Steffen Dietz hat derzeit alle Hände voll zu tun. Der Deutsche ist Chefmeteorologe des in Wien ansässigen Unternehmens Ubimet, das seit dieser Saison für die Wetterprognosen der Formel 1 verantwortlich zeichnet. Schon seit Tagen befindet sich Dietz mit seinem Team in Suzuka und beobachtet den Taifun Phanfone, der Kurs auf Japan nimmt und das bevorstehende Rennen gefährdet. Motorsport-Magazin.com blickt hinter die Kulissen der Wetterfrösche der Formel 1.

Vor jedem Rennwochenende wird ein Wetterradar aufgestellt, Foto: Ubimet
Vor jedem Rennwochenende wird ein Wetterradar aufgestellt, Foto: Ubimet

Das Ubimet-Team reist zu jedem Rennwochenende mit ungefähr einer Tonne Equipment an, darunter auch ein Wetterradar, das für gewöhnlich am Dienstag aufgebaut wird. "Es ist immer eine Herausforderung, einen geeigneten Platz für ein Radar zu finden. Es ist auf einem Mast montiert und kann bis auf neun Meter ausgefahren werden", erklärt Dietz im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com. In der Regel werden ab Mittwochabend die ersten Prognosen erstellt, die den Teams mittels eines Web-Portals, dem sogenannte Live-On-Track-System, zur Verfügung gestellt werden.

"Wir haben vier unterschiedliche Wettermodelle im Einsatz, die teilweise auch vor Ort auf Servern in der FIA-Garage gerechnet werden. Das sind unsere eigenen Modelle, die wir selbst entwickelt haben und eine hohe räumliche und zeitliche Auflösung bieten", erläutert Dietz. Das höchst aufgelöste Modell wird jede Stunde neu gerechnet. Darüber hinaus gibt es manuelle Vorhersagen von den Meteorologen, die mit einer höheren Priorität zu werten sind.

"Diese entstehen auf Basis von Modellen, Satellitendaten sowie Radarbildern und wir machen daraus unsere eigene Prognose, die im Normalfall die beste ist", führt Dietz aus. "Diese Prognose ist recht ausführlich, es fließen auch neue Parameter wie die Strahlung mit ein. Ich denke, das ist in der Summe doch umfangreicher, als es die Teams bisher gewohnt waren." Bis zu dieser Saison war Meteo France der offizielle Wetterdienst der Formel 1, doch Ubimet überzeugte die FIA mit einem wesentlich umfangreicheren Service, als ihn die Franzosen anboten.

Die Teams beziehen ihre Daten über ein Webportal, Foto: Ubimet
Die Teams beziehen ihre Daten über ein Webportal, Foto: Ubimet

Schlechtes Wetter sorgt für Stress

Neben dem Webportal, über das die Teams die Daten beziehen, wird während der Sessions auch ein Live-Ticker angeboten, der eine Beurteilung des aktuellen Radarbildes liefert. "Wir geben dabei zum Beispiel heraus, ob sich in der Umgebung gerade Regenschauer befinden und wann diese an der Strecke ankommen", so Dietz. Zeit, den Grand Prix zu verfolgen, haben die Meterorologen nicht: Erlaubt es die Wetterlage, bereitet sich das Ubimet-Team bereits am Sonntag während des Rennens wieder auf die Abreise vor. "Innerhalb von etwa vier Stunden muss alles verpackt werden. Das ist eine stressige Zeit."

Die Rennställe sind mit dem Service des neuen Dienstleisters bislang rundum zufrieden, wie Dietz stolz verrät. "Es gab von den Teams betreffend die Wettervorhersagen wenig Feedback, was im Umkehrschluss bedeutet, dass sie zufrieden sind, weil meistens melden sie sich nur, wenn irgendetwas nicht stimmt", betont der Deutsche, für den der Japan GP aufgrund des Taifuns deutlich mehr Stress als etwa ein Rennen in Bahrain bedeutet, wo Niederschlag die absolute Ausnahme darstellt. "Man hat den körperlichen Stress durch den Auf- und Abbau, aber Donnerstag bis Sonntagnachmittag hat man im Falle von ruhigem Wetter selbst etwas mehr Ruhe."