Wer das Resultat sieht, wird sich wohl sagen: "Das Übliche." Lewis Hamilton und Nico Rosberg teilen sich die ersten Startreihe, doch es hätte beinahe anders ausgehen können. "Es sah so aus, als ob Valtteri im Williams uns am Ende die Suppe würde versalzen können", sagte Toto Wolff, der selber erst einmal durchatmete, als der Finne in der letzten Kurve einen Fehler beging. Niki Lauda erklärte, warum es so eng wurde: "Der Kurs hat wenig Grip, die Reifen werden also bei Mercedes nicht richtig warm, bei Williams aber schon. In Österreich hatten wir dasselbe gesehen." Damals besetzten Massa und Bottas sogar komplett die erste Startreihe.

Paddy Lowe erläuterte es noch einmal detaillierter: "Wie die anderen Teams fanden auch wir uns bei der Reifennutzung auf dieser neuen Streckenoberfläche in einer ungewöhnlichen Situation wieder. Neuer Asphalt wie dieser besitzt an der Oberfläche eine Teerschicht. Diese wird mit der Zeit abgefahren. Zunächst sorgt sie allerdings dafür, dass es sehr schwierig ist, die Reifen auf Temperatur zu bringen. Mit diesem Phänomen haben wir es an diesem Wochenende zu tun." Aus diesem Grunde gab es ein ganz anderes Procedere als sonst: Statt einer oder zwei schneller Runden absolvierten die Mercedes-Piloten in Russland gleich fünf gezeitete Runden am Stück.

Anspannung: Toto Wolff genoss das Duell seiner Fahrer, doch Bottas überraschte auch ihn, Foto: Mercedes AMG
Anspannung: Toto Wolff genoss das Duell seiner Fahrer, doch Bottas überraschte auch ihn, Foto: Mercedes AMG

Große Erleichterung bei Hamilton erst nach Funkspruch

Gezeichnet war das Qualifying wieder vom Duell Hamilton vs. Rosberg. "Obwohl die Session untypisch verlief, zeigten die Fahrer wie üblich eine exzellente Leistung", lobte Lowe seine beiden Akteure. Auch Wolff zeigte sich elektrisiert vom Kampf im eigenen Team: "Das war erneut ein spannender Kampf zwischen unseren Fahrern. Am Ende setzte sich Lewis knapp durch. Jeder Run war hart umkämpft. Nico begann stärker, aber dann legte Lewis auf der zweiten und dritten gezeiteten Runde jedes Mal ein bisschen mehr nach." Wichtig war für ihn, dass beide Silberpfeile trotz der ungewöhnlichen Herangehensweise am Ende wieder ganz vorne standen. Für das Rennen rechnet er aber nicht nur mit Williams, sondern auch mit McLaren.

Lewis Hamilton machte kein Geheimnis daraus, dass ihm das Sochi Autodrom sehr gefällt, war aber bis zuletzt unsicher, ob seine 1:38.513 Minuten für die Pole ausreichend wären: "Im Qualifying war es schwierig, diese besondere Runde hinzubekommen. Aber ich bin dankbar, dass ich mich verbessern konnte. Als ich über die Linie fuhr, hoffte ich nur, dass ich es geschafft hatte. Wenn man dann die Bestätigung bekommt, ist das eine riesige Erleichterung. Ein großartiges Gefühl." Was das Rennen angeht, ist für den Polemann ein langer Weg zur ersten Kurve naturgemäß ein Feind. "Der Weg bis zur ersten Kurve ist lang und wir müssen beachten, dass es hier auch Überholmöglichkeiten gibt", warnte der Weltmeister von 2008.

Startplatz zwei: Bislang hatte Nico Rosberg in Russland das Nachsehen, Foto: Sutton
Startplatz zwei: Bislang hatte Nico Rosberg in Russland das Nachsehen, Foto: Sutton

Rosberg: Guter Start entscheidend

Nico Rosberg gab das Qualifying an Lewis Hamilton ab, gab sich jedoch für das Rennen weiterhin optimistisch: "Ich erwarte einen spannenden Grand Prix. Es gibt einige Überholmöglichkeiten auf den Geraden und ich bin sicher, dass wir jede Menge Action erleben werden." Ein guter Start soll ihm dabei helfen - allerdings muss ihm dieses Kunststück von der schmutzigen Seite gelingen. Sollte er nicht in der ersten Kurve vorne sein, dürfte es schwierig für ihn werden, Hamiltons Rhythmus zu brechen. Über die Strategie wird es nicht gehen: Da auch Paddy Lowe fest von einer Ein-Stopp-Strategie überzeugt ist, ist wenig Flexibilität gegeben.

Lobende Worte hatte Toto Wolff für Rookie Daniil Kvyat übrig: "Er hat eine großartige Leistung gezeigt, um sich bei seinem Heimrennen als Fünfter zu qualifizieren", zollte der Mercedes-Motorsportchef dem Toro-Rosso-Piloten Respekt.