Am Freitag werden in Silverstone viele Blicke auf Williams gerichtet sein. Beim 1. Training zum Großen Preis von Großbritannien steigt Susie Wolff ins Cockpit des FW36 - ihr erster offizieller Einsatz bei einem GP-Wochenende. Damit ist die Schottin die erste Frau seit Lella Lombardi 1976, die an einem Formel-1-Rennwochenende offizielle Runden dreht.

Sie habe sich diesen Test durch gute Leistungen verdient, versicherte Wolff. "Viele Leute realisieren nicht, dass der erste F1-Test, der mir von Frank Williams und dem Team angeboten wurde, eine einmalige Sache war", so Wolff, die bislang bei drei Tests in einem F1-Auto saß. "Es war nie geplant, dass ich Teil des Teams werde oder das zu mehr führen würde. Aber jeder Schritt, jeder Test, lief gut und bedeutete den nächsten Schritt."

Susie Wolff fährt in Silverstone für Williams, Foto: Sutton
Susie Wolff fährt in Silverstone für Williams, Foto: Sutton

Toto sitzt nicht im Auto...

Jetzt also die große Chance, sich vor einem Weltpublikum zu beweisen. Und es auch den zahlreichen Kritikern zu zeigen, die Wolff nur im Cockpit sehen, weil ihr Ehemann und Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff noch Anteile am Williams F1 Team besitzt. "Mir ist klar, dass es immer Leute gibt, die gegen oder für mich sind", so Susie gegenüber der BBC. "Aber mein Ehemann sitzt nicht im Auto und wechselt die Gänge für mich. Wenn ich die Boxengasse verlasse, bin ich auf mich allein gestellt."

Wolff wollte sich nicht in diese Rolle reindrängen lassen: "Es sagt ja auch niemand, dass Nico Rosberg in der F1 fährt, nur weil sein Vater ein berühmter Fahrer war, der seine Kartkarriere finanziert und ihm in die F1 geholfen hat. Es ist ein bisschen unfair, den Fokus nur darauf zu legen, dass mein Ehemann in der Formel 1 ist und ich nur deshalb in einem F1-Auto sitze."

Toto Wolff besitzt noch Anteile an Williams, Foto: Sutton
Toto Wolff besitzt noch Anteile an Williams, Foto: Sutton

Jede Chance nutzen

Schließlich würde niemand grundlos in der Königsklasse des Formelsports arbeiten. Wolff: "Du musst immer Leistung zeigen. Und wenn ich draußen auf der Strecke oder im Simulator keine gute Arbeit leisten würde, wäre ich nicht mehr beim Team."

Deshalb sah Wolff auch keinen Grund, warum es bald nicht wieder einmal eine weibliche Fahrerin in der Formel 1 geben sollte. "Du musst hart kämpfen, um in die F1 zu kommen", so die 31-Jährige. "Und du musst bereit sein, wenn sich die Chance ergibt. Ich glaube daran, dass es bald passieren wird. Ich bin ein realistischer Mensch, aber auch jemand, der an viele Ziele glaubt. Ich gebe mein absolut Bestes. Wenn es nicht passiert, kann ich zurückblicken und sagen, dass ich alles gegeben habe. Hoffen wir, dass es passiert."

Susie Wolff beim Young Driver Testb 2013 in Silverstone, Foto: Sutton
Susie Wolff beim Young Driver Testb 2013 in Silverstone, Foto: Sutton

Keine Männerwelt mehr

So oder so habe Wolffs Einsatz am kommenden Freitag möglicherweise einen positiven Einfluss auf Frauen-Power im Motorsport. Noch immer schaffen es nur wenige Frauen in die Top-Kategorien des Rennsports - vor allem aus dem Grund, dass nur wenige Mädchen ins Kart statt aufs Pferd steigen. "Wenn nur ein paar kleinen Mädchen, die mich am Freitag fahren sehen, klar wird, dass sie das Gleiche machen könnten, wäre das sehr positiv", so Wolff über ihre Vorbildrolle. "Das ist keine Männerwelt mehr. Es muss nur gezeigt werden, dass Frauen auf diesem Level mithalten können. Dann machen mehr und mehr mit."

Wolff kann es kaum noch erwarten, am Freitag in das Auto von Valtteri Bottas zu steigen und vor heimischem Publikum 90 Minuten lang das 1. Training zu bestreiten. Eine schöne Abwechslung zur Arbeit im Simulator. "Es macht Spaß, aber es ist kein richtiges Rennfahren, man sitzt nicht in einem Rennauto und hat nicht das gleiche Gefühl", so Wolff gegenüber Motorsport-Magazin.com über die Simulatorarbeit. "Es macht Spaß, weil man weiß, dass man dem Team hilft und es dem Team einen Vorteil bringt. Aber das war es."

Susie Wolff fährt dieses Jahr auch in Hockenheim, Foto: Sutton
Susie Wolff fährt dieses Jahr auch in Hockenheim, Foto: Sutton

Nächster Einsatz in Hockenheim

Es wird das nicht einzige Mal in diesem Jahr sein, dass Wolff vor großer F1-Kulisse fährt. Ein Einsatz beim Training zum Großen Preis von Deutschland in Hockenheim ist ihr ebenfalls zugesichert worden. Ob es jemals für einen Renneinsatz reicht?

Zu den Zweiflern gehört unter anderem Bernie Ecclestone. "Susie Wolff ist gut", sagte er zwar. "Aber wird sie je in der Lage sein zu zeigen, wie gut sie ist? Ich bezweifle es." Das liege daran, dass auch Frauen große Sponsoren brauchen, um Rennen zu fahren. Ecclestone: "Man kann also eine sehr, sehr gute Pilotin haben und sie würde trotzdem nicht bekommen, was sie verdient."