Nach dem kürzesten Rennen der Saison in Monza folgt nun das längste. Der Große Preis von Singapur findet nicht nur bei Nacht und drückender Schwüle statt, sondern reicht auch traditionell an die Maximaldauer von zwei Stunden heran. Im Straßendschungel der südostasiatischen Metropole sind naturgemäß alle Augen auf das Duell zwischen Lewis Hamilton und Nico Rosberg um die Weltmeisterschaft gerichtet. Motorsport-Magazin.com hat alle wichtigen Informationen zu den Teams vor dem 14. Saisonrennen.

Mercedes

Welcher Silberpfeil hat diesmal die Nase vorne?, Foto: Sutton
Welcher Silberpfeil hat diesmal die Nase vorne?, Foto: Sutton

Nach Lewis Hamiltons Sieg in Monza ist Nico Rosbergs Vorsprung in der Weltmeisterschaft auf 22 Zähler geschmolzen. "Da Nico Zweiter wurde, konnte ich meinen Rückstand nicht allzu sehr verringern. Aber es gibt noch viele Punkte zu holen. Ich bin froh, dass ich einen Schritt nach vorne gemacht habe", betont der Brite, der 2009 in Singapur gewann. "Trotz der Höhen und Tiefen liege ich noch immer gut im Rennen um die Weltmeisterschaft." Rosberg hält dagegen: "Natürlich war ich enttäuscht, Punkte im WM-Kampf gegen meinen Teamkollegen verloren zu haben. Aber ich liege noch immer in Führung und bin fest entschlossen, diese zu verteidigen." Mercedes setzt beim Stadtrennen auf eine neue Getriebeübersetzung, während Red Bull den Joker schon in Belgien zog, weshalb die Silberpfeile trotz der Tatsache, dass es in Singapur nicht so sehr auf Motorenpower ankommt, als klare Favoriten gelten.

Red Bull

Sebastian Vettel bekommt wieder mal ein neues Chassis, Foto: Red Bull
Sebastian Vettel bekommt wieder mal ein neues Chassis, Foto: Red Bull

In Monza war das bald entthronte Weltmeisterteam erwartungsgemäß chancenlos, denn diesmal ließ sich das Motoren-Manko von Renault nicht wie in Spa durch ein gewieftes Setup kompensieren. Da der RB10 aerodynamisch aber noch immer zum Besten zählt, das in der Formel 1 unterwegs ist, rechnet man sich gute Chancen aus, den Abstand auf Mercedes zumindest deutlich zu reduzieren und zu Williams aufzuschließen. "Es wird ein enges Rennen, aber hoffentlich sind wir an der Pace der Spitze dran", erklärt Teamchef Christian Horner. Einmal mehr unter Druck steht Sebastian Vettel. Der Heppenheimer wird mit dem bereits vierten Chassis in dieser Saison ausgestattet, weil es für ihn weiter nicht rund läuft. In Monza kam Vettel trotz besserer Ausgangslage erneut hinter Daniel Ricciardo ins Ziel, wofür aber auch die missratene Strategie des Teams verantwortlich war. Immerhin macht ihm die Statistik Mut: Vettel ist mit drei Siegen der erfolgreichste Pilot in Singapur.

Williams

Williams ist die dritte Kraft, Foto: Sutton
Williams ist die dritte Kraft, Foto: Sutton

Als größte Chance auf einen Sieg in dieser Saison bezeichnete Valtteri Bottas den Großen Preis von Italien. Der Finne qualifizierte sich auf dem dritten Platz, vergab alle Möglichkeiten jedoch bereits am Start. Dennoch wurde Bottas letztlich hinter seinem Teamkollegen Felipe Massa Vierter, wodurch Williams in der Konstrukteurs-Wertung an Ferrari vorbeizog. "Der Fokus liegt bei uns darauf, den dritten Platz in der Konstrukteurs-Wertung, den wir Ferrari in Monza wegschnappen konnten, bis zum Ende der Saison zu verteidigen", gibt Rob Smedley daher das logische Ziel vor. Aufgrund des zu erwartenden Aufschwungs von Red Bull dürfte es für das britische Traditionsteam allerdings schwieriger werden, erneut auf das Podium zu fahren.

