Der Große Preis von Singapur brachte einige Überraschungen mit sich - im positiven wie im negativen Sinne. Ein bittersüßer Sieg für Mercedes, ein Doppelpodium für Red Bull, ein großartig aufgelegter Jean-Eric Vergne. Überall im Feld gab es Verschiebungen - bis hin zu Marussia und Caterham. Der Grat zwischen Punkten und Pleite war besonders schmal, da die SC-Phase die Strategie aller Teams durcheinanderwürfelte. Die Teams reagierten darauf mit unterschiedlichen Strategien. Motorsport-Magazin.com analysiert im Detail, wie sich die einzelnen Teams geschlagen haben.

Mercedes

Nach dem Rosberg-Ausfall war Hamilton ohne Gegner, Foto: Sutton
Nach dem Rosberg-Ausfall war Hamilton ohne Gegner, Foto: Sutton

Sonntag: Da war sie also wieder - die Mercedes-Überlegenheit, wenn auch nur zu 50 Prozent. Nach Nico Rosbergs Pech sah es lange nach einer Spazierfahrt für Lewis Hamilton aus, doch das Safety Car sollte noch einmal alles über den Haufen werfen. Mercedes zog noch einmal superweiche Reifen auf, so dass Hamilton noch einmal reinkommen musste und 27 Sekunden Vorsprung brauchte. Ganz reichte es zwar nicht, aber an Sebastian Vettel kam der Weltmeister von 2008 problemlos auf frischen Reifen wieder vorbei. Nichtsdestotrotz wird die Freude etwas gedämpft ausfallen: Denn Ausfallen war heute das Motto bei Nico Rosberg: Ein defektes Kabel sorgte für die fürchterlichen Elektronikprobleme, die zum Ausfall führten. Dennoch werden Niki Lauda und Toto Wolff wohl aufatmen, dass sie im Rennen die alte Dominanz wiederhergestellt haben, nachdem es zu Beginn des Wochenendes noch so ausgesehen hatte, dass die Konkurrenz deutlich näher gekommen wäre.

Samstag: Am Ende waren sie doch wieder: Lewis Hamilton holte sich in Singapur die Pole Position vor Nico Rosberg. Also: Same procedure as every race? Nicht ganz, denn es war lange Zeit nicht sicher, ob Silber am Ende ganz oben stehen würde. Doch am Ende pushten sich Hamilton und Rosberg gegenseitig in die erste Startreihe. "Wir haben das Ergebnis unseren Fahrern zu verdanken", sagten Toto Wolff und Niki Lauda unisono. Dabei sah es zunächst gar nicht so gut aus: Im dritten freien Training verlor zunächst Hamilton fast das Auto und wurde nur Sechster, Rosberg kam auf P3. Auch in Q3 lagen die beiden Mercedes-Piloten zunächst nicht vorn, konnten sich dann aber im letzten Run wieder nach vorn kämpfen. Sieben Tausendstel Unterschied - "Damned!", schrie Rosberg in den Funk.

Freitag: Mercedes ist auch in Singapur das Maß aller Dinge. Hamilton war sowohl auf einer Runde als auch auf den Long Runs schnell unterwegs. Seinen Teamkollegen erwartet der Brite auf demselben Niveau, auch wenn Rosberg am Freitag im Verkehr stecken blieb und er weit hinter Hamilton landete. Allerdings scheint Red Bull näher dran zu sein als zuletzt. Auch die Ferrari, allen voran Fernando Alonso, der einen brillanten Freitag erwischte, könnten Mercedes das Leben erschweren. Aber allenfalls ein wenig. Ihre wahre Pace haben die Silberpfeile noch nicht gezeigt: Sowohl Rosberg als auch Hamilton mussten ihre schnellsten Runden wegen der roten Flagge durch den Maldonado-Unfall abbrechen.

