Pro: Die Fahrer wissen, was sie tun

Die Formel 1 streicht gerne hervor, die Königsklasse des Motorsports zu sein. Als solche sollte sie auch den Anspruch haben, über die besten Fahrer der Welt zu verfügen, was abgesehen von einigen Piloten, die ihr Cockpit einer dicken Brieftasche zu verdanken haben, auch durchaus zutrifft. Von diesen Piloten kann erwartet werden ein Rennen zu bestreiten, ohne minutiöse Vorgaben und Anweisungen via Funk zu erhalten.

Der Kommandostand muss sich künftig mit Anweisungen zurückhalten, Foto: Red Bull
Der Kommandostand muss sich künftig mit Anweisungen zurückhalten, Foto: Red Bull

Ziehen wir einen Vergleich zum Fußball: Der Trainer arbeitet vor dem Spiel einen Matchplan aus, den er mit seiner Mannschaft einstudiert, und kann in der Halbzeitpause noch einmal ein wenig einwirken. Während der laufenden Partie sind die Spieler allerdings auf sich selbst gestellt und bekommen vom Spielfeldrand auch nicht eingeflüstert, welcher Mitspieler gerade frei.

Nachdem weiterhin Funksprüche gestattet sind, die dafür sorgen, dass die Sicherheit der Piloten nicht gefährdet ist, stehe ich der Beschneidung positiv gegenüber. Es wird trotzdem genügend Konversation zwischen Cockpit und Kommandostand geben und manch ein Fahrer die Neuerung im Reglement gewiss begrüßen. Ich denke da zum Beispiel an einen finnischen Piloten, der weiß, was er tut...

Contra: Und wieder eine Grauzone geschaffen

Natürlich wissen die besten Fahrer der Welt, was sie tun. Aber auch jeder Angestellte sollte seinen Job beherrschen. Dennoch macht es Sinn, schon während eines laufenden Prozesses Hinweise auf Verbesserungen zu bekommen. Genau diese wird den Fahrern jetzt genommen. Was ist so schlimm daran, einem Piloten den Hinweis zu geben, wo er sich auf seiner Runde noch steigern kann? Niemand ist perfekt, aber wir wollen alle das Maximum herausholen.

Was ist erlaubt, was verboten?, Foto: Red Bull
Was ist erlaubt, was verboten?, Foto: Red Bull

Zumal dieses Teilverbot erneut eine Grauzone schafft, die wieder die wildesten Entscheidungsspielräume lässt. Sollte ein Fahrer in einer Kurve so sehr über die Kerbs räubern, dass seine Reifen dabei kaputtzugehen drohen, ist das Team in der Zwickmühle. In einem solchen Fall müsste detailliert bewiesen werden, dass ein Hinweis für diese spezielle Kurve ausschließlich der Sicherheit und nicht etwa der Performancesteigerung dient.

Genau der letzte Punkt wird zudem für viele Diskussionen sorgen. Die Teams und Fahrer sind nicht dumm und werden sich sicher wieder Codewörter, Umschreibungen oder andere Ideen einfallen lassen, um trotzdem Informationen auf die Strecke zu transportieren. Der einzig Angeschmierte ist der Fan. Fanden wir es nicht alle interessant zu wissen, dass Rosberg in Monza im zweiten Sektor auf Hamilton verloren hat? Mercedes würde mit Sicherheit eine andere Möglichkeit finden, um dem WM-Leader diese Information zu übermitteln - aber dann eben unter Ausschluss der Öffentlichkeit.