Derek Warwick, ehemaliger Formel-1-Fahrer und regelmäßig als Fahrervertreter in der Rennleitung im Einsatz, übt nach dem schweren Unfall von Jules Bianchi massive Kritik an den Verantwortlichen. Seiner Ansicht nach hätte das Rennen aufgrund des zu erwartenden Wetters vorverlegt werden müssen. "Zunächst einmal hoffen wir, dass Jules sich vollständig erholt. Wir sollten nicht aus den Augen verlieren, dass wir einen verletzten Fahrer haben", begann er.

"Aber es ist ziemlich lächerlich. Sie - die FIA, Bernie, Charlie Whiting, die Promoter, die Streckenbetreiber - wussten, dass dieses Wetter kommt, sie wussten, dass es mit dem Licht schwierig werden würde und ich frage mich, warum sie am Samstag, als sie alle Leute informieren konnten, nicht das Rennen vorverlegt haben", erklärte er gegenüber The Guardian.

Warwick ist davon überzeugt, dass eine Verschiebung möglich gewesen wäre. "Wenn die FIA und Bernie an irgendeine Strecke kommen und sagen, dass sie das Rennen eine Stunde früher stattfinden lassen wollen und das begründen, dann würde sich die Strecke dem Druck beugen." Die TV-Anstalten wären allerdings nicht erfreut gewesen, was Warwick nachvollziehen kann. "Viele TV-Stationen haben Satellitenzeit gebucht. Einige von ihnen hätten diese nicht umbuchen können, um das Rennen zu zeigen, wenn es vorverlegt worden wäre."

Warwick gab jedoch auch zu bedenken, dass die zeitliche Toleranz der Europäer für Überseerennen sehr gering geworden ist. Daher rechnet er damit, dass etwa in Japan, wo es gegen Ende des Rennens Probleme mit den Lichtverhältnissen geben kann, die Rennen künftig früher stattfinden werden - ob es dem europäischen Publikum gefällt oder nicht.

Kräne künftig Pflicht?

Eine weitere Änderung könnte es in Bezug auf die Bergung havarierter Boliden geben. Ein Kran würde stets bevorzugt werden, erklärte Warwick. "Ein Bergungsfahrzeug auf der Strecke zu haben, ist nicht ideal. Sollte es in diesem Bereich einen Vorstoß geben, dass vorgeschrieben wird, Kräne in Position zu haben und keine Bergungsfahrzeuge? Natürlich. Und das ist etwas, das man sich ansehen muss", forderte er.

Im Nachhinein betrachtet wäre es aus seiner Sicht sinnvoll gewesen, dass Safety Car schon früher auf die Strecke zu schicken. Dennoch macht er der Rennleitung, der er ja selbst regelmäßig angehört, keinen Vorwurf. "Wenn sie jedes Mal, wenn ein Bergungsfahrzeug auf der Strecke ist, ein Safety Car rausschicken würden, dann gäbe es einen Aufschrei in der Formel 1", prophezeite er. "Wir sollten uns nicht zu sehr mitreißen lassen, es war eine einmalige Sache. Man wird immer diese außergewöhnlichen Situationen haben und wir müssen vorsichtig sein, nicht reflexartig auf sie zu reagieren. Ich denke nicht, dass wir jemandem einen Vorwurf machen können."

Wenn allerdings gefordert werde, dass bei jemandem Ausrücken eines Bergungsfahrzeugs ein Safety Car auf die Strecke geschickt wird, dann werde die Rennleitung damit klarkommen. "Aber ich glaube nicht, dass es notwendig ist. Es ist besser, Leuten wie Charlie und seinem Team die Entscheidung zu überlassen. Wird er jedes Mal richtig entscheiden? Vielleicht nicht, aber ich werde mich immer dafür einsetzen, dass die Profis zum gegebenen Zeitpunkt die Entscheidung treffen."