Motorsport ist und bleibt gefährlich. Die Sicherheit der Formel-1-Boliden wurde in den letzten Jahrzehnten immer weiter verbessert - ein Prozess, der wohl nie ganz abgeschlossen sein wird. Am 21. März 2016 wäre Ayrton Senna 56 Jahre alt geworden. Nach seinem Tod im Mai 1994, beim Großen Preis von San Marino, starb zwanzig Jahre lang kein Pilot mehr bei einem F1-Rennen. Doch die Sicherheit, in der sich die Königsklasse wähnte, war trügerisch. Beim Japan GP 2014 verunglückte der Franzose Jules Bianchi schwer und starb nach rund neun Monaten im Koma. Motorsport-Magazin.com blickt auf die gefährlichsten Unfälle seit dem tragischen Tod Sennas zurück, die für die Piloten - mit Ausnahme von Bianchi - mehr oder weniger glimpflich endeten.

Monaco 1994: Karl Wendlinger

Wendlinger erlitt in Monaco einen schweren Unfall, Foto: Sutton
Wendlinger erlitt in Monaco einen schweren Unfall, Foto: Sutton

Gerade einmal elf Tage war der tödliche Unfall Sennas her, da ereignete sich bereits der nächste heftige Crash. In Monaco verunglückte Karl Wendlinger im Freien Training schwer, nachdem der junge Österreicher aus dem Tunnel kommend die Kontrolle über seinen Sauber verloren hatte und in die Hafenschikane krachte. Wendlinger erlitt ein Schleudertrauma und lag mehrere Wochen im Koma, erholte sich jedoch wieder und konnte knapp ein halbes Jahr später ein Comeback feiern.

Australien 1995: Mika Häkkinen

Häkkinen erholte sich von seinem Unfall und wurde zwei Mal Weltmeister, Foto: Sutton
Häkkinen erholte sich von seinem Unfall und wurde zwei Mal Weltmeister, Foto: Sutton

Adelaide wurde zum Schicksalsort für Mika Häkkinen. Der Finne verlor die Kontrolle über seinen McLaren, raste in die Reifenstapel und erlitt einen Schädelbruch. Häkkinen lag wie Wendlinger im künstlichen Koma, erholte sich aber rasch und war bereits zu Beginn der nächsten Saison wieder am Start.

Kanada 1997: Olivier Panis

Panis musste nach seinem Unfall für sieben Rennen pausieren, Foto: Sutton
Panis musste nach seinem Unfall für sieben Rennen pausieren, Foto: Sutton

Nach einem starken Saisonstart mit zwei Podiumsplätzen erlitt Olivier Panis in Montreal einen heftigen Unfall. Der Franzose brach sich beide Beine und musste für sieben Rennen aussetzen, ehe er wieder ins Cockpit steigen konnte. Panis war zwar in der Lage, seine Karriere fortzusetzen und fuhr bis 2004 in der Formel 1, der Durchbruch blieb ihm aber verwehrt.

Belgien 1998: David Coulthard

Aufräumarbeiten in Spa, Foto: Sutton
Aufräumarbeiten in Spa, Foto: Sutton

13 Autos waren in die Massenkarambolage auf der Geraden nach La Source involviert. Auslöser der bis dato größten Startkarambolage der Formel-1-Geschichte war David Coulthard, der nach einer Berührung mit einem anderen Auto quer über die Strecke rutschte, in die Boxenmauer einschlug und wieder auf die Strecke zurückgeworfen wurde.

Belgien 1999: Jacques Villeneuve und Ricardo Zonta

Villeneuve konnte trotz des Unfalls in Eau Rouge am Rennen teilnehmen, Foto: Sutton
Villeneuve konnte trotz des Unfalls in Eau Rouge am Rennen teilnehmen, Foto: Sutton

Während des Qualifyings von Spa flog Jacques Villeneuve in Eau Rouge ab und krachte mit seinem BAR in die Reifenstapel. Trotz der unglaublichen Wucht des Aufpralls konnte der Kanadier unverletzt aus dem Wagen steigen. Nur wenige Minuten später erwischte es seinen Teamkollegen Ricardo Zonta an derselben Stelle. Auch der Brasilianer blieb unverletzt und konnte wie Villeneuve sogar am nächsten Tag am Rennen teilnehmen.

Brasilien 1999: Ricardo Zonta

Die Saison 1999 stand für Zonta unter keinem guten Stern, Foto: Sutton
Die Saison 1999 stand für Zonta unter keinem guten Stern, Foto: Sutton

Der Crash in Belgien war nicht Zontas erster in dieser Saison. Bereits beim zweiten Rennwochenende des Jahres in seiner Heimat Brasilien verletzte sich der BAR-Pilot im Training am Fuß und musste für drei Rennen pausieren.

