Es ist angerichtet: Auch mit 18 Autos wird die Formel 1 in den Vereinigten Staaten eine gute Show abliefern. Der Boykott ist abgewandt, somit wird sich ab 14:00 Uhr Ortszeit für anderthalb Stunden nur noch mit dem Sportlichen beschäftigt. Und sportlich verspricht der US GP ein Thriller zu werden. Wer hat die besseren Karten auf den Sieg: Hamilton oder Rosberg? Kann vielleicht sogar Williams gefährlich werden? Wie weit geht es für Sebastian Vettel nach vorne? Motorsport-Magazin.com macht den Favoriten-Check.

Mercedes allein auf weiter Flur

Eines vorneweg: Niemand hat eine Chance gegen Mercedes. Der Vorsprung der Silberpfeile ist eklatant wie selten zuvor. Die einzige Hoffnung der Konkurrenz die Zuverlässigkeit. Sowohl Rosberg, als auch Hamilton hatten am Samstag mit Bremsproblemen zu kämpfen. Am Freitag sorgte die Hydraulik am Auto von Hamilton für Sorgenfalten bei Toto Wolff und Paddy Lowe.

Die Hydraulik war es auch, weshalb Hamilton am Freitag keinen Longrun fahren konnte. Vorteil Rosberg. Und Rosbergs Longrun war gut und vor allem wichtig: Denn im Gegensatz zu den vergangenen Jahren in Austin spielt der Reifenverschleiß in diesem Jahr sehr wohl eine Rolle. Und Rosberg ist sich seines Vorteils durchaus bewusst: "Ich habe beim Setup schon ein bisschen Richtung Rennen gearbeitet, daher bin ich sehr optimistisch."

Auch beim Start liegen die Trümpfe in Rosbergs Hand: Die saubere Seite in der Startaufstellung ist in Austin tendenziell etwas wichtiger als auf anderen Strecken. Und Überholen ist auf dem Circuit of the Americas alles andere als einfach.

Ein Faktor könnte dann aber doch noch Lewis Hamilton begünstigen. Möglicherweise muss der Brite gar nicht auf der Strecke an Rosberg vorbei, denn die Reifen sorgen für Spannung. "Es könnte während des Rennens eine Reihe an verschiedenen Strategien und Varianten geben", meint Paddy Lowe.

Möglicherweise hilft Hamilton auch noch die Psychologie. Denn Rosberg muss quasi schon gewinnen. Gewinnt Hamilton nur eines der letzten drei Rennen und wird bei den anderen beiden jeweils Zweiter, ist er Weltmeister. Gewinnt Hamilton in Austin, kann Rosberg nicht mehr aus eigener Kraft Weltmeister werden. Der Druck ist auf Rosbergs Seite.

  • Hamilton fehlt Longrun am Freitag
  • Rosberg startet von der sauberen Seite
  • Überholen auf der Strecke schwer
  • Verschiedene Strategien möglich
  • Rosberg schon unter Druck, muss gewinnen

Williams: Angst vor dem Medium-Reifen

Williams ist sich der Tatsache bewusst, dass Mercedes vorne auf und davon ist. "Aber wenn sie irgendwelche Probleme bekommen, müssen wir bereit sein, um daraus Kapital schlagen zu können", meint Bottas. Auch die Konkurrenz weiß, dass Mercedes mit der Zuverlässigkeit straucheln könnte.

Aus eigener Kraft geht also nichts nach vorne, von hinten dürfte allerdings auch nichts anbrennen. Vorausgesetzt, der Medium-Reifen funktioniert. Denn vor allem bei kälteren Bedingungen hat Williams Probleme, die Primes in das richtige Betriebsfenster zu bekommen. Und dann kann es schnell gehen: Wenig Grip, viel Rutschen, Graining. Aber die Wetterexperten sagen eher wärmere Bedingungen voraus, zudem verbessert sich die Strecke zunehmend. Williams startet auf den Options und muss somit erst später, bei besseren Bedingungen auf Mediums wechseln.

Die Verfolger

Daniel Ricciardo muss in den Rückspiegel schauen, Foto: Red Bull
Daniel Ricciardo muss in den Rückspiegel schauen, Foto: Red Bull

Dahinter geht es wie immer extrem eng zu. Allerdings kämpft Fernando Alonso mit stumpfen Waffen gegen Daniel Ricciardo. Der Spanier muss mit weniger Leistung auskommen, um sein Aggregat zu schonen. Und auch Ferrari fürchtet die Medium-Reifen - Vorteil Ricciardo. Doch Red Bull und Ferrari müssen sich auch noch vor weiteren Kontrahenten in Acht nehmen.

Prinzipiell sind alle Mercedes-befeuerten Autos zu befürchten. Bei den Topspeed-Werten führen die acht Mercedes die Liste deutlich an. Noch nie war der Unterschied so eklatant. Der beste Renault-Motor folgt erst auf Platz 12 im Heck von Daniil Kvyat.

Fahrer Team Motor Top-Speed
Felipe MassaWilliams Mercedes 336,9 km/h
Valtteri Bottas WilliamsMercedes 335,6 km/h
Nico Rosberg Mercedes Mercedes 334,9 km/h
Sergio Perez Force India Mercedes 334,2 km/h
Lewis Hamilton Mercedes Mercedes 333,4 km/h
Nico Hülkenberg Force India Mercedes 333,0 km/h
Kevin Magnussen McLaren Mercedes 332,5 km/h
Jenson Button McLaren Mercedes 332,0 km/h
Kimi Räikkönen Ferrari Ferrari 328,8 km/h
Esteban Gutierrez SauberFerrari 328,8 km/h
Fernando Alonso FerrariFerrari 328,8 km/h
Daniil Kvyat Toro RossoRenault 328,2 km/h
Pastor Maldonado LotusRenault 328,0 km/h
Adrian Sutil SauberFerrari 327,8 km/h
Sebastian Vettel Red BullRenault 327,5 km/h
Romain Grosjean LotusRenault 326,5 km/h
Jean-Eric Vergne Toro RossoRenault 326,3 km/h
Daniel Ricciardo Red BullRenault 325,5 km/h

Wie weit geht es für Vettel nach vorne?

Am Ende des Feldes wird gespannt auf Sebastian Vettel geblickt. Der Red-Bull-Pilot muss wegen eines Wechsels der gesamten Power Unit aus der Boxengasse starten. Entsprechend konzentrierte sich der Weltmeister am gesamten Wochenende ausschließlich auf Longruns. Gut für Vettel: Durch das Fehlen von Caterham und Marussia muss er bei seiner Aufholjagd vier Autos weniger überholen.

Überholen ist das Stichwort: Denn mit 327,5 Stundenkilometer rangiert Vettel nur auf Platz 15 der Bestenliste. Gut möglich, dass Red Bull die Aufholjagd über die Strategie spielen will. Von einem bis zu drei Stopps ist alles möglich - rein rechnerisch sind drei Stopps sogar die schnellste Variante.

So oder so wird es aber schwierig mit großen Sprüngen: Die Pace des Red Bulls ist schlichtweg nicht so viel besser als jene von McLaren oder Force India. Deshalb gibt sich auch Vettel bescheiden: "Realistisch ist Platz 7, 8, 9 oder sowas."