1. S - wie Startaufstellung

In der ersten Startreihe ist beim US Grand Prix in Austin alles wie gehabt: Mercedes dominiert das Geschehen. Wirkliche Überraschungen blieben aber auch dahinter aus. Hinter den beiden Williams folgten mit Daniel Ricciardo und Fernando Alonso zwei bekannte Namen. Für die Überraschungen im Feld sorgten zwei deutsche Fahrer.

Schreibt Sutil zum ersten Mal an?, Foto: Sutton
Schreibt Sutil zum ersten Mal an?, Foto: Sutton

Da wäre zum Beispiel Adrian Sutil, der in dieser Saison noch keinen einzigen Punkt sammeln konnte. Im unterlegenen Sauber machte er alles richtig und schaffte es bis in Q3. Dort hatte er zwar keine Chance, nach einer Strafe gegen Jenson Button wurde es immerhin der neunte Startplatz. "Das hat sehr gut getan. Es macht immer mehr Spaß, wenn der Erfolg passt. Nach der bisher sehr schwierigen Saison für das Team war das wie ein kleiner Sieg für uns." Hoffentlich folgt am Sonntag keine Niederlage, die Punkte könnte das gebeutelte Sauber-Team dringend gebrauchen.

Ein möglicher Konkurrent für Sutil ist Sebastian Vettel, auch wenn der gar nicht in der Startaufstellung steht. Nach einem Wechsel der kompletten Antriebseinheit startet der amtierende Weltmeister aus der Boxengasse. "Wir wussten schon vorher, was uns an diesem Wochenende erwartet. Wenn es gut läuft, werden wir es noch in die Top-10 schaffen. Hoffentlich können wir noch ein paar Punkte mitnehmen."

2. S - wie Start

"Ich war nahe an Felipe Massa dran, aber hoffentlich wird mir die saubere Seite der Startaufstellung ein bisschen helfen", hofft Daniel Ricciardo im Hinblick auf den Start in den US Grand Prix. Sollte der Australier nach dem Qualifying einen Blick auf die Rahmenserien geworfen haben, dürfte das für Ernüchterung gesorgt haben: Ein wirklicher Unterschied zwischen der linken und rechten Streckenseite war nicht erkennbar.

Und dennoch dürfte die Startphase des Rennens extrem heiß werden, schließlich gibt es in der ersten Runde mehrere Schlüsselstellen. Da wäre zum Beispiel die erste Kurve, die am Eingang besonders breit ist. Hier können mehrere Fahrzeuge nebeneinander anbremsen - am Ausgang der Spitzkehre ist aber höchstens Platz für zwei Boliden. Auch am Ende der langen Gegengeraden dürfte es in der Startrunde besonders spannend werden, denn hier wartet die beste Überholmöglichkeit auf dem Circuit of the Americas.

3. S - wie Stallduell

Zum zehnten Mal starten die beiden Mercedes-Piloten in dieser Saison gemeinsam aus der ersten Startreihe. Anders als beim letzten Rennen in Russland hatte in Austin Nico Rosberg die Nase vorn. "Das wird ein mühsames Rennen für uns, die beiden Jungs kann man nicht bremsen. Die werden sich wieder um die Ohren fahren", befürchtet Mercedes-Mann Niki Lauda nach dem erfolgreichen Qualifying.

Darf Rosberg auch nach dem Rennen jubeln?, Foto: Sutton
Darf Rosberg auch nach dem Rennen jubeln?, Foto: Sutton

Angst vor einer erneuten Kollision wie in Belgien dürfte man bei Mercedes nicht mehr haben, die Meisterschaft ist so gut wie eingetütet. Daniel Ricciardo müsste in den USA schon 17 Punkte mehr holen als Hamilton, um noch rechnerische Chancen auf den WM-Titel zu haben. Spätestens jetzt dürfte jedem klar sein: Die Formel 1 ist ein reines Stallduell. Aber wer hat am Ende die Nase vorne?

"Der erste Platz heute ist unglaublich, aber das Rennen zählt. Daher muss ich mich vollkommen auf morgen konzentrieren und versuchen, es nach Hause zu fahren", so Rosberg nach der Pole. Und der geschlagene Hamilton? "Nico hat einen super Job gemacht", lobte der Brite seinen Teamkollegen. "Ich hatte riesige Probleme mit den Bremsen. Links war die Bremse immer 100 Grad kühler als rechts. Selbst wenn das nicht der Fall gewesen wäre, glaube ich, dass Nico schneller gewesen wäre."

4. S - wie Strategie

War das letzte Rennen in Sochi aufgrund der äußerst robusten Reifen und der damit einhergehenden Einstopp-Strategien kein Leckerbissen für Taktikfüchse, dürften diese in Austin wieder auf ihre Rechnung kommen. "Die Haltbarkeit der Reifen wird diesmal eine viel größere Rolle spielen. Deshalb könnte es während des Rennens eine Reihe an verschiedenen Strategien und Varianten geben", erklärte Mercedes-Technikchef Paddy Lowe.

