Um Max Verstappen ist der große Hype ausgebrochen. Die Nachricht, dass der erst 16-Jährige in der kommenden Saison in die Formel 1 zu Toro Rosso aufsteigt, hat die Welt verblüfft. Gleichzeitig ist die Verpflichtung des jungen Niederländers ein kleiner Schlag ins Gesicht für andere Nachwuchsfahrer, die sich seit Jahren in Feeder-Serien herumschlagen und auf ihre große Chance hoffen. Oftmals vergeblich. Bestes Negativ-Beispiel ist die GP2-Generation von 2013. Weder Meister Fabio Leimer, noch der Zweitplatzierte Sam Bird oder der Gesamtdritte James Calado haben den Sprung nach oben geschafft.

Motorsport-Magazin.com traf Sam Bird am Rande der Testfahrten der Formel E in Donington und hakte nach: Wie sehr schmerzt es, dass Verstappen quasi aus dem Nichts heraus den Aufstieg schaffte, während er selbst wohl kaum noch Chancen auf die Formel 1 hat. "Das will ich eigentlich gar nicht kommentieren. Da kochen meine Gefühle hoch", winkte Bird zunächst ab. Der Brite fuhr jahrelang in Nachwuchsserien und hatte als Mercedes-Testfahrer sogar relativ gute Chancen, einmal selbst eines der heiß begehrten Cockpits zu ergattern.

Von 0 auf 100: Max Verstappen fährt 2015 in der Formel 1, Foto: FIA F3
Von 0 auf 100: Max Verstappen fährt 2015 in der Formel 1, Foto: FIA F3

Nie näher dran - nie weiter entfernt

Inzwischen stehen die Chancen für Bird schlecht. Sein Vertrag mit Mercedes endete im Januar dieses Jahres - und mit Sponsorengeldern war er noch nie gesegnet. "Es ist wirklich schade, dass die Top-3 der vergangenen GP2-Saison kein Cockpit bekommen haben", sagte er. "Ich selbst war letztes Jahr vielleicht nie näher an einem Platz dran - aus finanzieller Sicht aber nie weiter entfernt. Ich stamme nicht aus einer berühmten Familie und habe nicht das Geld. Ich bin nur ein weiterer britischer Rennfahrer, der in die Formel 1 will." Doch dafür hätte er rund 15 Millionen Euro locker machen müssen...

Bird beeindruckte 2013, als er mit Neueinsteiger-Team Russian Time auf Anhieb die Vize-Meisterschaft gewann. In all den Jahren hat der inzwischen 27-Jährige viel erlebt, doch für das große Ziel reichte es nie. Kommt da nicht Frust auf, mitansehen zu müssen, wie Verstappen Junior es so viel früher schaffte als er selbst? "Nein, Max ist ein guter Junge", so Bird. "Ich persönlich denke, dass das gute Nachrichten für die Formel 1 sind. Vieles läuft für Max. Er ist ein Phänomen, das haben die Leute seit vielen Jahren nicht gesehen. Außerdem hat er den Nachnamen 'Verstappen' und Red Bull hinter sich."

Jahrelang Testfahrer bei Mercedes: Sam Bird, Foto: Mercedes AMG
Jahrelang Testfahrer bei Mercedes: Sam Bird, Foto: Mercedes AMG

Kommt Verstappen mit dem Druck klar?

Fahrerisch hatte Bird keine Sorge, dass Verstappen sich in der Formel 1 durchsetzen kann. Doch in der höchsten Klasse des Formelsports lastet ein ganz anderer Druck auf den Fahrern als etwa in der Formel 3, wo sich die Jungs relativ ungestört entwickeln können. "Ich hoffe, dass das nicht zu früh für ihn kommt und er mit dem Druck umgehen kann", so Bird. "Natürlich kann er fahren und er wird Testmöglichkeiten bekommen, um sich an das Auto zu gewöhnen."

Bird weiter: "Aber Millionen Menschen werden ihm bald zuschauen und viele werden nur darauf warten, dass er einen Fehler macht, um dann sagen zu können: 'Ja, er ist eben zu jung.' Ich hoffe, dass das alles nicht zu früh für ihn kommt, denn er ist ein guter Junge."