Ferrari befindet sich in der Weltmeisterschaft zwar auf dem dritten Rang, doch anstatt den Blick nach vorne zu richten, muss die strauchelnde Scuderia nach hinten schauen, wo gleich eine ganze Meute von Teams nur darauf wartet, den italienischen Traditionsrennstall zu überholen. "In Österreich war nicht nur Williams unser größter Gegner, wir waren in einer Gruppe mit McLaren, Force India und Toro Rosso", blickt Fernando Alonso auf das letzte Rennen in Spielberg zurück.

Alonso erlebte schon leichtere Zeiten, Foto: Sutton
Alonso erlebte schon leichtere Zeiten, Foto: Sutton

"Leider war Williams nicht die einzige Bedrohung für uns", verdeutlicht der Spanier, mit der aktuellen Lage alles andere als zufrieden zu sein. Nach acht Saisonrennen hält Ferrari bei nur einem Podiumsplatz, den Alonso in China herausfuhr. "Wir müssen uns verbessern", lautet daher der Appell des zweifachen Weltmeisters. "Besonders hinsichtlich der Konstrukteurs-Wertung, wo wir unter Druck von Williams, Force India und McLaren stehen."

Sieg in diesem Jahr unwahrscheinlich

Angesichts der Überlegenheit von Mercedes verschwendet Alonso gar keine Gedanken an die Silberpfeile, doch auch Red Bull könnte außer Reichweite sein, so seine Befürchtung - besonders auf einer Strecke wie Silverstone. "Ich erwarte, dass Red Bull hier wieder in Form kommt, weil es eine aerodynamische Strecke ist", meint der Spanier mit Blick auf die zahlreichen schnellen Kurven, die dem RB10 in die Karten spielen sollten. Doch nicht nur Red Bull, auch Williams hat er auf der Rechnung. "Sie waren nicht nur in Österreich gut", warnt er davor, die starke Performance von Felipe Massa und Valtteri Bottas als Eintagsfliege abzutun.

Alonsos letzter Sieg liegt bereits mehr als ein Jahr zurück und datiert von seinem Heimrennen in Barcelona. Dass in dieser Saison noch ein Triumph hinzukommt, kann sich der Routinier nicht so recht vorstellen. "Wenn ich ehrlich bin, sage ich: 'Nein, es ist nicht möglich, in diesem Jahr zu gewinnen'", gibt er sich keinen Illusionen hin. Eine kleine Resthoffnung bleibt allerdings: "Aber ich habe auch 2011 gedacht, es wäre unmöglich, ein Rennen zu gewinnen und dann habe ich hier gewonnen", erinnert Alonso. "Wenn sich die Möglichkeit bietet, werden wir unser bestes geben, aber mit der Performance, die wir zeigen, ist es schwierig."

Keine Gedanken an die persönliche Zukunft

Alonsos Vertrag bei Ferrari läuft noch bis inklusive 2016, aber zuletzt hielten sich beständig Gerüchte, wonach der Spanier bei McLaren anheuern könnte. Davon will er derzeit jedoch nichts wissen. "Ich denke nicht zu langfristig, weil es momentan andere Prioritäten gibt", hält er fest. "Ich möchte dem Team helfen, an diesem Wochenende und dieses Jahr so viele Punkte wie möglich zu sammeln, weil es in der Konstrukteurs-Wertung sehr eng zugeht. Die Zukunft nach 2016 ist momentan nicht die Hauptpriorität. Ich habe zwei Jahre Vertrag und wir werden sehen, was für alle die beste Lösung ist."

Um wieder konkurrenzfähig zu werden, müsse Ferrari laut Alonso drei Dinge tun: "Eines ist, Punkte in diesem Jahr zu sammeln. Wenn wir in diesem Jahr keine Punkte sammeln und in der Konstrukteurs-Wertung Sechster oder Siebter werden, wirft es das Team für das nächste Jahr zurück, weil es um Geld geht", erklärt er. Zweitens müsse Ferrari bereits jetzt an Freitagen neue Teile für das nächstjährige Auto testen. "Und drittens müssen wir sehr eng mit dem Team in Maranello zusammenarbeiten", schloss er. "Ich werde noch am Sonntagabend nach Maranello reisen und die ganze Woche im Simulator verbringen. Es ist keine Zeit zum Ausruhen, es ist Zeit zu arbeiten."