Dass Lotus in einigen Angelegenheiten eine etwas ungewöhnliche Herangehensweise pflegt, ist nichts Neues. Die Truppe ist stets mit einem Augenzwinkern bei der Arbeit, doch was man in Suzuka so von Piloten und Teamverantwortlichen zu hören bekommt, grenzt schon an Realitätsverlust. Pastor Maldonado fuhr im Qualifying die 17. Zeit, muss aber aufgrund eines Motorwechsels vom Ende des Feldes starten. Romain Grosjean fuhr die 18. beste Runde und rückt durch die Strafe seines Teamkollegen um einen Platz nach vor. Die beiden Lotus-Piloten befinden sich also in etwa da, wo man sie auch erwartet hatte. Zumindest jeder, der nicht im Team engagiert ist.

Denn sowohl Romain Grosjean als auch Pastor Maldonado gaben sich nach dem Qualifying überrascht vom schlechten Ergebnis, unterstützt von Trackside Operations Director Alan Permande. Grosjean hatte mit Startreihe sechs oder sieben gerechnet: "Nach den Trainings am Freitag und Samstag dachten wir eigentlich, dass es für uns ziemlich gut aussieht. Startplatz zwölf oder 13 schien möglich, aber im Qualifying war ich mit dem Auto dann nicht mehr so zufrieden. Der Wind hat sich geändert und vielleicht ist unser Wagen das besonders anfällig. Was auch immer der Grund war, wir konnten einfach nicht mehr Pace aus dem Auto bekommen."

Auch Maldonado hatte große Erwartungen. "Wir hatten mit einem besseren Qualifying gerechnet, aber wir konnten im entscheidenden Moment nicht das Maximum aus dem Auto herausholen", so der Venezolaner. Alan Permane spielt ebenfalls im Lotus-PR-Theater mit: "Wir sahen am Freitag viel Potenzial, aber heute sind wir mit dem Auto nicht so gut zurechtgekommen."

Im Vorjahr fuhr Grosjean in Suzuka noch auf das Podium, nun kämpft er gegen Marussia und Caterham, Foto: Sutton
Im Vorjahr fuhr Grosjean in Suzuka noch auf das Podium, nun kämpft er gegen Marussia und Caterham, Foto: Sutton

Weiterhin Zweckoptimismus

Obwohl Lotus im Qualifying vor Augen geführt wurde, dass die eigenen Erwartungen - oder zumindest das, was man nach außen hin als solche verkauft - mit der Realität nichts zu tun haben, geht man hoffnungsfroh in den Grand Prix am Sonntag. "Das Rennen könnte interessant werden. Alles hängt davon ab, wie stark und wann es regnet. Mal sehen, ob wir die Bedingungen irgendwie zu unserem Vorteil nutzen können", gab Grosjean zu Protokoll.

Pastor Maldonados Blick in Richtung Rennen kann bei seiner radikalen Fahrweise schon fast als Drohung verstanden werden: "Aufgrund der Wettervorhersage besteht am Sonntag die Möglichkeit, dass es sehr aufregend wird und sich einige Chancen ergeben. Leider habe ich aber die Strafe wegen des Motorwechsels bekommen, wodurch es für mich noch schwieriger wird. Dennoch bleibe ich fokussiert und werde versuchen, das bestmögliche Resultat einzufahren. Alles kann passieren!"