Der Großbritannien GP hat für Lewis Hamilton doppelte Brisanz. So steht der WM-Zweite in Diensten von Mercedes AMG als 'local hero' nicht nur unter besonderer Beobachtung, nach drei Niederlagen in Folge und 29 Punkten Rückstand auf Teamkollege Nico Rosberg muss er im Titelkampf zudem zwingend zurückschlagen. Trotz vier Siegen in Folge bis vor dem Monaco GP scheinen nach zuletzt zwei zweiten Plätzen und einem Ausfall plötzlich alle Trümpfe in der Hand Rosbergs.

Verwunderung über die Stärke des Teamkollegen bleibt beim WM-Favoriten Nummer eins vor Saisonbeginn allerdings aus: "Ich bin wenig davon überrascht, wie eng es zwischen Nico und mir zugeht", machte Hamilton in der offiziellen Pressekonferenz zum Silverstone-Wochenende am Donnerstag klar. "Bis vor kurzem hatte ich einen guten Lauf und nach den vier Siegen wieder Oberwasser im WM-Kampf, jedoch hat Nico in letzter Zeit den Spieß umgedreht."

Dass seine zahlreichen Landsleute, die am Wochenende an die englische Kultstrecke pilgern werden, nicht weniger als den zweiten Hamilton-Sieg seit 2008 erwarten, ist dem Lokalmatador durchaus bewusst. Zusätzlichen Druck verspürt er deswegen jedoch nicht: "Für mich ist ohnehin klar, dass ich Nico in jedem Rennen schlagen muss, wenn ich wieder groß in den WM-Kampf einsteigen will. Aus diesem Blickwinkel ist es eigentlich egal, ob wir in Silverstone fahren, oder wo anders", gibt sich Hamilton zumindest nach außen entspannt.

2008 feierte Lewis Hamilton im Regen von Silverstone seinen bis dato einzigen Heimsieg, Foto: Sutton
2008 feierte Lewis Hamilton im Regen von Silverstone seinen bis dato einzigen Heimsieg, Foto: Sutton

Jedoch macht er unmissverständlich klar, dass für ihn am Sonntag dennoch nichts als der Sieg zählt: "Triumphe daheim und vor den eigenen Fans sind für einen Sportler das Größte und die ultimative Krönung. Ich werde alles dafür tun, das Rennen zu gewinnen und die vielen Leute an der Strecke glücklich zu machen." Obwohl vor allem Williams in Spielberg mit den Plätzen drei und vier stark auftrumpfte, dürfte der Kampf um den Sieg einmal mehr nur über die beiden Mercedes-Piloten laufen.

Hamilton stichelt gegen Rosberg

Eine besondere Taktik, wie er den Deutschen in Topform schlagen will, hat Hamilton noch nicht. Trotz der jüngsten Niederlagen will er sich nicht allzu viel vorwerfen: "Die letzten drei Rennen waren natürlich nicht optimal. Einmal hatte ich Probleme mit dem Auto, einmal habe ich selbst zu viele Fehler gemacht. Ich kann mir ansonsten nicht viel ankreiden und ich habe auch keine besonderen Lehren aus den Niederlagen gezogen. Manchmal läuft es eben für dich, manchmal gegen dich. Ich weiß nur, dass ich alles geben werde, um am Sonntag wieder ganz oben auf dem Treppchen zu stehen."

Um den zweiten Heimsieg nach seinem Husarenritt im strömenden Regen 2008 klarzumachen und auch die Wende im WM-Kampf einzuläuten, scheint Hamilton kein Mittel unrecht. Nachdem er sich noch vor wenigen Wochen aufgrund seiner schwierigen Kindheit selbst einen größeren Erfolgshunger als dem aus guten Verhältnissen stammenden Rosberg attestierte, folgte nun der nächste Seitenhieb gegen den Teamkollegen. So machte Hamilton gegenüber englischen Medien deutlich, dass er eindeutig der talentiertere Fahrer sei - und diesen Vorteil im WM-Kampf nutzen müsse. Für ein weiteres hitziges Siegduell wäre bei Mercedes also alles angerichtet...