Dass es für Sebastian Vettel in dieser Saison nicht rund läuft, ist offensichtlich. Der amtierende Weltmeister konnte noch immer kein Rennen gewinnen, während sein neuer Teamkollege Daniel Ricciardo bereits drei Grand-Prix-Siege feierte. Am vergangenen Wochenende in Spa war Vettel einmal mehr nicht in der Lage, Ricciardos Speed mitzugehen.

In Spa war Vettel deutlich langsamerer als Ricciardo, Foto: Red Bull
In Spa war Vettel deutlich langsamerer als Ricciardo, Foto: Red Bull

Um in der Schlussphase der Saison doch noch einen Aufwärtstrend einzuleiten, bekommt Vettel für den nächsten Grand Prix in Monza ein neues Chassis spendiert, wie Autosport berichtet. Damit wechselt Red Bull beim vierfachen Champion bereits zum zweiten Mal in der laufenden Saison das Chassis, denn auch beim Europaauftakt in Barcelona wurde der Heppenheimer mit neuem Material ausgestattet.

Vettels Wochenende in Spa stand einmal mehr unter keinem guten Stern, am Freitag konnte er aufgrund wiederholter Motorenprobleme nur wenige Runden drehen und im Rennen musste er sich mit Rang fünf begnügen. "Wir müssen überprüfen, ob am Wagen irgendetwas kaputtgegangen ist", sagte Teamchef Christian Horner. "Was wir gesehen haben, war extrem ungewöhnlich."

Unerklärliche Unterschiede

Für Vettel könnte der Wechsel aber nicht nur technisch einen Schritt nach vorne bedeuten, auch psychologisch bringt ihn die neue Konstruktion womöglich voran. "Grundsätzlich erklärt dir jeder Ingenieur, dass ein Chassis wie das andere ist. Grundsätzlich ist es aber nicht so. Denn man spürt, auch wenn das technisch nicht erklärbar ist, von Chassis zu Chassis Unterschiede", erklärt Motorsport-Magazin.com-Experte Christian Danner.

Danner weiter: "Was ist ein Chassis? Es ist das Teil, was die Pickuppunkte für die Aufhängungen so zusammenhält, dass die Aufhängungen über den Radträger, über den Reifen die Kräfte auf die Fahrbahn übertragen können. Jetzt ist auf dem Weg von der Kräfteübertragung von der Aufstandsfläche des Reifens bis ins eigentliche Chassis ja oft genug die Gelegenheit, wenn sich was verbiegt oder nicht stark genug ist, nicht gleich bricht, sondern nicht das macht, wofür es designt wurde."

Dadurch verliere man tröpfchenweise Performance. "Die kritischen Stellen sind immer dort, wo Kräfte eingeleitet werden, wo die Radaufhängung angeschraubt ist. Die kritischen Stellen sind immer die Ecken, wo die maximale Belastung ist, wo der Motor angeflanscht ist. Das ist normale Wartung eines Rennfahrzeugs", weiß Danner. "Früher haben wir mit dem Alu-Chassis definitiv ein Alter festgelegt und dann haben wir es einfach ausgetauscht. Mit dem Karbonchassis haben wir das auch gemacht, das war aber meiner Ansicht nach nicht nötig. Aber auch da macht man es, um einfach auszuschließen, dass irgendwas an dem System Chassis sich verändert hat. Das kann man messen. Da kann man es verdrehen, verwenden, Last einleiten und messen."

Vettel wurde bereits in Barcelona mit einem neuen Chassis ausgestattet, Foto: Sutton
Vettel wurde bereits in Barcelona mit einem neuen Chassis ausgestattet, Foto: Sutton

Adrian Sutil glaubt hingegen nicht, dass ein Wechsel des Chassis' große Vorteile nach sich zieht. "Ein Chassis geht oder geht nicht. Da muss schon etwas Gravierendes kaputt sein, dass man da einen großen Unterschied sieht. Die Steifigkeit sollte bei zwei Chassis ähnlich sein", betont der Sauber-Pilot. "Ich kenne die Situation nicht, aber ich kann nur von mir selbst sprechen, dass mir ein Chassiswechsel noch nie etwas gebracht hat."