Red Bull

Kein Team nahm mehr Punkte aus Singapur mit als Red Bull, Foto: Sutton
Kein Team nahm mehr Punkte aus Singapur mit als Red Bull, Foto: Sutton

Sonntag: Durch die Mercedes-Teilpleite ist Red Bull der große Gewinner des Wochenendes: Die Plätze zwei und drei bedeuten einen warmen Punktestrom auf das Konto des Weltmeisterteams. Und Sebastian Vettel zeigte endlich wieder seine alte Stärke: Platz zwei mit einem vom Safety Car erzwungenen unglaublich langen Schlussstint. Dabei sah es zunächst noch so aus, als würde Fernando Alonso die Bullenparty verderben, als er sich an Vettel vorbeistoppte. Doch der Ferrari-Pilot schaffte es in der Schlussphase nicht mehr, auf frischeren Reifen die beiden Red-Bull-Piloten anzugreifen. Obwohl Sebastian Vettel durchaus zu Recht angab, dass das Safety Car für ihn zum "blödesten Zeitpunkt" herausgekommen sei, ist anzumerken, dass es letztlich Red Bull die notwendige Track Position gegenüber Alonso verschafft hat. Dennoch wurde es in den letzten Runden richtig knapp und beide Fahrer waren absolut am Limit, doch das Risiko zahlte sich aus. Kleine Showeinlage am Rande: Der Doppelboxenstopp zu Beginn des Rennens.

Samstag: Die Hoffnung war da, das Mercedes-Doppel an der Spitze zu sprengen, doch am Ende wurde es die zweite Reihe für Daniel Ricciardo und Sebastian Vettel. Red Bull ist näher dran an Mercedes als es jemals zuvor in dieser Saison ein Team gewesen ist. Deshalb bleibt man im Lager von Christian Horner weiterhin optimistisch. Erstmals in dieser Saison lautet das Ziel, Mercedes richtig unter Druck zu setzen. Und es hat sich diese Saison schon gezeigt, dass man die Silbernen damit in Probleme treiben kann. Wieder einmal hatte der Australier die Nase vorn, während Vettel leichte Fehler monierte, weil er zu hart attackierte. Er kündigte bereits an, dass er bereits ist, in Lücken hineinzustechen, sollten sie sich auftun.

Freitag: Durchwachsener Freitag für Red Bull. Bei Sebastian Vettel reichte es im ersten Training nach einem Mauer-Streifer zwar zu einem vierten Platz, doch kurz vor Schluss der Session ließ ihn sein Motor im Stich. Red Bull blieb keine Wahl, als das Aggregat zu wechseln. Zumindest gelang das in Rekordzeit, sodass Vettel im zweiten Training, zwar verspätet, aber immerhin überhaupt noch ins Auto steigen konnte. Sofort ließ es der Heppenheimer krachen. Platz fünf! Für das Rennen muss Vettel keine Strafe fürchten. Am Sonntag sollte ohnehin ein anderer Motor eingebaut werden. Wieder einmal schneller als der Deutsche war Daniel Ricciardo, der sich nach Platz fünf am Nachmittag in der Abendsession auf den dritten Platz schob. Allerdings drehte der Australier auch fünfmal mehr Runden als Vettel. Interessant: In der ersten Session fuhr Red Bull zwei unterschiedliche Heckflügelvarianten. Daniel Ricciardo war ohne Monkey Seat - einem kleinen Flügelelement an der Auspuffmündung unterwegs - und Sebastian Vettel mit. In der zweiten Session fuhr der Australier ebenfalls die Variante mit Monkey Seat.

Williams

Bottas verliert in der letzten Runde alles, Foto: Sutton
Bottas verliert in der letzten Runde alles, Foto: Sutton

Sonntag: Letztlich war es eine Runde zu viel für Valtteri Bottas. Wäre das Rennen nur eine Runde früher zu Ende gewesen, hätte man wohl ein sehr zufriedenstellendes Resultat geholt, so blieb nur Felipe Massa als Punktelieferant übrig. Mit Platz fünf holte er das Maximum auf einer Strecke, die dem FW36 nicht wirklich liegt und fuhr den längsten Stint von allen über 38 Runden. Bottas kämpfte unterdessen mit seiner Servolenkung. Als wäre das Rennen nicht schon anstrengend genug, wurde er damit noch weiter gefordert. Das sorgte aber auch dafür, dass er seine Reifen nicht so konservieren konnte wie es nötig gewesen wäre. Am Ende seines 37-ründigen Stints waren die Gummis so am Ende, dass er das Auto fast nicht mehr kontrollieren konnte und einen Reifenschaden erlitt. Er schoss am Ende des Esplanade Drive geradeaus und fiel noch knapp aus den Punkten. Dennoch gelang Williams optimale Schadensbegrenzung, bevor es nun wieder auf Strecken geht, die dem britischen Traditionsteam mehr liegen.

