Der schwere Unfall von Jules Bianchi während des Japan GP wirft bei Fans und Verantwortlichen zahlreiche Fragen in Bezug auf die Sicherheit der heutigen Formel 1 auf. Sollten Traktoren während des Rennens, ohne Einsatz eines Safety Cars, havarierte Boliden bergen? Sollten die Cockpits noch sicherer gemacht, also eventuell mit einer Kuppel geschützt werden? Sind die Helme sicher genug?

Max Mosley, der nach den tödlichen Unfällen von Ayrton Senna und Roland Ratzenberger Verbesserungen der Sicherheitsmaßnahmen in der Formel 1 vorangetrieben hatte, sieht keinen konkreten Handlungsbedarf. Zum einen weil die Verbesserung der Sicherheit ein sich fortsetzender Prozess ist und zum anderen weil der Unfall von Bianchi für ihn mehr eine Verkettung unglücklicher Umstände darstellt als Sicherheitslücken aufweist.

"Ich kann keinen der Menschen, die beteiligt waren, wirklich kritisieren - egal ob die Streckenposten, den Renndirektor oder irgendwelche anderen Leute. Ich denke, alles wurde so getan, wie es sein sollte", betonte der ehemalige FIA-Präsident im Gespräch mit Sky Sports News. "Damit sich jemand in der modernen Formel 1 verletzt, müssen mehrere Dinge gleichzeitig schief gehen - es ist ein wenig wie in der Luftfahrtindustrie."

Nach den Unfällen von Senna, Ratzenberger und auch Karl Wendlinger habe die FIA systematisch alle Sicherheitsaspekte untersucht. "Helme, Fahrerschutz im Auto, Überrollbügel, Feuerschutz und so weiter. Das ist eine fortlaufende Entwicklung", erläuterte er. "In diesem bestimmten Fall glaube ich nicht, dass eine dieser Vorsichtsmaßnahmen geholfen hätte. Denn so wie ich das verstehe, ist er unter den Traktor gerutscht. Und das hat die Gefahr verursacht", erläuterte Mosley.

Dennoch rechtfertigt er den Einsatz des Traktors an Adrian Sutils Unfallstelle, denn es handele sich um eine automatische Prozedur. Ein havariertes Auto werde sofort zur Gefahr für alle anderen. "Wenn ein anderes Auto, das an der gleichen Stelle abfliegt, es trifft, sind die Folgen unvorhersehbar", gab er zu bedenken. "Daher will man das Auto so schnell wie möglich entfernen."

Mosley nahm jedoch nicht nur die Rennleitung und Streckenposten, sondern auch die Ärzte vor Ort in Schutz, die beschlossen, Bianchi im Krankenwagen statt im Helikopter abzutransportieren. "Das ist eine medizinische Entscheidung. Wenn man jemanden mit Kopfverletzung hat, dann ist es bisweilen sehr gefährlich, ihn in die Luft zu bringen, wo der Luftdruck sinkt und sich die Dinge dann verschlechtern", zeigte der Brite auf. "Wir glauben, dass [Mark] Donohue 1975 starb, weil er in einem Helikopter zum Krankenhaus gebracht wurde und eine Gehirnblutung erlitten hat. Die Ärzte entscheiden, ob es sicher ist, einen Fahrer im Helikopter zu transportieren oder nicht."