Im Zuge der Finanz-Krise in der Formel 1 war die Einführung eines dritten Autos für die Top-Teams zuletzt ein Thema gewesen. Vertraglich sind die 'Großen' dazu verpflichtet, ein drittes Auto ins Feld zu führen, sollte das Teilnehmerfeld eine bestimmte Anzahl unterbieten. Angeblich sind Red Bull und Ferrari dazu angehalten, 2015 gegebenenfalls einen dritten Boliden auf die Beine zu stellen. Unklar, ob es sich hierbei um konkrete Planungen handelt oder lediglich um ein Druckmittel, um den rebellierenden Teams um Sauber, Lotus und Force India Einhalt zu gebieten.

Zum aktuellen Stand ist es kaum denkbar, dass die großen Teams auf die Schnelle ein drittes Auto aus dem Hut zaubern könnten. "Sollte ein drittes Auto gefordert werden, könnten wir das sicherlich nicht mit unserem aktuellen Budget stemmen", sagte zuletzt Christian Horner. In diesem Falle müsste Red Bull 35 bis 40 Millionen zusätzlich investieren, meinte Red Bulls Teamchef. Unklar ist auch, wer für die Kosten aufkommen würde. Laut Horner würde Bernie Ecclestone wahrscheinlich verlangen, dass die Teams selbst das Geld aufbringen müssen.

Angeblich wären Red Bull und Ferrari zu 3 Autos verpflichtet, Foto: Sutton
Angeblich wären Red Bull und Ferrari zu 3 Autos verpflichtet, Foto: Sutton

Red Bull hat keinen Plan

Wäre es zeitlich überhaupt realisierbar, einen dritten Boliden für die kommende Saison aufzubauen? Horners Antwort auf die Frage, wann die Entwicklung theoretisch beginnen müsste: "Vor etwa drei Monaten." Red Bull plant aktuell nicht mit einem dritten Auto, so viel stellte der britische Teamverantwortliche klar. Sollte Red Bull allerdings vertraglich gezwungen sein, müsse man sich die Angelegenheit natürlich genauer anschauen.

Die Idee eines dritten Autos nach dem zumindest zwischenzeitlichen Wegfall von Marussia und Caterham klingt nach einer Kurzschlussreaktion. Die kleineren Teams glauben, dass ein drittes Auto eine Interimslösung auf dem Weg hin zu Kundenteams sein könnte, um das Starterfeld groß genug zu halten. Sollte das Grid 2015 allerdings den vereinbarten Bedingungen entsprechen, würde das Vorhaben sowieso erst einmal ad acta gelegt.

Wäre der 3-Auto-plan überhaupt realisierbar?, Foto: Sutton
Wäre der 3-Auto-plan überhaupt realisierbar?, Foto: Sutton

WM auch mit neun Teams gut

"Ich glaube, dass wir nächstes Jahr mit neun Teams eine gute Weltmeisterschaft haben können", sagte McLarens Renndirektor Eric Boullier. "2016 kommt ein Team aus den USA hinzu. Wir sollten es uns also gut überlegen, bevor wir einen so radikalen Schritt wie ein drittes Auto unternehmen. Ich glaube nicht, dass das möglich wäre." Angeblich wäre auch McLaren zum Einsatz eines Drittautos verpflichtet. Das könnte wegen des neuen Motorenpartners Honda allerdings problematisch werden. Möglicherweise würde stattdessen Konstrukteursweltmeister Mercedes in die Bresche springen.

Bei all dem Trubel um ein drittes Auto ist derzeit völlig offen, wie genau diese Neuerung geregelt werden würde. "Zuerst bräuchte man dafür mal eine Infrastruktur, dann die Regeln", merkte Toto Wolff an. Der Mercedes-Motorsportchef hatte schon vor geraumer Zeit nicht allzu begeistert auf diese Idee reagiert. Am vergangenen Wochenende in Brasilien fragte Wolff in die Runde: "Wer soll es bekommen? Wer fährt damit? Welche Punkte könnte es erzielen? Es gibt so vieles, das ich aktuell als nicht durchführbar sehe."

Könnte auch Mercedes in die Pflicht genommen werden?, Foto: Sutton
Könnte auch Mercedes in die Pflicht genommen werden?, Foto: Sutton

Redaktionskommentar

Motorsport-Magazin.com meint: Nageln Sie mich gern drauf fest: Ein drittes Auto wird 2015 nicht passieren. Zu diesem Zeitpunkt wäre es schon viel zu spät, so etwas überhaupt umzusetzen. Wer soll das bezahlen? Allein bis diese Frage komplett geklärt wäre, fällt schon die Zielflagge beim nächstjährigen Saisonauftakt. Angeblich muss die Teilnehmerzahl die Grenze von 16 Autos unterschreiten, damit die Drei-Auto-Regelung überhaupt greift. Trotz aller Krise: Soweit wird es nicht kommen. Wenn das eintritt, hat die Formel 1 ein ganz anderes Problem. Schlimm genug aber, dass es überhaupt soweit kommen musste, über drei Autos zu diskutieren... (Robert Seiwert)