Erst bestätigt Sauber Felipe Nasr als neuen Fahrer für die Saison 2015. Dann gesteht Teamchefin Monisha Kaltenborn, Finanzen hätten bei den Fahrerentscheidungen des Teams, also auch der Verpflichtung von Marcus Ericsson, eine Rolle gespielt. "Sie müssen sich nur die Gesamtsituation in der Formel 1 ansehen. Die ist finanziell sehr herausfordernd. Privatteams müssen da Entscheidungen treffen", erklärt Kaltenborn.

Allein das Sponsorship mit Nasrs Privat-Sponsor, der Banco do Brasil, soll Sauber Schätzungen zufolge 24 Millionen Dollar einbringen. Und zuletzt kommt in Sao Paulo erneut das Thema Boykott auf den Tisch. Soweit der Sauber-Donnerstag im Zeitraffer.

Plötzliches Boykott-Dementi

Doch plötzlich heißt es - O-Ton Kaltenborn: "Ein Boykott ist nicht unsere Intention." Ein erstaunlich klares Dementi, hatten sich die Teamchefs der betreffenden Rennställe - Force India, Lotus, Sauber - mit Absagen an die Boykott-Gerüchteköche in Austin noch zurückgehalten. Einzig Lotus' Gerad Lopez deutete Entsprechendes an: "Vielleicht bekommen wir noch vor Brasilien einen Vorschlag. In diesem Fall sehe ich keinen Grund, etwas Drastisches zu unternehmen, das dem Sport schaden würde."

Insbesondere ein Boykott des Saisonfinales in Abu Dhabi stand vor eine Woche noch im Raum - aus logistischen Gründen und auch wegen der größeren Resonanz.

Verlieren Lotus und Force India jetzt einen Mitstreiter?

Zurück zu Sauber: Hat das eine (Finanzsegen durch Paydriver-Deals) bei der Schweizer Truppe also eine Auswirkung auf das andere (Engagement für eine Lösung der Finanzkrise)? Könnte man annehmen. Doch der Vorwurf ist weit hergeholt! Schließlich geht es zurzeit längst nicht mehr nur um kurzfristige Finanzspritzen. Sondern um eine nachhaltige Verbesserung der Finanzlage auch für kleine, mittelgroße und private Teams - in einem Maß, das Paydriver endgültig überflüssig macht.

Kaltenborn begrüßt es daher weiterhin die Zusammenarbeit mit Lotus und Force India beim Thema Finanzen. Gemeinsam arbeitet man an einem Vorschlag, wie das Problem zu lösen wäre. In Sao Paulo wollen die drei Teams zudem "in einen Dialog" mit dem Rechtehalter der Formel 1, CVC, treten. Es gehe dabei allerdings nicht nur um den Austausch von Worten. "Es muss etwas passieren! Noch in dieser Saison", fordert Kaltenborn. Mangelndes Engagement klingt anders.

Formel Vielfalt

Die Gelder aus dem Vermarktungs- und TV-Topf müssten Kaltenborn zufolge nicht einmal zu gleichen Teilen an alle Teams fließen. Aber es müsse in jedem Fall genug sein, sodass alle Teams "anständig fahren und ihre Kosten tragen können". Ansonsten droht die Formel 1 zu einer schlechten Kopie der DTM zu werden, wo drei Hersteller antreten, was Kaltenborn bedauern würde. Schließlich basiere das gesamte Modell der Formel auf Vielfalt, nicht nur auf vier großen Namen wir Ferrari, McLaren, Mercedes und Red Bull.

Eine Deadline, bis wann ein Übereinkommen mit der CVC vorliegen muss, nennt Kaltenborn nicht. "Das müssen wir besprechen. Ich denke, dass wir schon letztes Wochenende recht weit gekommen sind. Unsere Argumente wurden anerkannt. Wir sehen der Sache immer noch positiv entgegen.", sagt Kaltenborn. Will man noch diese Saison ein Ergebnis fixen, wird es allerdings eng. Zwei Wochen bleiben bis zum Saisonfinale. "Es muss sehr schnell erledigt werden!", trommelt Kaltenborn.