Samstag: Der Abstand zu Mercedes ist nicht viel größer als er es in den letzten Rennen war, doch das generell engere Feld machte Williams zu schaffen: Die Plätze sechs (Massa) und acht (Bottas) waren aber immerhin bei weitem besser als die Resultate vom Freitag. Williams ist auch auf dem langsamen Marina Bay Circuit konkurrenzfähig. Ferrari und Red Bull sind im Rennen in Reichweite für Massa. Bottas muss zunächst das Chaos im Mittelfeld überleben. Ein kleiner Fehler in Turn 1 kostete Valtteri Bottas ein besseres Resultat. Die Balanceprobleme vom Freitag sind Geschichte. "Was wirklich Mut macht ist, dass wir das Problem von gestern erkannt haben und die Veränderungen das Auto wie erwartet verbessert haben", freute sich Felipe Massa. Einer guten Rennperformancesteht somit nichts mehr im Weg, schließlich wurde darauf am Freitag ein Großteil der Energie drauf verwendet.

Freitag: Da werden sich die Williams-Anhänger mächtig die Augen gerieben haben! Gerade einmal zu P17 und P18 reichte es am Freitag im Gesamtklassement für Felipe Massa und Valtteri Bottas. Zwar arbeitet freitags traditionell kaum ein anderes Team so akribisch an der Rennpace wie Williams, trotzdem erstaunt es schon, dass die Piloten derart tief ins Niemandsland eingewandert sind. Da drängt sich der Verdacht auf, dass dem Geraden-Liebhaber FW36 der kurvige Kurs in Singapur so gar nicht schmeichelt. Das zumindest fürchtet Bottas: "Die Position, auf der wir angekommen sind; ist sicherlich nicht repräsentativ, aber das Auto ist hier auf jeden Fall schwieriger zu fahren als zuletzt."

Ferrari

Knapp am Podium vorbei: Fernando Alonso machte das Safety Car dafür verantwortlich, Foto: Sutton
Knapp am Podium vorbei: Fernando Alonso machte das Safety Car dafür verantwortlich, Foto: Sutton

Sonntag: Fernando Alonso führte wieder einmal alle an der Nase herum: Durch seinen mehr oder weniger mutwilligen Verbremser in Kurve 1 machte er zwei Plätze gut, von denen er anschließend nur einen wieder zurückgab - der Spanier kam mit diesem Manöver durch. Anschließend undercuttete er erfolgreich Sebastian Vettel und war auf Kurs zu Platz zwei - doch dann kam das Safety Car. Alonso stoppte noch einmal, während Red Bull draußen blieb. Das warf den Doppelweltmeister auf Rang vier zurück und er schaffte es anschießend nicht mehr, sich an Ricciardo vorbeizuschieben. Da war mehr drin. Das war auch bei Kimi Räikkönen der Fall. Nach seinem starken Auftritt an den beiden Eröffnungstagen blieb der Finne im Rennen eher blass. Das lag in erster Linie an seinem Landsmann Valtteri Bottas, der für den Iceman mit seinem hohen Topspeed zum unüberwindbaren Hindernis wurde. Erst durch den Reifenschaden in der letzten Runde am Williams kam Räikkönen vorbei, zu diesem Zeitpunkt waren aber schon Vergne und Perez durch. Somit wurde er Achter.

Samstag: Nach der abermaligen Bestzeit von Fernando Alonso im dritten freien Training und Platz 1 für Kimi Räikkönen in Q1 wird wahrscheinlich sogar eine leichte Enttäuschung im roten Lager herrschen, dass es nur zu den Plätzen fünf (Alonso) und sieben (Iceman) reichte. Nach den enttäuschenden Rennen auf den Hochgeschwindigkeitspisten präsentiert sich Ferrari auf dem engen Geläuf von Singapur deutlich stärker - ein Indiz für guten mechanischen Grip. Besonders erfreulich dürfte aus Ferrari-Sicht aber die Vorstellung von Kimi Räikkönen sein, der endlich zu Alonso aufgeschlossen hat. Nach der Bestzeit in Q1 witterte er endlich Morgenluft, doch im entscheidenden Run stotterte sein F14T plötzlich über den Kurs und Räikkönen musste abbrechen. Ein Software-Problem vereitelte ein stärkere Performance des Ex-Meisters, der sein stärkste Wochenende der Saison zeigt.

