Während des 1. Trainings zum Brasilien Grand Prix erreichte das Fahrerlager eine unschöne Nachricht. Marussia wird nicht beim Saisonfinale in Abu Dhabi teilnehmen. Das insolvente Team habe den Handel eingestellt, die Mitarbeiter seien nun arbeitslos. Die Türen zur Teamfabrik sind geschlossen. Das bestätigten die Insolvenzverwalter von FRP Advisory LLP am Freitagmittag.

"Es ist zutiefst bedauerlich, dass ein Unternehmen mit solch einer tollen Anhängerschaft in Großbritannien und weltweit den Handel einstellen und die Türen schließen musste", sagte Geoff Rowley von FRP Advisory. Bis Freitagmittag um 12:00 Uhr soll es eine Deadline gegeben haben, um den Start des Teams in Abu Dhabi vom 21. bis 23. November zu sichern. Diese Frist ist offenbar verstrichen, ohne dass genügend Investoren gefunden werden konnten. Marussia habe zuletzt mit zwei potenziellen Interessenten verhandelt.

Keine Lösung für Finanzprobleme gefunden

"Obwohl das Team in seiner relativ kurzen Zeit bedeutende Fortschritte gemacht hat, benötigt es wesentliche und fortschreitende Investitionen, um ein F1-Team zu leiten", sagte Rowly in einem Statement. "Die Gruppe ging im vergangenen Monat in die Insolvenz infolge eines Defizits bei der Finanzierung. Der Ablaufprozess führte zu einem Zahlungsaufschub um zu versuchen, eine langfristige Lösung für das Unternehmen innerhalb kürzester Zeit zu finden. Leider konnte keine Lösung erzielt werden, damit das Unternehmen in seiner jetzigen Form weiterläuft."

Mehr als 200 Mitarbeiter des Teams aus Banbury stehen nun auf der Straße. Bis Ende Oktober sollen sie ihr Gehalt erhalten haben, hieß es laut den Insolvenzverwaltern. Und weiter: "Unser unverzüglicher Fokus liegt darauf, den Mitarbeitern, die ihren Job verloren haben, die nötige Unterstützung bei Abfindungsansprüchen zu geben."

Caterham war zuletzt beim Russland GP dabei, Foto: Sutton
Caterham war zuletzt beim Russland GP dabei, Foto: Sutton

Hoffnung bis zuletzt

Dabei hatte Marussia darauf gehofft, das letzte Rennen des Jahres bestreiten zu können. Die Autos seien bereit für den Transport, Flugtickets für die Teammitglieder bereits gebucht, hieß es nach dem US Grand Prix in Austin. Dass die Truppe das Brasilien-Wochenende auslassen würde, war klar gewesen.

Ob Marussia 2015 in die Formel 1 zurückkehrt, steht nun in den Sternen. Die aktuellen Meldungen machen allerdings wenig Hoffnung. Dabei wurde das Team auf der provisorischen Starterliste für 2015, die die FIA am vergangenen Mittwoch bekanntgegeben hatte. Als "Manor F1 Team" wurde es in der Einschreibungsliste aufgeführt.

Die Pleite sorgte auch im restlichen Fahrerlager für verhagelte Stimmung. "Es macht uns traurig, die Neuigkeiten zu Marussia zu hören", sagte Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff am Freitag. "Sie sind eine Gruppe echter Racer, die harte Zeiten durchgemacht haben. Sie haben es aber auch geschafft, dieses Jahr zwei Punkte zu holen. Dafür verdient das Team große Anerkennung. Vor allem sind unsere Gedanken bei den Menschen, die an das Team geglaubt haben und sich jetzt selbst in einer schwierigen Position befinden."

Insolvenz früh angekündigt

Das heutige Marussia war anno 2009 von Manor Grand Prix, einer traditionell bekannten Talentschmiede, gegründet worden. Zunächst hatte Richard Branson mit seinem Virgin-Unternehmen als Hauptsponsor beim F1-Einstieg 2010 fungiert. Zur Saison 2012 wurde das Team schließlich in Marussia F1 Team umbenannt.

Schon am 7. Oktober soll Marussia die Insolvenz gegenüber dem Obersten Gerichtshof in London angekündigt haben. Bernie Ecclestone erklärte am 25. Oktober, dass die Truppe nicht in Austin starten werde. Zwei Tage später eröffnete das Team ein Insolvenzverfahren und wird seitdem von FRP Advisory LLP verwaltet.

Bis zur Insolvenz erlebte Marussia 2014 die erfolgreichste Saison seiner jungen Teamgeschichte. Jules Bianchi erzielte beim Großen Preis von Monaco mit Platz neun die ersten Punkte überhaupt. Dadurch liegt das Team in der Konstrukteurswertung auf dem neunten Platz vor Sauber und Leidensgenosse Caterham. Beim Japan Grand Prix in Suzuka vor einem Monat verunfallte Bianchi schwer. Seitdem liegt der junge Franzose im Mie General Medical Center in Yokkaichi, Japan. Sein Zustand wird als kritisch, aber stabil angesehen.

Jules Bianchi holte die ersten Punkte fürs Team in Monaco, Foto: Sutton
Jules Bianchi holte die ersten Punkte fürs Team in Monaco, Foto: Sutton

Caterham: Hilfe durch Fan-Projekt

Etwas besser sieht die Situation bei Caterham aus. Das ebenfalls insolvente Team steht ebenfalls auf der 2015er Starterliste der FIA und ist zuversichtlich, den Start in Abu Dhabi zu packen. "Wir sind sehr hoffnungsvoll, in Abu Dhabi zu fahren", sagte Insolvenzverwalter Finbarr O'Connell gegenüber Reuters. "Ich habe genügend Zuversicht jetzt sagen zu können, dass ich sehr überrascht wäre, wenn wir nicht in Abu Dhabi fahren."

Allerdings hat Caterham die anfallende FIA-Gebühr in Höhe von rund einer halben Million Euro noch nicht bezahlt. Laut Reglement bleibt dem Team bis 30. November Zeit, das Geld zu hinterlegen. Laut O'Connell gebe es mehrere potenzielle Kaufinteressenten, Namen wollte er jedoch nicht nennen. "Wir versuchen ein Renn-Team zu verkaufen", sagte er. "Und natürlich will der neue Besitzer nächstes Jahr auch Rennen fahren."

Um die Teilnahme in Abu Dhabi zu finanzieren, soll jetzt ein Fan-Projekt geschaffen worden sein. Die Insolvenzverwalter wollen auf diese Weise rund 2,5 Millionen Euro erwirtschaften. Anhänger des Teams sollen Geld spenden, damit Caterham beim Finale, bei dem doppelte WM-Punkte vergeben werden, an den Start gehen kann.