Bis vor nicht allzu langer Zeit konnte sich der Champion der GP2 sicher sein, im nächsten Jahr ein Cockpit in der Formel 1 zu ergattern. Waren es Lewis Hamilton, Nico Rosberg, Nico Hülkenberg, Pastor Maldonado oder Romain Grosjean - sie alle schafften dank ihres Meistertitels in der Nachwuchsserie den Aufstieg in die Königsklasse des Motorsports.

Nico Rosberg gewann 2005 die GP2 und feierte im Jahr darauf sein F1-Debüt, Foto: Sutton
Nico Rosberg gewann 2005 die GP2 und feierte im Jahr darauf sein F1-Debüt, Foto: Sutton

Davon konnte in den vergangenen beiden Jahren jedoch keine Rede mehr sein. 2012 gewann Davide Valsecchi den GP2-Titel und wurde in weiterer Folge zwar von Lotus unter Vertrag genommen - allerdings nur als Reservefahrer. Und als Kimi Räikkönen 2013 die letzten Saisonrennen aus gesundheitlichen Gründen nicht bestreiten konnte, kam nicht etwa der Italiener zum Zuge, sondern Lotus verpflichtete den erfahrenen Heikki Kovalainen.

Kritik von Leimer

Noch schlechter erging es Fabio Leimer. Der Schweizer errang 2013 die GP2-Krone, sein einziger Berührungspunkt mit der Formel 1 war bisher jedoch ein Reifentest für Pirelli in einem alten Lotus-Boliden, was der Preis für den Gewinn der Nachwuchsserie war. "Man fängt sich sehr schnell an zu fragen, ob es die GP2 überhaupt braucht", stellte Leimer, der mittlerweile im Sportwagensektor tätig ist, die Nachwuchsserie in Frage.

"Aus Fahrersicht finde ich ja, aber man müsste es pushen, damit zumindest der Sieger wieder in die Formel 1 kommt", hat der 25-Jährige eine ganz klare Meinung. Ansonsten würde der Sinn der GP2 ad absurdum geführt werden und die Piloten lieber in die Formel Renault 3.5 wechseln oder direkt aus der GP3 den Aufstieg in die Formel 1 schaffen, so wie zuletzt Daniil Kvyat. "Das ist sehr schlecht für die GP2, denn die Rennen sind sehr interessant und ich fände es schade, wenn nur mehr wenige Fahrer die Meisterschaft bestreiten würden", so Leimer.

Dicke Brieftasche wichtig

In der laufenden Saison sieht alles danach aus, als würde sich Jolyon Palmer die GP2-Meisterschaft sichern. Bei noch vier ausstehenden Rennen beträgt der Vorsprung des Briten auf seinen ersten Verfolger Felipe Nasr 41 Punkte, doch die Chancen des Sohnes des ehemaligen Grand-Prix-Piloten Jonathan Palmer stehen schlecht, was eine Zukunft in der Formel 1 betrifft. "Es ist ein Kampf", gab Palmer gegenüber der Times zu. "Wir sprechen mit ein paar Leuten, aber es ist schwierig, den Schritt zu machen, sofern wir nicht ein Paket zusammenbekommen."

Felipe Nasr von Jolyon Palmer, Foto: Sutton
Felipe Nasr von Jolyon Palmer, Foto: Sutton

Dieses angesprochene Paket beinhaltet selbstredend umfassende finanzielle Mittel, auf die zahlreiche Teams in der Formel 1 angewiesen sind. Auf diese Art und Weise gelang etwa Marcus Ericsson nach vier äußerst mäßigen Jahren in der GP2 doch noch der Sprung in die Formel 1 zu Caterham und auch Nasr, der vermutliche Vizechampion in spe, hat eine prall gefüllte Brieftasche.

So soll der Brasilianer über 18 Millionen Dollar an Sponsorengeldern verfügen, die wohl nur wenige Rennställe ausschlagen können. "Mein Management schaut sich um. Force India ist schwierig, aber ich denke Sauber ist möglich", verriet Nasr jüngst. Davon kann Palmer nur träumen.