Freitag: Ferrari zeigte sich wie üblich für Freitage von seiner Sahneseite. Fernando Alonso und Kimi Räikkönen erlebten keinen perfekten, aber einen stark verbesserten Tag in Singapur. Alonso markierte in der ersten Session in 1:49.056 Minuten die schnellste Zeit und verwies damit Lewis Hamilton auf Platz zwei. Im zweiten Training gelang Hamilton zwar der Konter, doch auch Alonso präsentierte sich stark und stellte den Ferrari auf Platz zwei. Kimi Raikkönen blieb zwar in beiden Trainings klar hinter dem Asturier zurück, verbesserte sich nach Platz sieben in der ersten Session im zweiten Training aber auf Rang vier. Nur ein kleines Bremsproblem an Raikkönens Auto trübte das sonst gute Bild, allerdings ließ es sich schnell beheben.

McLaren

Kevin Magnussen wurde in seinem Auto nahezu gegrillt, Foto: Sutton
Kevin Magnussen wurde in seinem Auto nahezu gegrillt, Foto: Sutton

Sonntag: Viel hat McLaren aus seinen Möglichkeiten am Sonntag nicht gemacht, und das lag nicht an den Fahrern. Jenson Button überlegte sich gerade seine Schlussattacke auf die Bottas-Gruppe, als sein McLaren den Dienst quittierte und der Weltmeister von 2009 ausrollte. Ein sicheres Punkteresultat glitt McLaren aus den Fingern. Kevin Magnussen ging durch die Hölle: Sein Fahrzeug heizte sich immer weiter auf, so dass sogar das Wasser in der Trinkflasche zu kochen anfing. Der Däne kämpfte sich wie ein Gladiator durch und vollbrachte schier Übermenschliches. Durch die Reifenprobleme bei Valtteri Bottas wurde der Höllenritt sogar noch mit einem Punkt belohnt. Dennoch bleibt festzuhalten: Ohne diese Schwierigkeiten hätten es deutlich mehr Punkte werden können. McLaren hat in Singapur einige Punkte verschenkt.

Samstag: Inzwischen weiß man, wo man steht, aber wirklich glücklich wird das die McLaren-Leute nicht machen: Rund um den letzten Punkteplatz. Kevin Magnussen fuhr sich mit einer Chaos-Runde ins Q3 und holte sich den neunten Startplatz - mehr steckt im MP4-29 nicht drin. Jenson Button verbremste sich in Q2 leicht und verlor dabei die entscheidenden Hundertstel gegenüber Daniil Kvyat. Eric Boullier bezifferte den Zeitverlust auf zwei Zehntelsekunden und verfehlte den Einzug ins Q3 um zwei Hundertstel. Der Speed für Punkte ist also definitiv da, allzu viele dürften es aber nicht werden. Magnussens Furchtlosigkeit im Zweikampf könnte sich hier positiv auswirken - so lange er keine Fahrzeuge abdrängt. Denn hier lauert keine asphaltierte Auslaufzone, sondern gleich die Mauer.

Freitag: Nicht ganz ideal lief der Freitag für McLaren. Bei Jenson Button begann das Wochenende mit Problemen: Nach 60 Minuten im ersten Training war der McLaren-Pilot immer noch ohne gezeitete Runde. "Wir haben heute Nachmittag einiges am Setup ausprobiert, was aber alles nicht so gut funktioniert hat", haderte der Brite. Auch Renndirektor Eric Boullier war nicht vollends zufrieden. "Nicht alles, was wir ausprobiert haben, hat gefruchtet, aber zumindest waren wir produktiv und haben ein umfassendes Aero-Programm hinter uns gebracht und verstehen jetzt das Paket", sagt Boullier. Wo genau man im Vergleich zur Konkurrenz steht, weiß man Kevin Magnussen zufolge aber noch nicht so ganz.

