"Im Moment scheint alles gegen uns zu laufen", erklärte Kimi Räikkönen nach dem Großen Preis von Kanada frustriert. Nur mit Glück konnte der Finne in Montreal einen WM-Punkt ergattern, in der Überholstatistik der aktuellen Saison rangiert der Weltmeister von 2007 auf den hintersten Plätzen - lediglich Kamui Kobayashi und Esteban Gutierrez mussten 2014 mehr Duell-Niederlagen als der Ferrari-Pilot einstecken.

Für Marc Surer liegt auf der Hand, warum der Finne bei seinem Ferrari-Comeback weit mehr Schwierigkeiten hat als 2012 bei seiner F1-Rückkehr. "Der Lotus hat direkt zu seinem Fahrstil gepasst. Aber jetzt haben wir eine völlig neue Technik und die scheint ihm weniger zu liegen", erklärte Surer. Die neuen Turboautos erzeugen viel mehr Drehmoment als deren Vorgänger, verfügen aber über deutlich weniger Grip. Die Fahrer können daher nicht mehr so aggressiv mit den Autos umgehen wie es in den Jahren zuvor noch möglich war.

"Die Probleme von Kimi liegen sehr viel am neuen Reglement", bestätigt auch Ferrari-Technikdirektor James Allison gegenüber Motorsport-Magazin.com. Der Ferrari-Bolide verhält sich vor allem mit dem neuen Brake-by-Wire-System sehr instabil, was speziell Räikkönen zu schaffen macht. "Ich kenne die Kommentare fast aller Fahrer über das Brake-by-Wire. Anscheinend ist es sehr schwierig zu erfühlen, wenn die Balance nicht stimmt. Dann gibt es keine Verbindung zwischen dem Fuß des Fahrers und dem, was im Auto geschieht", verrät Johnny Herbert gegenüber Motorsport-Magazin.com.

Räikkönen liegt in der Fahrerwertung auf P12, Foto: Sutton
Räikkönen liegt in der Fahrerwertung auf P12, Foto: Sutton

Abgesehen von der Traktion des Autos sowie dem Bremssystem machen dem Finnen auch die Pirelli-Reifen zu schaffen. "Für mich sind die Reifen dieses Jahr extrem tricky. Ich weiß nicht, ob es an mir oder dem Auto liegt, aber es ist für mich verdammt schwierig das volle Potenzial aus den Reifen herauszuholen", erklärte der Ferrari-Pilot. Doch gegen die starke Konkurrenz von Mercedes, Red Bull oder eben teamintern gegen Fernando Alonso kann Räikkönen nur bestehen, wenn das Gefühl im Auto zu 100 Prozent stimmt. In Kanada tauchten bereits Gerüchte auf, wonach Ferrari angeblich darüber nachdenkt, den Finnen rauszuschmeißen.

Rückendeckung für Räikkönen

Laut Johnny Herbert hat Räikkönen durchaus den Speed, um Alonso herauszufordern, allerdings hat der Spanier eine entscheidende Trumpfkarte in der Hand - seine Konstanz. "Diese Konstanz bringt Fernando immer in die Position, doch noch einen Podestplatz herauszuholen, auch wenn das Auto dieses Ergebnis nicht hergibt. Das hat er im vorletzten Jahr schon gezeigt: er ist immer wieder mit einer fantastischen ersten Runde nach vorne geprescht. Fernando startet verdammt gut und so gleicht er seine schlechteren Startplätze aus. Das ist Fernandos Spezialität", sagte Herbert.

Ferrari-Technikdirektor James Allison plädiert dafür dem Finnen noch mehr Zeit zu geben. "Es stimmt, dass Kimi im Moment etwas langsamer ist als Fernando, aber diese Lücke ist dabei kleiner zu werden. Es gilt ihm einfach noch etwas Zeit zu geben." Und auch von Motorsport-Magazin.com-Experte Christian Danner erhält Räikkönen Rückendeckung. "Kimi war mit dem Auto bisher nicht ganz zufrieden. Aber Kimi darf man nie unterschätzen. Er hat etwas, was die anderen nicht haben", stellte Danner klar.

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