Ein schwieriges Rennen für Ihr Team. Was ging beim Boxenstopp von Esteban Gutierrez schief und was halten Sie von der Strafe?
Monisha Kaltenborn: Zunächst zur Strafe: Das ist so im Reglement vorgesehen, da gibt es nichts weiter dazu zu sagen. Wenn man diesen Fehler macht, wird man so bestraft. Was den Vorfall betrifft, ist bei dem Stopp einiges bei der Kommunikation schief gelaufen - das ist eigentlich viel schlimmer. So ein Fehler darf nicht passieren. Normalerweise weiß man, wie man da zu reagieren hat. Jetzt müssen wir dem genau nachgehen.

Der Kommunikationsfehler hat dazu geführt, dass es auch zum anderen Auto ging und dieses dann langsamer wurde. Das müssen wir genau untersuchen. Fakt ist, dass so etwas überhaupt nicht akzeptabel ist. Deshalb werden wir es uns sehr genau ansehen und Maßnahmen einleiten. Die Leistung des Teams, da nehme ich die Fahrer ausdrücklich raus, war nicht in Ordnung.

Im Qualifying war schon nach dem Q1 Schluss, das Rennen verlief ebenfalls nicht zufriedenstellend. Wie würden Sie die Fortschritte seit dem ersten Rennen bis hierhin zusammenfassen?
Monisha Kaltenborn: Wenn wir unsere Leistung ansehen, müssen wir sehr nüchtern festhalten, dass wir überall Fortschritte machen müssen. Das ist nicht so einfach, als wenn es nur ein oder zwei Bereiche wären. Wir kennen die verschiedenen Ursachen, deswegen bringt es auch nichts, sich auf einzelne Bereiche zu konzentrieren. Wir müssen das Niveau generell anheben. Da geht es um die Aerodynamik, den Antriebsstrang, unsere eigene Leistung sowie jene der Fahrer. Schuldzuweisungen bringen deshalb nichts. Wir stecken da gemeinsam drin.

Zuletzt haben wir uns in gewissen Bereichen gemeinsam verbessert. So konnten wir mit dem neuen Aero-Paket in Barcelona Fortschritte erzielen und können wir ebenso bestätigen, dass unser Motorenhersteller ebenfalls einiges gebracht hat, was die Leistung verbessert hat. Insgesamt sind wir jedoch noch relativ weit weg. Da gilt es, an all diesen Baustellen weiter zu arbeiten. Und das werden wir auch tun. Ich gebe diese Saison überhaupt nicht auf. Ich bin zuversichtlich, dass wir sicherlich noch punkten werden. Dafür müssen wir allerdings einen ganz zulegen.

Vor Peter Sauber und Monisha Kaltenborn liegt viel Arbeit, Foto: Sutton
Vor Peter Sauber und Monisha Kaltenborn liegt viel Arbeit, Foto: Sutton

Das technische Reglement verändert sich für die nächste Saison nicht so gravierend wie vor diesem Jahr. Ist es dadurch doppelt so wichtig, den Rückstand so gut wie möglich bis Saisonende aufzuholen?
Monisha Kaltenborn: Wir wissen, dass unsere Arbeit jetzt von großer Bedeutung für die nächste Saison ist. Dieses Leitbild gilt für die gesamte Entwicklung. Aber wir wissen, dass wir im Moment viel zu weit weg sind, von der Performance, die wir früher hatten.

Wie können Sie die Motivation im Team hochhalten, wenn man in der Konstrukteurswertung hinter Marussia liegt?
Monisha Kaltenborn: Das ist nicht einfach. Wir müssen einen kühlen Kopf bewahren und da durch. Schließlich kennen wir die Ursachen, warum die Saison so für uns begonnen hat. Es hat keinen Sinn, ständig darüber zu reden. Wir haben es abgehakt und müssen jetzt nach vorne sehen. Uns ist aber auch klar, dass es keine Wunder gibt. Wir sind eben nicht in der Lage von heute auf morgen extrem viel in der Entwicklung voranzukommen.

Stehen für das kommende Rennen in Silverstone Updates an?
Monisha Kaltenborn: Wir werden sicherlich wieder kleinere Dinge bringen, es wird sicher kein großes Paket, aber wir arbeiten sehr wohl an weiteren Updates. Wichtig ist, dass wir das Feintuning vom Barcelona-Paket hinbekommen. Wir sehen ja, dass wir uns durchaus rauf und runter bewegen im Laufe eines Wochenendes. Das sollte es nicht geben. Mal sehen wir im Long Run am Freitag sehr gut aus, dann ist es im Rennen überhaupt nicht gut. Hier war unsere Pace im Rennen durchaus in Ordnung. Wir waren nicht so weit weg. Natürlich wissen wir, dass gewisse Teams weit weg sind, aber wir müssen das Feintuning besser hinbekommen, damit wir diese Schwankungen eliminieren.

Zum Abschluss noch etwas Erfreulicheres: Wie fällt Ihr Fazit für den Österreich GP aus?
Monisha Kaltenborn: Das war ein fantastisches Event. Ich habe natürlich eine gewisse Nähe zu Österreich und freue mich deshalb ganz besonders. Man fühlt sich wirklich in die Vergangenheit zurückversetzt - diese fantastische Stimmung, die vielen Fans, die umfangreiche Berichterstattung. Das gibt es nicht an vielen Orten. Es ist schön, wenn es das in Österreich wieder gibt. Das ist eine Bereicherung für den Formel-1-Rennkalender.