Der Marussia-Rennstall macht aktuell eine sehr schwierige Zeit durch. Sein Pilot Jules Bianchi liegt nach dem schweren Unfall von Suzuka immer noch im Koma und wird voraussichtlich bleibende Schäden davontragen, sofern er seine schweren Kopfverletzungen überhaupt überlebt. Dennoch heißt es im Milliardengeschäft Formel 1 'The show must go on' und nur fünf Tage nach Bianchis furchtbarem Unfall heulen in Sochi bereits wieder die Motoren auf.

Fraglich ist jedoch, in welcher Form Marussia bei diesem ersten Grand Prix von Russland in das Geschehen eingreifen wird. Das Team hat die 8000 Kilometer lange Reise von Japan an die Schwarzmeerküste jedenfalls auf sich genommen und am Mittwoch arbeiteten die Mechaniker an zwei Wagen. Laut FIA-Statuten muss bis Donnerstag 16 Uhr ein Fahrer benannt werden. Das hat Marussia in Person von Testfahrer Alexander Rossi getan.

Das ist aber keine Garantie, dass Rossi in Russland fahren wird. Marussia will vor dem ersten Freien Training am Freitag ein offizielles Statement abgeben. Informationen des französischen Radiosenders RMC Sport zufolge soll das Team sogar einen völligen Startverzicht erwägen. Auch ein Einsatz nur mit Max Chilton scheint nach wie vor möglich. Im Paddock heißt es, dass der Rennstall tun will, was für die Familie von Jules Bianchi am besten ist. Marussia steht in ständigem Kontakt mit den Eltern des Franzosen.

In Gedanken bei Jules

Auch wenn Jules Bianchi in Sochi nicht im Paddock sein wird, ist der verunglückte Franzose dennoch allgegenwärtig. Über einer der Marussia-Garagen steht immer noch sein Name und auch die seine Fahrerkollegen werden am Wochenende Aufkleber für Bianchi auf ihren Helmen tragen. Sein Landsmann Jean-Eric Vergne initiierte die Aktion. Sticker werden an die Fahrer der Formel 1, GP2 und GP3 verteilt werden, so dass jeder eine kleine Botschaft an Bianchi mit sich auf dem Helm trägt.

Kommen geschlossene Cockpits?

Aktuell ist der Helm noch der einzige Kopfschutz der Formel-1-Piloten, doch das könnte sich in Zukunft ändern. Nach Bianchis Unfall kocht nun die Diskussion um geschlossene Cockpits wie in Kampfjets wieder hoch. Bisher wurde dieses Konzept weitestgehend abgelehnt, vor allem auch von Formel-1-Zampano Bernie Ecclestone, der die Cockpithauben als unvereinbar mit der Grundidee der Formel 1 ansieht. Auch Red-Bull-Teamchef Christian Horner bezeichnete die möglichen Lösungen in der Vergangenheit als erschreckend hässlich. Mika Häkkinen hält fest, dass die Autos mittlerweile auch so sehr sicher sind: "Man darf nicht vergessen, dass es seit mehr als 20 Jahren keine Todesfälle mehr in der Formel 1 gegeben hat. Das ist eine sehr lange Zeit."