Wenn man kein Glück hat, dann kommt auch noch Pech dazu. Dieses Motto passt bei Sauber aktuell perfekt. Das Team holte in der bisherigen Saison noch keinen einzigen Punkt und liegt in der Gesamtwertung sogar hinter Marussia. Eine Tatsache, die Teamchefin Monisha Kaltenborn nicht alleine dem Auto, sondern auch teilweise den Fahrern zuschreibt. "Es ist schwierig zu sagen, wie müssen uns die Gesamtsituation des Teams ansehen und damit bin ich nicht zufrieden", erklärte die Österreicherin.

Esteban Gutierrez sorgte für einen spektakulären Moment in Silverstone, Foto: Sutton
Esteban Gutierrez sorgte für einen spektakulären Moment in Silverstone, Foto: Sutton

Es würden aktuell einfach zu viele Fehler passieren, die teilweise beim Team, aber auch teilweise bei den Fahrern liegen. In Österreich wurde Esteban Gutierrez beim Boxenstopp zu früh losgelassen, die Strafe folgte prompt. In Silverstone leisteten sich beide Fahrer im Qualifying Fahrfehler und landeten im Kiesbett - Gutierrez setzte im Rennen sogar noch einen drauf und bekam für den Deutschland GP die nächste Strafe aufgebrummt.

Einzelne Punkte oder Situationen will Kaltenborn aber nicht herausgreifen. "Es bringt nichts, die Fahrer so individuell bewerten zu wollen, da es eben viel Faktoren gibt und wir keine Konstante haben, mit der wir die Leistung des Fahrers aus dem ganzen isolieren könnten." Fest steht für Kaltenborn, dass im Team nicht mehr Fehler als noch 2013 passieren, durch die schwierige Gesamtsituation kämen diese aber deutlicher zum Tragen. "Wenn vieles andere stimmen würde, würden die Fehler insgesamt ja auch nicht so ins Gewicht fallen. Ich glaube nicht, dass wir mehr Fehler machen als letztes Jahr."

Fahrerfrage noch offen

Zu allem Überfluss sorgte Testfahrer Giedo van der Garde während der Silverstone-Tests für den nächsten Patzer. Der Niederländer crashte mit hoher Geschwindigkeit in die Mauer und sprach später selbst von einem der heftigsten Unfälle seiner Karriere. "Giedo sagte, er sei von starkem Wind erfasst und überrascht worden, aber ich denke dass es eine Mischung aus seinem Fehler, dem Wind und möglicherweise anderen Faktoren war", wollte ihn die Teamchefin nicht ganz in Schutz nehmen.

"Das braucht man natürlich nicht, denn das sind unnötige Überstunden, Mehr-Arbeit", ärgerte sich Kaltenborn. Nach diesem Unfall sei der Zeitplan vor Deutschland deutlich enger geworden, denn alle Teile hätten sondiert und auf ihre mögliche Weiternutzung kontrolliert werden müssen. Dennoch ist klar: Giedo van der Garde bekommt noch eine Chance von Sauber. Ob es im kommenden Jahr aber mit Adrian Sutil, Gutierrez und dem möglichen Ersatzfahrer Van der Garde weitergeht, steht noch in den Sternen. "Wir haben diverse Möglichkeiten für nächstes Jahr und müssen die auch prüfen", ließ sie die Sorgenfalten der Fahrer nicht kleiner werden."

Monisha Kaltenborn hat die ein oder andere Sorgenfalte, Foto: Sutton
Monisha Kaltenborn hat die ein oder andere Sorgenfalte, Foto: Sutton

Ohne Umschweife gab Kaltenborn aber zu, dass sich das Team auch an die eigene Nase fassen muss. Die Fahrbarkeit des Autos sei durch den Antriebsstrang und die Software nicht die beste und bedürfe dringend Verbesserungen. "Vor allem die langsamen Kurven tun uns weh, dieses Jahr leider aber auch oft schnelle Kurven", analysierte die Teamchefin.

Daher heißt die Devise: Aggressivität bei der Autoentwicklung und möglicherweise die solide Basis ins Wanken bringen. "Wir haben bereits Fortschritte gemacht, aber vielleicht müssen wir einfach noch innovativer und riskanter vorgehen, um auch wirklich vorne anzukommen", überlegte die Teamchefin.

De Silvestro bald im Cockpit?

Innovation und Risiko heißt es bei Sauber auch in Sachen Fahrerauswahl. Mit der Schweizerin Simona de Silvestro steht eine Frau in den Startlöchern - Formel-1-Stammcockpit nicht ausgeschlossen. "Simona will nächstes Jahr F1 fahren und auf diesem Weg unterstützen wir sie natürlich. Wir haben aus diesem Grund auch den Antrag für die Superlizenz für sie gestellt", unterstrich Kaltenborn.

Hat Simona de Silvestro wirklich eine Chance auf ein Sauber-Cockpit, Foto: Sutton
Hat Simona de Silvestro wirklich eine Chance auf ein Sauber-Cockpit, Foto: Sutton

Bevor ein derartiges Thema aber auch nur im Ansatz Spruchreif werden kann, muss die Schweizerin in einem aktuellen Auto Platz nehmen. Zudem muss die finanzielle Situation klar geregelt sein. "Und dann sehen wir ja, ob sie in unseren Plänen eine Rolle spielen kann oder nicht."

Mit den ersten Eindrücken und Tests zeigte sich Kaltenborn allerdings sehr zufrieden. Nach ihrem ersten Test in Fiorano spulte de Silvestro in Valencia 1200 km ab - für Kaltenborn ein Zeichen für die Fitness und die gute Form der Schweizerin. Auch fahrerisch vermochte de Silvestre zu überzeugen. "Sie war nie neben der Strecke, baute keinen Unfall und hat alles, was es braucht, um eine gute Rennfahrerin zu werden", prognostizierte die Sauber-Teamchefin. "Deshalb sind wir ja auch zu der Entscheidung gekommen, sie zu fördern und ihre Karriere voranzutreiben." Nachdem de Silvestro nun eine vorläufige Rennlizenz beantragt hat, will Sauber alle Hebel in Bewegung setzen, um ihr eine permanente zu beschaffen. "Sie muss jederzeit bereit sein und dann sehen wir, wie es weitergeht."