Ferrari

Folgt für Ferrari der nächste Tiefschlag?, Foto: Sutton
Folgt für Ferrari der nächste Tiefschlag?, Foto: Sutton

In Maranello ging es in den vergangenen Tagen gehörig rund. Ferraris Pleite beim Heimspiel ließ das Fass endgültig überlaufen und Luca di Montezemolo musste seinen Hut nehmen. An die Stelle des langjährigen Präsidenten der Scuderia trat mit Sergio Marchionne der Geschäftsführer von Fiat-Chrysler, der Ferrari nun auf Vordermann bringen will. Dass dies ein langfristiger Prozess wird, liegt auf der Hand, gegen ein Erfolgserlebnis in Singapur hätte Marchionne aber sicherlich trotzdem nichts einzuwenden. Für Fernando Alonso gilt es jedenfalls, eine neue Serie zu starten, denn in Monza sah der Spanier zum ersten Mal seit dem Malaysia GP 2013 nicht das Ziel.

McLaren

Kevin Magnussen ist momentan der Strafen-König, Foto: Sutton
Kevin Magnussen ist momentan der Strafen-König, Foto: Sutton

Lediglich ein Punkt trennt McLaren in der Konstrukteurs-Wertung von Force India. Der Vorsprung könnte dabei deutlich komfortabler sein, wäre Kevin Magnussen nicht sowohl in Spa als auch Monza für seine rüde Fahrweise bestraft worden, wodurch er leichtfertig viele Zähler verlor. Für den Dänen ist der Große Preis von Singapur naturgemäß ein ganz besonderes Rennen, schließlich fuhr er noch nie auf der spektakulären Strecke. "Das wird ein ganz spezielles Wochenende für mich", freut sich der Rookie bereits auf seine Premiere im Stadtstaat. Teamkollege Button meint angesichts des High-Downforce-Kurses: "Ich bin gespannt wie sich unser Paket in Singapur zeigt."

Force India

Nico Hülkenberg ist nicht in Bestform, Foto: Sutton
Nico Hülkenberg ist nicht in Bestform, Foto: Sutton

Bei Force India läuft es schon seit geraumer Zeit nicht mehr rund, der gute Saisonstart ist längst vergessen. Besonders manifestiert sich dies in den Ergebnissen von Nico Hülkenberg, der nach der Sommerpause erst ein mageres Pünktchen ergattern konnte. "Das letzte Rennen in Italien war leider enttäuschend für mich. Nach dem Rennen fand das Team einige Beschädigungen am Unterboden - der Grund für meine Balanceprobleme", blickt der Deutsche zurück. "Ich bin aber zuversichtlich, dass die Dinge in Singapur besser laufen und ich werde kämpfen, damit ich ein gutes Ergebnis einfahre." Besser machte es Sergio Perez, der in Monza Siebter wurde und daraufhin viel Lob von Teamchef Vijay Mallya erhielt. Will Force India McLaren den fünften Platz noch abspenstig machen, sollten tunlichst beide Piloten danach trachten, in den verbleibenden Saisonrennen zu punkten.

Toro Rosso

Toro Rosso ist auf Platz sieben einzementiert, Foto: Sutton
Toro Rosso ist auf Platz sieben einzementiert, Foto: Sutton

Gibt es keine große Überraschung, wird Toro Rosso die Saison auf dem siebten Platz beenden, denn der Rückstand auf Force India ist gigantisch und dass Lotus die Red-Bull-Juniormannschaft noch überholt, muss als äußerst unwahrscheinlich bezeichnet werden. Auch für Toro Rosso gilt, dass das Streckenlayout dem Team mehr als die letzten Kurse entgegenkommen sollte, Stichwort Renault-Motor. "Ich bin auf das Fahren in der Nacht gespannt und werde es genießen. In Bahrain hat mir das sehr gut gefallen, weil die Atmosphäre einzigartig ist", freut sich Daniil Kvyat auf sein Singapur-Debüt.