Großbritannien 1999: Michael Schumacher

Schumacher brach sich das Bein, Foto: Sutton
Schumacher brach sich das Bein, Foto: Sutton

Weil die Bremsen an Michael Schumachers Ferrari versagten, krachte er in Stowe mit über 200 km/h in die Reifenstapel von Silverstone und zog sich dabei einen Schien- und Wadenbeinbruch zu. Drei Monate musste der Kerpener pausieren, ehe er sein Comeback geben konnte. Schumacher gewann 1999 zwar kein Rennen mehr, wurde aber zwei Mal Zweiter.

Belgien 2001: Luciano Burti

Burtis Wagen war Schrott, doch der Brasilianer kam mit nur leichten Verletzungen davon, Foto: Sutton
Burtis Wagen war Schrott, doch der Brasilianer kam mit nur leichten Verletzungen davon, Foto: Sutton

Prost-Pilot Luciano Burti schlug mit unglaublichen 80G, der größten Wucht bis zu Bianchis Unfall, in Blanchimont ein. Wie durch ein Wunder erlitt der Brasilianer lediglich eine Gehirnerschütterung und Blutergüsse im Gesicht, musste die Saison aber vorzeitig beenden und fand nicht mehr den Weg zurück in die Formel 1.

Japan 2002: Allan McNish

McNishs Toyota durchschlug die Leitplanken, Foto: Sutton
McNishs Toyota durchschlug die Leitplanken, Foto: Sutton

Die 130R in Suzuka gilt mitunter als schwierigste Kurve der Formel 1 und machte ihrem Namen einmal mehr alle Ehre. Toyota-Pilot Allan McNish kam mit rund 250 km/h von der Strecke ab und schlug in die Leitplanke ein. Obwohl die Streckenbegrenzung von seinem Boliden durchbrochen wurde, überstand der Schotte den Unfall unverletzt.

Brasilien 2003: Fernando Alonso

Von Alonsos Renault blieb nicht viel übrig, Foto: Sutton
Von Alonsos Renault blieb nicht viel übrig, Foto: Sutton

Schon einmal schockte ein Alonso-Crash in einem Rennen die Fans: Starker Regen sorgte damals für einen Unfall von Jaguar-Pilot Mark Webber, in dessen Trümmerteile der Spanier ungebremst raste. Er kam jedoch mit einigen Prellungen davon.

USA 2004: Ralf Schumacher

Einschlag mit Tempo 300, Foto: Sutton
Einschlag mit Tempo 300, Foto: Sutton

Mit mehr als 300 km/h war Ralf Schumacher in Indianapolis unterwegs, als er seinen Williams ausgangs der Steilkurve verlor und in die Mauern einschlug. Schumacher erlitt eine Gehirnerschütterung und zwei leichte Wirbelsäulenbrüche, weshalb er die nächsten sechs Rennen auslassen musste.

Kanada 2007: Robert Kubica

Kubica war Passagier in seinem Wrack, Foto: Sutton
Kubica war Passagier in seinem Wrack, Foto: Sutton

Bei mehr als 250 km/h verlor der Pole die Kontrolle über seinen BMW-Sauber, krachte in die Mauern entlang der Strecke, woraufhin sich der Wagen mehrfach überschlug und letztlich in die Leitplanken einschlug. Bruchpilot Kubica blieb nahezu unverletzt und musste nur ein Rennen auslassen. Im nächsten Jahr gewann er an gleicher Stelle seinen einzigen Grand Prix.

Spanien 2008: Heikki Kovalainen

Der Chrompfeil im Reifenstapel, Foto: Sutton
Der Chrompfeil im Reifenstapel, Foto: Sutton

Der Finne erlitt in Barcelona bei vollem Tempo einen Reifenschaden und raste beinahe ungebremst in die Reifenstapel, die seinen McLaren halb unter sich begruben. Kovalainen wurde zwar ins Krankenhaus geflogen, konnte aber schon beim nächsten Rennen wieder an den Start gehen.

Ungarn 2009: Felipe Massa

Massa wurde von einer Feder am Helm getroffen und verlor die Kontrolle über seinen Wagen, Foto: Sutton
Massa wurde von einer Feder am Helm getroffen und verlor die Kontrolle über seinen Wagen, Foto: Sutton

Im Qualifying auf dem Hungaroring verlor Rubens Barrichello eine Feder, die den hinter ihm fahrenden Felipe Massa am Visier seines Helms traf. Massa erlitt dadurch schwere Kopfverletzungen und raste frontal in einen Reifenstapel. Zwar konnte der Brasilianer das Krankenhaus nach einer Operation nach zehn Tagen wieder verlassen, doch die Saison war für ihn gelaufen.

