Adelaide 1995 - Mika Häkkinen verunglückt im Freien Training zum Großen Preis von Australien. Der Finne erleidet schwere Kopfverletzungen. Den Zustand des im künstlichen Koma liegenden Patienten beschreiben die Ärzte als ernst, aber stabil. "Ich kann mir gut vorstellen wie der Familie, den Freunden und den Fans von Jules zumuten sein muss. Ich hatte damals eine Schädelfraktur. Die Ärzte mussten den Hirndruck reduzieren, um die Schwellung zu behandeln", erzählte der zweifache F1-Weltmeister.

Laut einem offiziellen Statement wurde bei Bianchi eine weitschweifige axonale Schädigung festgestellt. "Kopfverletzungen sind Kopfverletzungen. Es ist immer schwierig sich davon zu erholen. In meinem Fall hatte ich sehr viel Glück, weil der Krankenwagen an der Ecke stand, wo ich verunglückte und das Krankenhaus fünf Minuten vom Unfallort entfernt lag. Zudem war es ein Krankenhaus, das auf Hirnverletzungen spezialisiert war", erklärte Häkkinen.

Auch in der Mie Klinik in Yokkaichi, wo aktuell Bianchi um sein Leben kämpft, stehen Operationen am Gehirn an der Tagesordnung, alle nötigen Spezialisten und Geräte sind vorhanden. Zudem ist seit Dienstag auch Professor Gerard Saillant vor Ort. Saillant gilt in Frankreich als Koryphäe in der Neurologie und Traumaforschung - und soll nach Michael Schumacher nun auch bei Jules Bianchi zu Rate gezogen werden.

Safetycar kam zu spät

Neben dem Gesundheitszustand des 25-Jährigen wird auch der Unfallhergang heiß diskutiert. Laut Mika Häkkinen hätte das Safetycar sofort auf die Strecke raus müssen als der Abflug von Adrian Sutil passierte. "Es war eine schnelle Kurve, in der Bäche über die Strecke liefen und in der Auslaufzone ein Bergungsfahrzeug stand. In solch einer Situation muss automatisch das Safetycar rausgeschickt werden", meinte der Finne. Dennoch will er keine Kritik an der Rennleitung üben.

"Es ist eine große Herausforderung sofort zu reagieren. Ich sitze nicht da und treffe die Entscheidungen. Daher wäre es von mir unfair, die Situation zu beurteilen oder zu kritisieren. Aber die Logik sagt einem, dass wenn ein Auto in einer gefährlichen Kurve steht, dass man reagieren muss", sagte Häkkinen in der Sendung ServusTV. Der Unfall von Bianchi hat erneute Diskussionen über geschlossene Cockpits ausgelöst. "Alle tödlichen Unfälle, die in der Vergangenheit passiert sind, haben das Bewusstsein dafür geschärft, das etwas verbessert werden muss. Wenn ein geschlossenes Cockpit Leben retten kann, dann muss man sich das ansehen."