Lotus

Lotus wartet seit dem Monaco GP auf Punkte, Foto: Sutton
Lotus wartet seit dem Monaco GP auf Punkte, Foto: Sutton

In Monza hatte Lotus selbst Probleme, Marussia hinter sich zu lassen, weshalb sich das Team aus Enstone freut, endlich wieder auf eine Strecke zu kommen, wo die Motorenleistung eine nicht ganz so dominante Rolle spielt. "Pastor und Romain werden gegenüber Monza ein stärkeres Paket haben, darum bin ich mir sicher, dass sie die Chance ergreifen und das meiste herausholen werden", gibt sich der stellvertretende Teamchef Federico Gastaldi optimistisch. Helfen sollen dabei neue Aerodynamik-Teile und auch Verbesserungen bei mechanischen Komponenten. Fest steht, dass das Rennen in Singapur eine Nagelprobe wird: Greifen die Updates nicht, muss davon ausgegangen werden, dass Lotus das Punktekonto bis zum Saisonende nicht weiter aufstocken kann. Letztmalig gab es im Mai in Monaco Zählbares.

Marussia

Marussia hält noch immer den neunten Platz, Foto: Sutton
Marussia hält noch immer den neunten Platz, Foto: Sutton

Noch immer klammert sich Marussia an den neunten Rang der Konstrukteurs-Wertung, der Jules Bianchis zwei Punkten aus Monaco zu verdanken ist und dem kleinen Team am Saisonende einen gleichermaßen warmen wie dringend notwendigen Geldregen bescheren würde. Da Marussia nicht in der Lage sein dürfte, mit Sauber auf der Strecke mitzuhalten, befindet sich das Team in einer kleinen Zwickmühle: Soll man auf ein ausfallreiches Rennen hoffen, in dem man selbst - aber auch Sauber - punkten könnte, oder wenige Ausfälle bevorzugen, damit der Konkurrent auf jeden Fall leer ausgeht?

Sauber

Sauber reist mit einem neuen Aero-Paket an, Foto: Sutton
Sauber reist mit einem neuen Aero-Paket an, Foto: Sutton

Angesichts des schwachen Antriebsstrangs aus dem Hause Ferrari atmet Sauber durch, die Highspeed-Strecken von Spa und Monza hinter sich gelassen zu haben. In Singapur bringt das Schweizer Team ein neues Aero-Paket zum Einsatz, das eine neue Motorabdeckung sowie einen modifizierten Frontflügel beinhaltet. Ob das genügt, um endlich die ersten Punkte einzufahren, ist zwar fraglich, aber zumindest gibt sich Adrian Sutil zuversichtlich. "Ich glaube, dass wir auf diesem Kurs Chancen auf eine bessere Platzierung haben könnten", meint der Deutsche. Stallgefährte Esteban Gutierrez stimmt zu: "Ich glaube, dass wir auf diesem Kurs Chancen auf eine bessere Platzierung haben könnten."

Caterham

Wer fährt für Caterham?, Foto: Sutton
Wer fährt für Caterham?, Foto: Sutton

Scheidet nicht eine zweistellige Anzahl von Piloten im Leitplankendschungel aus, wird Caterham Singapur wie jedes andere Rennwochenende, an dem man seit 2010 teilnahm, ohne Punkte verlassen. Spannend ist daher einzig, wer den zweiten grünen Boliden neben Marcus Ericsson pilotieren wird. Zuletzt kehrte in Monza zwar Kamui Kobayashi ins Renncockpit zurück, da es dem Japaner aber weiterhin an finanziellen Mitteln mangelt, ist Caterham bestrebt, einen wohlhabenderen Fahrer einzusetzen. Gut möglich, dass die Wahl dabei auf Roberto Merhi fällt, der in Italien im ersten Freien Training zum Einsatz kam und dabei eine ordentliche Figur abgab. Allerdings wäre der verwinkelte Kurs von Singapur eine denkbar schwierige Strecke für das Formel-1-Debüt des Spaniers.