Renault ist seit Wochen und Monaten auf Fehlersuche nach all den Problemen mit der hauseigenen Power Unit. Zumindest ein Fragezeichen konnten die Franzosen pünktlich zum Rennwochenende in Silverstone beseitigen: den Grund für Sebastian Vettels Elektronik-Ärger vor knapp zwei Wochen am Red Bull Ring in Österreich. Der Weltmeister hatte schon in der zweiten Runde keinen Vortrieb mehr und musste seinen Red Bull am Streckenrand parken. Nach einem Reset des Systems lief das Auto plötzlich wieder.

Schnell war klar, dass der Überholknopf im Auto zumindest eine Teilschuld am Dilemma trug, durften Vettel und Teamkollege Daniel Ricciardo den Zusatzantrieb während des Rennens nicht mehr einsetzen. Nun hat sich herausgestellt, dass Renault offenbar nicht allein verantwortlich für die Probleme in Spielberg gewesen ist.

Hier parkte Vettel seinen RB10 am Streckenrand, Foto: Sutton
Hier parkte Vettel seinen RB10 am Streckenrand, Foto: Sutton

Standard-ECU schuld am Ausfall

Vielmehr habe es ein Problem mit der Standard-ECU gegeben, die nicht korrekt mit den Motoreinstellungen der Renault-Software im Auto funktionierte. "Nachdem Vettel den Überholknopf gedrückt hatte, wurde ein Mapping ausgewählt, das nicht akzeptiert wurde", erklärte Renaults Motorenchef Remi Taffin gegenüber Autosport. "Das resultierte darin, dass ein Drehmomentbedarf von null Newtonmeter ausgewählt wurde. Deshalb gab es keine Power." Das Auto habe sich quasi im Leerlauf-Modus befunden.

Am Donnerstagabend bestätigte FIA-Renndirektor Charlie Whiting, dass Renault nichts für Vettels Probleme konnte und an diesem Tag die eigentlich sichere Standard-Software verantwortlich gewesen sei. "Das war das erste Mal, dass so etwas seit der Einführung der Standard-ECU im Jahr 2008 passiert ist", teilte Whiting den Journalisten im Fahrerlager von Silverstone mit. "Das ist sehr bitter, aber jeder weiß, dass so etwas passieren kann." Es habe sich um einen Bug - also einen Fehler - gehandelt, der später für Schwierigkeiten sorgte.

Bleibt Red Bull in Silverstone von Technik-Ärger verschont?, Foto: Sutton
Bleibt Red Bull in Silverstone von Technik-Ärger verschont?, Foto: Sutton

Bug legt Vettel lahm

"Bei Vettel war es so, dass das Mapping für den Überholmodus eben mit einem solchen Bug befallen war", führte Whiting weiter aus. "Als er diesen Modus dann betätigte, konnte die Standard-Software der Power Unit aufgrund des Bugs nicht das dazugehörige Motor-Mapping aktivieren, weswegen er keinen Vortrieb mehr hatte. Das Mapping wurde als illegal angesehen, obwohl es absolut legal gewesen ist."

Bei einem solchen Fall gebe es laut Whiting zwei Möglichkeiten, wie die Elektronik der Power Unit reagieren kann. "Entweder schaltet sie sich für 60 Sekunden ab, wie es bei Vettel der Fall war", so Whiting. "Oder sie schaltet beim Abbremsen automatisch in den vorherigen Modus zurück." Da Vettel zu diesem Zeitpunkt sich aber in einer Bergaufpassage befunden habe, sei diese zweite Option nicht infrage gekommen. Whiting abschließend: "Das war sehr unglücklich für Vettel."

Vettel feiert an diesem Donnerstag seinen 27. Geburtstag, Foto: Sutton
Vettel feiert an diesem Donnerstag seinen 27. Geburtstag, Foto: Sutton

Renault-Update für Silverstone

Renault hat sich diesen Bereich vor dem Großbritannien Grand Prix noch einmal genau angeschaut und erwartet keine Wiederholung derartiger Probleme. Ein Update der eigenen Software soll weiteren Ärger mit der von McLaren hergestellten Standard-ECU ausschließen. "Wir haben uns die Standard-Software angesehen", so Taffin. "Da gab es offensichtlich das Problem, dass einige unserer Mappings nicht akzeptiert wurden, wenn der Einsatz für den Überholknopf ausgelöst worden ist."