Force India

Sergio Perez machte in der Schlussphase sieben Plätze gut, Foto: Sutton
Sergio Perez machte in der Schlussphase sieben Plätze gut, Foto: Sutton

Sonntag: Nach einem harzigen Qualifying mit beiden Autos in die Punkte zu fahren, ist eine starke Leistung. Sergio Perez erlebte das wohl abwechslungsreichste Rennen aller Fahrer beim Großen Preis von Singapur. Nach dem Zusammenstoß mit Adrian Sutil verteilte er seinen Frontflügel in Einzelteilen auf der St. Andrews Road. Doch eine clevere Strategie spülte ihn noch weit nach vorn: Der Vorteil der frischen Supersofts war so groß, dass er in der letzten Runde die gesamte Bottas-Kampfgruppe überholen konnte - bis auf Jean-Eric Vergne, der zu diesem Zeitpunkt schon zu weit entfernt gewesen ist. Nico Hülkenberg wurde nach dem Safety Car nicht mehr an die Box geholt, was sich am Ende negativ bemerkbar machte - er fiel noch auf Rang sieben zurück. Dennoch nahm er ein paar Punkte mit, die gerade in der Konstrukteurswertung am Ende der Saison noch einmal wichtig werden könnten.

Samstag: Einen riesigen Rückschlag musste Force India am Samstag wegstecken. "Die anderen konnten von Q1 zu Q2 noch eine Schippe drauflegen, während ich am Maximum war", beklagte Nico Hülkenberg, der nur 13. wurde. Sergio Perez erging es mit P15 noch schlechter. Teams wie McLaren, Toro Rosso und Ferrari, mit denen Force India normalerweise kämpft, waren klar schneller. Sergio Perez wurde von der kühleren Strecke im wahrsten Sinne des Wortes kalt erwischt. Nico Hülkenberg war sehr zufrieden mit der eigenen Leistung, doch auch damit landete er weit außerhalb der Top-10. Beide Fahrer bauen nun darauf, dass es zu einem etwas chaotischen Rennverlauf kommt, um noch Punkte abzugreifen.

Freitag: Viel zuversichtlicher als McLaren blickt der schärfste WM-Konkurrent Force India dem restlichen Rennwochenende entgegen. Zwar landeten sowohl Hülkenberg als auch Perez hinter den Boliden aus Woking, äußerten sich aber viel zufriedener über die Pace. "So viele Runde ohne große Probleme zu fahren und alle Punkte, die wir erledigen wollten abzuhaken, war ein guter Anfang", sagte Hülkenberg. Nur ein bisschen Feintuning an der Balance fehle noch. Dann könne man auch McLaren die Stirn bieten, erwartet auch Perez: "Es sieht so aus, als würde es ein sehr enger Kampf im Qualifying. Also müssen wir weiterarbeiten, um noch ein paar mehr Zehntel zu finden, denn eine gute Startposition wird im Rennen eine große Rolle spielen."

Toro Rosso

Vergne brillierte, Kvyat tat sich schwer, Foto: Sutton
Vergne brillierte, Kvyat tat sich schwer, Foto: Sutton

Sonntag: Jean-Eric Vergne machte seinen Fehler aus dem Qualifying wieder gut und zeigte ein fantastisches Rennen, das ihm auf frischen Reifen am Ende sogar den sechsten Platz einbrachte. "Jev" wurde gleich zweimal mit Fünf-Sekunden-Strafen belegt, doch diese konnten den Franzosen nicht bremsen, was womöglich Diskussionen um Sinn und Unsinn dieser Strafe in Gang setzen wird. Auf frischen Reifen schnappte er sich die gesamte Kampfgruppe rund um Valtteri Bottas und fuhr sich genug Vorsprung heraus, um die fünf Sekunden zu kompensieren. Daniil Kvyat hingegen erlebte ein Rennen zum Vergessen. Nach seinem guten Qualifying war die gesamte gute Balance im Rennen plötzlich wie weggezaubert und der junge Russe kämpfte mehr mit sich selbst, einschließlich seines Trinksystems, so dass er gegen Ende unter Dehydrierung litt. Am Ende wurde es Platz 14 für Kvyat.

