Sebastian Vettel verlässt Red Bull und wird ab 2015 für Ferrari fahren. Schon lange stand dieses Gerücht im Raum, doch der Weltmeister teilte seinem langjährigen Team erst am Freitagabend in Suzuka mit, dass er den Wunsch hegt, in Maranello anzuheuern. "Ich kenne ihn sehr gut, wir haben viel Zeit zusammen verbracht und man konnte sehen, dass ihn zuletzt etwas beschäftigt hat", sagte Teamchef Christian Horner am Samstagmorgen. "Eine solche Entscheidung zu treffen, ist nicht einfach, aber er hat sich erst am letzten Abend mit uns zusammengesetzt und uns informiert."

Vettel gewann mit Red Bull je vier Fahrer- und Konstrukteurs-Weltmeisterschaften und brach unzählige Rekorde, weshalb Horner der Abschied seines Schützlings naturgemäß nicht leicht fällt. "Alles, was ich tun kann, ist ihm das Beste für die Zukunft zu wünschen", sagte der Brite, fügte jedoch an: "Er wird weiterhin in unseren Herzen sein, aber ab 1. Januar ist er ein Gegner." Ferrari gab die Verpflichtung des Heppenheimers zwar noch nicht offiziell bekannt, doch Horner verriet: "Ferrari hat ihm ein sehr attraktives Angebot gemacht."

Vettel trägt bald dauerhaft Rot, Foto: Red Bull
Vettel trägt bald dauerhaft Rot, Foto: Red Bull

Zwar verlängerte Vettel seinen Vertrag bei Red Bull erst im Vorjahr vorzeitig bis zum Ende der Saison 2015, doch beim britisch-österreichischen Rennstall sah man davon ab, ihn wegen des laufenden Kontrakts zum Bleiben zu zwingen, zumal er ohnehin eine Ausstiegsklausel hatte. "Wenn jemand mit seinem Herz nicht mehr da ist, spielt es keine Rolle, was auf einem Stück Papier steht", betonte Horner. "Er hat einen Abschnitt in seiner Karriere erreicht, in dem er eine neue Herausforderung braucht. Das ist sein Vorrecht und es ist in jeder Beziehung so, dass es Zeit ist, weiterzuziehen, wenn man mit dem Herz nicht mehr bei der Sache ist."

Vettel befand sich seit Anbeginn seiner Formel-1-Karriere in der Red-Bull-Familie, zunächst beim Nachwuchs-Team Toro Rosso, für das er 2008 in Monza sensationell seinen ersten Grand Prix gewann, und ab 2009 bei Red Bull Racing. Horner zeigte Verständnis dafür, dass dem 27-Jährigen der Sinn nach Veränderung steht. "Bei Ferrari hat sich ein Fenster geöffnet und er hat entschieden, dass das Timing für ihn richtig ist", spielte er auf die seit Monaten andauernden Spekulationen an, wonach Fernando Alonso die Scuderia in Richtung McLaren verlassen könnte. "Das ist seine Entscheidung. Er war lange genug hier, um seine eigene Meinung zu haben. Er hat keinen Manager und Leute um ihn herum. Er hat diese Entscheidung getroffen und wir respektieren das."

Der eigenen Philosophie treu bleiben

Vettels Cockpit bei Red Bull wird ab 2015 Daniil Kvyat übernehmen, der in dieser Saison für Toro Rosso an den Start geht. Der junge Russe legt damit einen rasanten Aufstieg hin, denn 2013 war er noch in der Nachwuchsserie GP3 tätig. "Es ist seit vielen Jahren unsere Philosophie, auf die Jugend zu setzen und unsere eigenen Talente aufzubauen - das ist genau, was wir mit Sebastian getan haben", hielt Horner fest. "Es gab Fragezeichen, als wir ihn unter Vertrag nahmen und es gab Fragezeichen, als wir Daniel Riccardo unter Vertrag nahmen, aber wir haben gezeigt, dass es funktioniert. Daniil ist ein sehr vielversprechendes Talent und ein aufregendes neues Kapitel für Red Bull Racing."

Obwohl Red Bull 2015 nicht nur auf die Dienste von Vettel verzichten muss, sondern auch Technik-Genie Adrian Newey sich einer neuen Aufgabe zuwendet, ist Horner um die Zukunft des Teams nicht bange. "Werden wir im Stich gelassen? Nein. Wir haben mit Daniel Ricciardo einen fantastischen Fahrer", strich der Brite hervor. "Als Seb zu uns kam, war er ein junger Fahrer und wir haben gezeigt, dass Investitionen in junge Fahrer funktionieren."

Für Horner stellt das nächste Jahr den Beginn eines neuen Kreislaufs dar. "Adrian ist sehr stark in den Bau des neuen Autos und in die Zukunft des Teams involviert", erklärte er. "Es war unvermeidbar, dass dies an einem gewissen Punkt passieren würde. Es ist heute passiert und jetzt ist es an der Zeit, nach vorne zu schauen." Eine Verpflichtung von Fernando Alonso stand für Red Bull übrigens nie zur Debatte. "Fernando ist ein wunderbarer Fahrer, aber unsere Philosophie ist, in die Jugend zu investieren und Youngstern eine Chance zu geben."

Kvyat steigt zu Red Bull auf, Foto: Sutton
Kvyat steigt zu Red Bull auf, Foto: Sutton

Vettel bedankt sich

Vettel selbst richtete dankende Worte an seine langjährigen Wegbegleiter bei Red Bull. "Es ist ein großer Schritt und natürlich fällt es einem nicht leicht eine solche Entscheidung zu treffen", so der Deutsche. "Ich möchte nochmals großen Dank an Dietrich Mateschitz, Dr. Helmut Marko, Christian Horner, die gesamte Red Bull-Familie Red Bull Racing, Red Bull und Toro Rosso aussprechen. Ich bedanke mich bei allen für das Vertrauen, dass sie in mich gesetzt haben und für ihre tolle Unterstützung über die letzten Jahre."