Die Formel 1 hat sich verändert. Seit die Ära der Power Units angebrochen ist, wird über Turbos, ERS und den Benzinverbrauch diskutiert. Obendrein sind zwei der drei in der F1 engagierten Hersteller klar im Hintertreffen. Mercedes dominiert die Power-Unit-Generation 2014 nach Belieben. Ferrari und Renault haben riesigen Aufholbedarf.

"All diese Unternehmen wie Ferrari oder Renault können Weltklasseprodukte erschaffen", ist sich David Coulthard sicher. Im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com schränkt er jedoch ein: "Schwierig ist es, dass sie in dieser Saison keine Chance haben, darauf zu reagieren. Ich denke, im ersten Jahr hätte es ihnen erlaubt sein sollen, ihre Produkte weiterzuentwickeln." Soll bedeuten: das eingefrorene Motorenreglement verhindert, dass Ferrari und Renault auf Mercedes aufholen können.

Nicht alles auf einmal möglich

Im kommenden Jahr soll sich das vielleicht ändern. Über den Winter ist den Herstellern ohnehin erlaubt, eine bestimmte Anzahl an Veränderungen an ihren Aggregaten vorzunehmen (s. Tabelle unten). Dabei handelt es sich jedoch nicht um eine Allzweckwaffe, um den massiven Rückstand der Mannschaften aus Maranello und Viry-Châtillon aufzuholen.

"Auch wenn du ein großes Budget hast, kannst du die ganzen Tokens nicht hintereinander abarbeiten", betont Motorsport-Magazin.com-Experte Christian Danner. "Das geht nicht über den Winter. Selbst wenn du alles parallel fährst, ist das zu viel, zu schwierig. Die Zeit reicht dafür nicht. Es sind unglaublich viele Sachen."

Entwicklung rund um die Uhr

An dieser Stelle könnte Renault und Ferrari ein zweiter erlaubter Entwicklungszeitpunkt während der Saison 2015 in die Karten spielen. Dann wären zum Beispiel Änderungen an der Power Unit zum Saisonstart und zur Saisonhalbzeit erlaubt.

Die Mercedes Power Unit ist das Maß der Dinge, Foto: Mercedes
Die Mercedes Power Unit ist das Maß der Dinge, Foto: Mercedes

Aus Sicht von Renault-Chefingenieur Rémi Taffin würde sich dadurch nicht viel verändern. "Im nächsten Jahr wird es nicht viele Teile geben, die noch genauso aussehen", kündigt er große Entwicklungssprünge an. Ob Renault aber alle neuen Teile schon in den Saisonstart-Motor für Melbourne integrieren kann, lässt er offen. "Wenn wir irgendwann während der Saison noch einen Zeitpunkt erhalten würden, um Weiterentwicklungen einzuführen, werden sie bereit liegen."

Schließlich werde Renault selbst nach dem Einfrieren der 2015er Antriebsaggregate weiter Vollgas bei der Entwicklung geben. In diesem Punkt stimmt ihm Ferrari-Chefingenieur Pat Fry zu. Auch die Scuderia wird das gesamte Jahr kontinuierlich weiterentwickeln, um den Rückstand aufzuholen. "Wir haben keinen fixen Zeitpunkt im Auge. Wir arbeiten so schnell wir können auf jedem einzelnen Gebiet", so Fry.

In Frys Augen liegen die Veränderungen noch immer innerhalb des technischen Reglements. Die Anzahl der Veränderungen sei exakt gleich - nur habe man eine Möglichkeit mehr, sie zur Saisonmitte einzuführen. "Der Kostenfaktoren spielt für uns dabei keine große Rolle", betont er. "Wir würden die Entwicklung ohnehin fortführen."

Vorsicht vor den Kosten

Mercedes-Motorenchef Andy Cowell sieht das etwas anders. Sicherlich auch nicht ganz ohne Hintergedanken, immerhin will Mercedes sicher nichts von seinem Vorsprung verschenken. Dennoch gibt Cowell zu bedenken, dass dies eine klare Veränderung der vereinbarten Struktur wäre.

Derzeit seien die Power Units für einen zwölfmonatigen Entwicklungsrhythmus eingefroren. "Oft ist die Prüfstandphase der kostspielige Aspekt", betont Cowell. Denn darin wird die Zuverlässigkeit der Komponenten für die nötige Laufzeit von fünf Rennwochenenden erprobt. Schließlich müssen in dieser Phase viele Teile hergestellt und immer wieder verändert und verbessert werden.

"Das Reglement wurde vor einigen Jahren mit der Möglichkeit eines jährlichen Performance-Updates erstellt", erinnert Cowell. Sollte die Formel 1 nun zu einem neuen Intervall mit halbjährlichen Änderungen wechseln wollen, müsse sie sich das sorgfältig überlegen. "Die Ingenieure würden es sicher lieben, aber die Buchhalter würden sicher die Augenbrauen hochziehen."

Änderungen von 2015 bis 2020

Das erste Bild der neuen Honda Power Unit, Foto: Honda
Das erste Bild der neuen Honda Power Unit, Foto: Honda

In einer Tabelle wurde genau festgelegt, welche Teile bis wann modifiziert werden dürfen. Komponenten des Verbrennungsmotors werden früher eingefroren als elektronische Bauteile. So wurden beispielsweise Kurbelwelle und Kurbelwellengehäuse schon für diese Saison homologiert, während alle Elemente des MGU-H bis einschließlich 2018 weiterentwickelt werden dürfen.

Bis: 2015 2016 2017 2018 2019+2020
Gesamtzahl der relevanten Bauteilgruppen 66 66 66 66 66
Modifizierbare Bauteilgruppen 61 51 51 43 3
Homologierte Bauteilgruppen 5 15 15 23 63
Anteil der homologierten Bauteilgruppen 8 23 23 35 95