Valencia 2010: Mark Webber

Webbers Red Bull war Schrott, Foto: Sutton
Webbers Red Bull war Schrott, Foto: Sutton

Für einen der spektakulärsten Unfälle der letzten Jahre sorgten Mark Webber und Heikki Kovalainen. Der Australier fuhr auf den Lotus des Finnen auf, woraufhin sein Red Bull mehrere Meter senkrecht in die Luft stieg, wieder zu Boden fiel und in die Streckenbegrenzung einschlug. Webber blieb trotz der Wucht des Crashs unverletzt und konnte sogar selbst aus dem Wrack steigen.

Belgien 2012: Romain Grosjean

Grosjean sorgte für Kleinholz, Foto: Sutton
Grosjean sorgte für Kleinholz, Foto: Sutton

Schon wieder Spa! Diesmal herrschte jedoch anders als 1998 bestes Wetter vor, was Romain Grosjean aber nicht davon abhielt, unmittelbar nach dem Start in La Source eine Massenkollision auszulösen. Gehöriges Glück hatte dabei Fernando Alonso, dessen Kopf nur um ein Haar von Grosjeans aufgestiegenem Lotus verfehlt wurde. Der Franzose wurde daraufhin von der FIA für das nächste Rennen gesperrt.

Deutschland 2014: Felipe Massa

Massa überschlug sich, blieb aber unverletzt, Foto: Sutton
Massa überschlug sich, blieb aber unverletzt, Foto: Sutton

Schon vor Jules Bianchis Unfall ereigneten sich in dieser Saison heftige Unfälle, die aber allesamt glimpflich endeten. Stellvertretend sei Felipe Massas Überschlag nach einer Startkollision mit McLaren-Pilot Kevin Magnussen in Hockenheim genannt. Der Williams des Brasilianers wurde durch die Luft gewirbelt, doch Massa konnte unverletzt aussteigen.

Japan 2014: Jules Bianchi

Jules Bianchi und Adrian Sutil kurz vor ihren Unfällen beim Japan GP 2014, Foto: Sutton
Jules Bianchi und Adrian Sutil kurz vor ihren Unfällen beim Japan GP 2014, Foto: Sutton

Adrian Sutil war im Regen von der Strecke gerutscht und hatte sein Fahrzeug beschädigt. Ein Bergungsfahrzeug sollte es von der Strecke entfernen. Doch bevor das geschehen konnte, fuhr Jules Bianchi mit seinem Marussia in dieses Räumgerät hinein und zog sich schwere Kopfverletzungen zu. Nach neun Monaten im Koma starb der Franzose am 17. Juli 2015.

Russland 2015: Carlos Sainz

Der stark beschädigte Bolide von Carlos Sainz beim Russland GP 2015, Foto: Sutton
Der stark beschädigte Bolide von Carlos Sainz beim Russland GP 2015, Foto: Sutton

Carlos Sainz krachte beim Training in Sochi mit hohem Tempo in die Streckenbegrenzung. Erst nach einigen Minuten konnte man ihn aus seinem Fahrzeug bergen. Der Spanier war jedoch nur leicht verletzt und konnte im Rennen an den Start gehen.

Australien 2016: Fernando Alonso

Fernando Alonso überschlug sich beim Australien GP 2016 gleich doppelt, Foto: Sutton
Fernando Alonso überschlug sich beim Australien GP 2016 gleich doppelt, Foto: Sutton

Der Weltmeister von 2005 und 2006 fuhr zum Saisonauftakt in Melbourne gegen den Hinterreifen von Esteban Gutierrez, flog heftig von der Strecke und überschlug sich zweimal. Der spektakuläre Crash blieb jedoch nahezu ohne körperliche Folgen: Alonso war nur minimal verletzt. Auch dem Mexikaner passierte nichts.

Verunglückte Streckenposten

Die Arbeit der Streckenposten ist und bleibt gefährlich, Foto: Sutton
Die Arbeit der Streckenposten ist und bleibt gefährlich, Foto: Sutton

Während die Piloten ihren Wracks oftmals unversehrt entsteigen konnten, mussten in den letzten Jahren mehrere Streckenposten ihren Einsatz mit dem Leben bezahlen. 2000 kam es in Monza zu einer Massenkollision, bei der Feuerwehrmann Paolo Ginslinberti von einem Reifen getroffen wurde und noch am selben Tag seinen Verletzungen erlag. Ein Jahr später starb in Melbourne der Streckenposten Graham Beveridge, nachdem er einem umherfliegenden Reifen nicht mehr ausweichen konnte. Den bislang letzten Todesfall gab es im Vorjahr in Montreal zu beklagen. Ein Marshall wurde von einem Bergekran überrollt.