Pirelli liefert die weiche und mittlere Reifenmischung in die USA und erwartet zwei oder drei Stopps. "Wir glauben, dass sich die meisten Teams für zwei Stopps entscheiden werden, wenngleich eine 'Sprint-Strategie' Drei-Stopper bevorzugen würde", sagte Motorsportchef Paul Hembery.

Laut dem italienischen Reifenfabrikanten stellt eine Dreistopp-Strategie zwar theoretisch die schnellste Variante dar, dürfte aufgrund des Verkehrs aber nur für die Spitzenpiloten in Frage kommen. Als optimale Herangehensweise für Zwei-Stopper gibt Pirelli Reifenwechsel in den Runden 14 und 35 an, wobei nach dem Start auf den weichen Pneus zwei Stints mit der mittleren Mischung auf dem Programm stehen.

5. S - wie Strecke

Erst zum dritten Mal gastiert die Formel 1 auf dem 5,5 km langen Circuit of the Americas, dennoch hat sie sich schon bestens eingelebt. Während des Qualifyings am Samstag waren die Tribünen rund um den von Hermann Tilke entworfenen Kurs in Austin bereits bestens gefüllt, am Sonntag dürfte die 120.000 Zuschauerplätze so gut wie ausverkauft sein.

Der Circuit of the Americas wartet mit unterschiedlichen Herausforderungen auf, Foto: Sutton
Der Circuit of the Americas wartet mit unterschiedlichen Herausforderungen auf, Foto: Sutton

Beim Design der Strecke ließ sich das Architektenteam von bereits vorhandenen Kursen inspirieren: Die Kurvenpassagen drei bis sechs erinnern stark an die berühmten S-Kurven in Silverstone, die Kurven 12 bis 15 an das Motodrom in Hockenheim. Die Passage zwischen den Kurven 16 und 18 ist an Kurve acht in Istanbul angelehnt.

"Die ganze Strecke macht Spaß, aber sie ist auch sehr schwer zu fahren. Hier alle Sektoren zusammen zu bekommen ist nicht so leicht", analysierte Lewis Hamilton den Kurs. In den harten Bremszonen hatte der Brite genau wie sein Teamkollege Nico Rosberg immer wieder Probleme - zusammen mit der langen DRS-Zone könnten die Bremsen im Rennen eine bedeutende Rolle spielen.

6. S - wie Sonntagswetter

Große Überraschungen sind in Sachen Wetter in Austin nicht zu erwartet. Die wohl spannendste Erkenntnis ist, dass die Uhren in der Nacht auf Winterzeit umgestellt werden, es am Sonntag aber trotzdem ein paar Grad wärmer werden dürfte. Bei immer noch humanen 23 Grad sollte das Fahrer, Teams und Material nicht vor besondere Herausforderungen stellen - man könnte auch von idealem Formel-1-Wetter sprechen. Der Vollständigkeit halber: Die Niederschlagswahrscheinlichkeit liegt bei 20 Prozent, ein paar Wölkchen sollte am Himmel zu entdecken sein.

Zumindest für etwas Abwechslung könnte der Wind sorgen, der bereits am Freitag ordentlich geblasen hat. "Vor allem die langsamen Kurven sind windanfällig, was ungewöhnlich ist", schilderte Jenson Button. "Das macht das Auto wirklich unruhig." Die größten Auswirkungen hatte der Wind am Ende des zweiten und zu Beginn des dritten Sektors, weshalb immer wieder Piloten neben der Strecke anzutreffen waren. Was im Training ohne Folgen blieb, könnte im Rennen für zusätzliche Spannung sorgen.

7. S - wie Schrumpf-Grid

Caterham pleite, Marussia pleite. Zum ersten Mal seit dem Großen Preis von Monaco 2005 nannten lediglich neun Teams für ein Rennwochenende, was bedeutet, dass es auf dem Circuit of the Americas ungewöhnlich viel Platz geben wird, schließlich verteilen sich gerade einmal 18 Autos auf dem 5,5 km langen Asphaltband.

Das Starterfeld wird immer kleiner, Foto: Sutton
Das Starterfeld wird immer kleiner, Foto: Sutton

Um ein Haar wären es jedoch noch einmal deutlich weniger Boliden gewesen. Um auf die Missstände der ungerechten Einnahmenverteilung hinzuweisen, stand ein Rennboykott von Force India, Lotus und Sauber im Raum, der aber nicht in die Tat umgesetzt wurde. Somit bleibt dem amerikanischen Publikum ein Schauspiel wie vor neun Jahren in Indianapolis erspart, als wegen Sicherheitsbedenken nur sechs Piloten am Grand Prix teilnahmen.