er für den britischen Traditionsrennstall an den Start und geriet damals gehörig mit Hamilton aneinander, was letztlich zum Abschied nach nur einem Jahr führte. Vielleicht ist Alonso also ganz besonders motiviert, seinem Ex-Stallgefährten den Titel zu vermasseln? Dass er über das dazu notwendige Material verfügt, muss allerdings in Frage gestellt werden. Ferrari droht die erste sieglose Saison seit 1993, mehr als ein zweiter und ein dritter Rang, jeweils erzielt von Alonso, schauten bislang nicht heraus.

Kimi Räikkönen

Eine Saison zum Vergessen für Kimi Räikkönen, Foto: Sutton
Eine Saison zum Vergessen für Kimi Räikkönen, Foto: Sutton

Noch schlechter als für Alonso lief es für Kimi Räikkönen in dieser Saison. Der Finne hatte sich sein Comeback in Rot sicherlich gänzlich anders vorgestellt, ein vierter Platz war bisher das Höchste der Gefühle. Somit ist es als äußerst unwahrscheinlich zu bezeichnen, dass der Iceman in den Titelkampf eingreifen kann, wenngleich Ferrari jeden Punkt dringend bräuchte, um vielleicht doch noch Williams abzufangen beziehungsweise McLaren auf Distanz zu halten.

Pastor Maldonado

Solche Bilder wollen wir in Abu Dhabi nicht sehen, Foto: Sutton
Solche Bilder wollen wir in Abu Dhabi nicht sehen, Foto: Sutton

Auch der Venezolaner darf in dieser Liste nicht fehlen, für ihn spricht die Nennung allerdings keinesfalls. Dass Maldonado mit seinem schwächelnden Lotus-Boliden nicht im Vorderfeld vertreten sein wird, liegt auf der Hand, jedoch muss dem Südamerikaner leider stets zugetraut werden, einen Unfall hervorzurufen - sein Spitzname Crashtor kommt schließlich nicht von Ungefähr. Wir wollen es nicht beschreien, aber komplett ausgeschlossen werden kann nicht, dass Maldonado im Zuge einer Überrundung einen der beiden Silberpfeile aus dem Rennen reißt und damit nachhaltig in den Titelfight eingreift. Es würde aber wohl auch schon genügen, wenn er seinen Wagen ganz ohne Feindkontakt in die Mauern setzt, sodass die Rennleitung gezwungen ist, das Safety Car auf die Strecke zu schicken, was den Grand Prix auf den Kopf stellen könnte.

Ein technisches Gebrechen

Entscheidet die Technik die Weltmeisterschaft?, Foto: Sutton
Entscheidet die Technik die Weltmeisterschaft?, Foto: Sutton

Es ist kein Kompliment für die Konkurrenz, aber realistisch betrachtet kann Hamilton der Titel nur durch einen technischen Defekt genommen werden. Obwohl sich die Probleme zuletzt in Grenzen hielten, die Gefahr ist allgegenwärtig, zumal die Teams am Ende der Saison bei den Power-Unit-Teilen am Limit sind. "Ausschließen kann man es nicht, das sind extreme Autos, da kann alles passieren", warnte Niki Lauda. Und Toto Wolff ergänzte: "Das letzte, das wir wollen, ist ein Technikdefekt, der die Weltmeisterschaft entscheidet."

Das Wetter

Der Zieleinlauf wird bei Nacht, aber auf trockener Strecke stattfinden, Foto: Sutton
Der Zieleinlauf wird bei Nacht, aber auf trockener Strecke stattfinden, Foto: Sutton

Durchschnittlich fallen in Abu Dhabi im November zwei Millimeter Niederschlag. Die Wetterprognose sieht für das gesamte Finalwochenende strahlenden Sonnenschein und Höchsttemperaturen rund um 30 Grad, ein Guss von oben wird den Titelkampf demnach nicht beeinflussen.