Samstag: Am Ende landete Toro Rosso dort, wo man schon die ganze Saison steht: Am unteren Ende oder knapp außerhalb der Top-10. Daniil Kvyat gelang der Sprung ins Q3, wo aber nicht mehr als P10 möglich war. Jean-Eric Vergne hingegen blieb in Q2 hängen und geht von der zwölften Position in das längste Rennen des Jahres. Der Franzose kämpft bereits das gesamte Wochenende über mit Untersteuern, weil er die Vorderreifen nicht richtig auf Temperatur bekommt. Daraus resultierte ein kleiner Fehler im zweiten Sektor, und schon war der Q3-Zug abgefahren. Auch Kvyat kämpfte noch im dritten freien Training mit seinem Auto, doch die Veränderungen für das Qualifying wirkten sich positiv aus.

Freitag: Gelang es Toro Rosso im ersten Freien Training noch gleich beide Boliden locker in den Top-10 unterzubringen, hatten Jean-Eric Vergne und Daniil Kvyat deutlich mehr zu kämpfen, als in der zweiten Session die Rundenzeiten purzelten. Diesmal reichte es nur noch zu den Plätzen zehn und elf. Doch damit ist das Team dennoch zufrieden. "Es war kein schlechter Tag für uns", fasste Phil Charles, Chefrenningenieur des Teams die Trainingssitzungen zusammen. Dabei sprach er auch Vergnes Probleme im ersten Training an, wegen denen der Franzose nur elf Runden fahren konnte. "Wir haben trotzdem fast das komplette Programm absolvieren können", so Charles weiter. Etwas anders bewertet Kvyat die Lage: "Wir wollen eigentlich eine bessere Position erreichen", gestand der junge Russe.

Lotus

Der ganze Einsatz brachte nichts: Lotus kehrt auch aus Singapur mit leeren Händen zurück, Foto: Sutton
Der ganze Einsatz brachte nichts: Lotus kehrt auch aus Singapur mit leeren Händen zurück, Foto: Sutton

Sonntag: Wieder keine Punkte, dabei gab es durchaus die Chance darauf. Pastor Maldonado hielt sich lange Zeit in den Punkten auf, fiel aber nach in der letzten Phase des Rennens hinter andere Piloten mit besseren Reifen zurück. Das Rennen auf dem Marina Bay Circuit war vielleicht die letzte Chance für Lotus dieses Jahr, noch Punkte zu holen. Doch selbst auf dieser engen Strecke, auf der weder Leistung noch Aerodynamik einen zu großen Einfluss haben, gelang es auch Romain Grosjean nicht, sich in die Punkte zu fahren. Der Franzose machte einen Fehler nach dem Restart und fiel mehrere Plätze zurück. Die verlorenen Positionen konnte er nicht wieder gutmachen. Maldonado wiederfuhr eine kuriose Situation während der SC-Phase: Er kam in Runde 30 rein, um sich superweiche Reifen abzuholen, eine Runde später aber nochmal, um weiche zu bekommen, damit er das Rennen durchfahren konnte. Seine Position wurde dadurch aber nicht beeinflusst.

Samstag: Das war ein klarer Schlag ins Wasser. An beiden Lotus E22 gab es Probleme beim Abrufen der Power aus dem Hybridantrieb. Ein mehr als frustrierendes Qualifying bescherte Lotus die Plätze 16 (Grosjean) und 18 (Maldonado). Der Franzose schäumte, schließlich wäre mit P13 ein Resultat möglich gewesen, das eine gute Ausgangsposition auf ein Punktefinish versprochen hätte. Viel Mut machte der Samstagvormittag schon nicht, mit über zwei Sekunden Rückstand lagen die Lotus-Piloten auch dort schon auf den Plätzen 17 und 18. Nachdem die Startposition für Grosjean, der die Top-10 als Ziel hat, nun alles andere als gut ist, ist Lotus ein Kandidat für eine Alternativ-Strategie.

