Bis zum 28. Februar 2014 durften die Motorenhersteller ihre Power Units entwickeln, wie sie wollten. An diesem Stichtag hieß es: Homologiert. Renault versuchte zwar nach dem Test-Debakel die Homologations-Deadline zu verschieben, war dabei aber erfolglos. Die Power Units dürfen seither nicht mehr signifikant modifiziert werden - erst zur nächsten Saison sind Änderungen erlaubt.

Am 28. Februar 2015 werden dann die modifizierten Power Units erneut homologiert. Doch komplett neu sind diese Exemplare dann auch nicht. Maximal 48 Prozent dürften Ferrari, Renault und Mercedes im Vergleich zu ihren diesjährigen Aggregaten ändern. Ferrari und Renault stören sich an dieser Regelung, sie würden gerne mehr modifizieren - und länger.

Die wollten - zusätzlich zu den 32 erlaubten Tokens - 13 weitere solcher Tokens, die sie während der Saison einsetzen können. Tokens heißt die Währung in der Motorentwicklung. Im Reglement sind verschiedene Änderungsmaßnahmen mit einer unterschiedlichen Anzahl an Tokens festgeschrieben. Diese Tokens regeln schon jetzt die Weiterentwicklung von Saison zu Saison.

Mercedes will keine zusätzlichen 13 Tokens. Einen Kompromiss des Klassen-Primus lehnte die Konkurrenz in Brasilien ab. Die Stuttgarter hatten Ferrari und Renault fünf Extra-Tokens angeboten. Mercedes will vor allem die Kosten im Zaum halten. "Wir denken, es ist im momentanen Umfeld wichtig, die Kosten für niemanden zu erhöhen: weder für die kleineren Teams, noch für die Kundenteams. Aber unser Vorschlag wurde nicht akzeptiert", beklagt Toto Wolff.

Wenn eine Lockerung des Engine Freeze - in welcher Form auch immer - schon im nächsten Jahr in Kraft treten soll, müssen sich alle Teams einig sein. Denn die reguläre Deadline für Regeländerungen ist lang überschritten. Die Formel-1-Kommission müsste einer Änderung einstimmig zustimmen.

Entwicklung bald komplett offen?

Die Konkurrenz will Mercedes nun unter Druck setzen. Stimmt Mercedes den 13 Tokens nicht zu, könnte 2016 eine wesentlich gravierendere Änderung greifen. Denn für 2016 ist keine einstimmige Entscheidung nötig. Und 2015 ist Mercedes mit vier Kundenteams in der Unterzahl. Ferrari, Renault und Honda beliefern im kommenden Jahr insgesamt zwischen fünf und sieben Teams. Je nachdem, ob Caterham und Marussia - in welcher Form auch immer - 2015 wieder in der Startaufstellung stehen.

Honda hätte wohl nichts gegen eine Lockerung, Foto: Honda
Honda hätte wohl nichts gegen eine Lockerung, Foto: Honda

Und mit dieser Mehrheit können Entschlüsse fast im Alleingang gefasst werden. Läuft 2015 ähnlich wie diese Saison, haben gleich drei Motorenhersteller Interesse daran, den Engine Freeze zu lockern. Dann wird vermutlich nicht mehr über 13 Tokens diskutiert, sondern möglicherweise +ber eine komplette Entwicklungsfreigabe.

"Aus Sicht von Mercedes wäre das sicherlich kein Weg, den wir für besonders intelligent halten", so Wolff. "Das wäre für den Sport unverantwortlich und respektlos gegenüber den Teams, die uns verlassen haben", fügte der Mercedes Motorsportchef an.

Redaktionskommentar

Motorsport-Magazin.com meint: Wann kommt die Formel 1 endlich zur Vernunft? Nie gab es einen unpassenderen Zeitpunkt über eine Aufhebung des Engine Freeze zu diskutieren, als heute. Hier geht es nicht nur um die Vormachtstellung von Mercedes. Hier geht es vor allem um unendlich viel Geld. Ein Power-Unit-Wettrüsten ohne Beschränkung wäre wohl der endgültige finanzielle Kollaps der Königsklasse. (Christian Menath)