Freitag: Mensch Maldonado! Der Lotus-Pilot knallte im zweiten Training Ausgangs Kurve acht in die Mauer und beschädigte sich dabei die rechte Seite seines Autos. "Der Ausgang der Kurve war sehr eng, somit hatte ich keine Chance den Wagen zu retten. Es war mein Fehler. Aber es war nur das Freie Training. Wir müssen weiterpushen, morgen ist ein anderer Tag und diese Strecke liegt uns", sagte Maldonado. Doch den Speed des Lotus wirklich umsetzen kann wohl eher Romain Grosjean. Der Franzose hofft in Singapur auf einen Top-10-Platz. Zurecht: Platz zwölf und nur 1,5 Sekunden Rückstand auf den Spitzenreiter machen Hoffnung. Grosjean räumt allerdings ein, dass dafür entscheidend ist, wo er sich qualifiziert, ob er die richtige Strategie wählt und ob er eine beinahe als sicher geltende Safety-Car-Phase optimal nutzen kann.

Marussia

Marussia war an der Marina Bay das Schlussicht, Foto: Sutton
Marussia war an der Marina Bay das Schlussicht, Foto: Sutton

Sonntag: Die Niederlage gegen Marcus Ericsson schmerzt natürlich. Jules Bianchi und Max Chilton waren die letzten beiden Fahrzeuge in Wertung. Bianchi wurden die Bremsen zum Verhängnis. Da sie zu schnell verschlissen, konnte er Ericsson nicht mehr wirksam angreifen und konnte so auch seine frischeren Reifen nicht mehr nutzen. Max Chilton musste ein zusätzliches Mal an die Box kommen, weil er sich einen schleichenden Plattfuß einfing. Marussia kam in Singapur die ganze Zeit über nicht zurecht.

Samstag: Einige Fragezeichen standen nach dem Qualifying auf dem Gesicht von Max Chilton: "Ich dachte, ich hätte eine gute Runde gefahren, aber die Zeit stimmte nicht", wunderte sich der Engländer. Besonders bitter: Er wurde um sieben Hundertstelsekunden von Kamui Kobayashi im klar schwächeren Caterham geschlagen - das war nicht das, was sich Chilton ausgerechnet hatte. Ganz rund lief sein Qualifying nicht: Ein Problem mit dem Motormapping beendete seinen ersten Anlauf vorzeitig. Das könnte ihn abgelenkt haben. Jules Bianchi hingegen hatte keine Probleme, die Caterham hinter sich zu halten. Dabei kam er sogar auf vier Zehntel an Pastor Maldonado heran.

Freitag: Kurz vor Ende der zweiten Session musste Max Chilton sein Auto wegen eines Problems am Turbolader abstellen. Bis dahin war Chilton allerdings sehr zufrieden mit der Performance seines Boliden und den Fortschritten im Vergleich zu FP1. Auch Jules Bianchi zog eine positive Bilanz. Besonders erfreulich sei es, dass man sich besonders auf dem Supersoft stark verbessert habe. Für einen Angriff auf Sauber dürfte es allerdings nicht reichen. Zumindest die Caterham werden im Rennen aber fast garantiert keinen Stich gegen Marussia setzen.

Sauber

Sauber verlor im Rennen beide Autos, Foto: Sutton
Sauber verlor im Rennen beide Autos, Foto: Sutton

Sonntag: Am Ende steht die doppelte Null bei Sauber. Das Wochenende hatte vielversprechend begonnen und endete in einem Desaster. Nach 18 Runden war bei Esteban Gutierrez mit einem Problem im Antriebsstrang Schluss. Der Mexikaner ließ seinem Frust freien Lauf und knallte seine Handschuhe stocksauer auf eine Ablage. "Wir versuchen 120 Prozent aus unseren derzeitigen Möglichkeiten herauszuholen, allerdings machen uns diese schwierigen Umstände sehr zu schaffen", sagte er wohlwissend, dass seine Formel-1-Zukunft in Gefahr ist. Adrian Sutil beeinflusste das Rennen nachhaltig, indem er mit Sergio Perez zusammenstieß und die Safety-Car-Phase auslöste. Doch kurz nach der SC-Phase war auch für den Gräfelfinger das Rennen vorbei: Ein Wasserleck beendete sein Rennen.

Samstag: Die Probleme vom Freitag wurden für Sutil am Samstag schlimmer. Die ohnehin schon nicht sehr starke Power Unit von Ferrari machte am Samstag weitere Probleme und es fehlte dem Deutschen an Leistung. Auf den Geraden war Sutil verraten und verkauft und schied daher schon in Q1 aus. Teamkollege Gutierrez erlebte einen richtig guten Tag: Er schaffte den Sprung ins Q2 und ließ auch dort zwei Fahrzeuge hinter sich. Das zu hohe Gewicht des Sauber C33 wirkt sich in Singapur weniger stark aus, da es nur langsame Kurven gibt. Bei den Dramen, die Singapur normalerweise mit sich bringt, könnte aus dieser Ausgangsposition heraus sogar der eine oder andere Punkt möglich sein.

Freitag: Mit Rang 15 und einem Rückstand von knapp 1,7 Sekunden auf Lewis Hamilton endete der Arbeitstag von Adrian Sutil beim Auftakt zum Singapur-Wochenende weitestgehend erwartungsgemäß. Nachdem er beim ersten Training noch Rang 17 belegt hatte, steigerte sich der Sauber-Pilot am Nachmittag um über drei Sekunden und zwei Positionen. Einzig technische Probleme beim Long Run im 2. Training verhinderten einen rundum positiven Tag. Auch Esteban Gutierrez klagte über Schwierigkeiten mit der Technik. Er verlor dadurch allerdings in der ersten Session wertvolle Zeit. An seinem Auto wurde fleißig geschraubt, selbst der Unterboden musste abgenommen werden. Entsprechend unzufrieden war der Mexikaner am Abend. "Zusammenfassend habe ich derzeit noch kein gutes Gefühl im Auto", sagte Gutierrez.

Caterham

Marcus Ericsson gelang eine echte Überraschung, Foto: Sutton
Marcus Ericsson gelang eine echte Überraschung, Foto: Sutton

Sonntag: Das war mal eine wirkliche Überraschung: Marcus Ericsson schlug beide Marussia im direkten Kampf. In erster Linie half die Zwei-Stopp-Strategie, die Ericsson eine bessere Track Position gegenüber Bianchi verschaffte. Weil dieser mit den Bremsen kämpfte, hatte Ericsson keinen wirklich Angriff mehr zu fürchten. Für den Schweden muss es ein Befreiungsschlag gewesen sein, schließlich war er bislang doch klar das schwächste Glied in der Fahrerkette. Heute wuchs er über sich hinaus und setzte sich hauchdünn gegen Jules Bianchi durch, während Chilton überrundet wurde. Das genaue Gegenteil erlebte Kamui Kobayashi: Der Japaner schaffte es nicht einmal bis zum Start und rollte in der Einführungsrunde aus, weil etwas in seinem Fahrzeug Feuer fing.

Samstag: Immerhin einen Marussia geschlagen - ein kompletter Reinfall war das Qualifying für Caterham also nicht. Trotzdem sind Kobayashi und Ericsson am Ende des Feldes festgenagelt. Satte 5,6 Sekunden war Ericsson langsamer in Q1 als die Bestzeit von Kimi Räikkönen. Der Schwede litt im dritten freien Training unter einem Problem mit der Elektrik, die auch im Qualifying noch nicht komplett behoben waren. Kamui Kobyashi erlebte einen Tag ohne Probleme und ließ im Qualifying Max Chilton hinter sich.

Freitag: Kamui Kobayashi leistete sich im ersten Training in Kurve fünf einen Konzentrationsfehler und drehte sich. Zum Crash kam es glücklicherweise nicht, Kobayashi konnte weiterfahren. Doch es half alles nichts: Im zweiten Training wiederholter der Japaner seine Pirouette. Seine Entschuldigung: "Ich war nicht ganz zufrieden mit der Balance." Doch selbst ohne die Dreher ist Caterham nicht im Mindesten konkurrenzfähig. Beide Marussias waren mehr als eine Sekunde schneller, von Sauber ganz zu schweigen. Das erkennt auch Marcus Ericsson. "Was die Performance angeht, waren wir nicht so stark wie wir gerne wären", hadert der Schwede.