"Ein amerikanisches Team mit einem amerikanischen Fahrer in einer europäischen Serie - das wäre phänomenal." Gene Haas hat seinen Eintritt in die Formel 1 auf 2016 verschoben, doch hinter den Kulissen wird kräftig am US-Projekt gewerkelt. Neben einem Piloten mit F1-Erfahrung wäre ein US-Boy der große amerikanische Traum von Haas. Das Problem: US-amerikanische Fahrer haben nicht die ruhmreichste Vergangenheit in der Königsklasse. Scott Speed, der bislang letzte US-Boy in der Formel 1, lässt grüßen. Motorsport-Magazin.com zeigt, welche US-Kandidaten für Haas in Frage kommen könnte.

Danica Patrick

Der Klassiker auf dem Fahrermarkt, Bernie Ecclestones feuchter Traum. Patrick wird immer wieder mit einem Wechsel in die Formel 1 in Verbindung gebracht, auch wenn sie mehrfach dankend ablehnte. Mit einem US-Team wären natürlich andere Voraussetzungen gegeben. Die NASCAR-Amazone ist das wohl beste mediale Zugpferd in der Geschichte des Rennsports: attraktiv, kann sich gut verkaufen und hat den einen oder anderen sportlichen Erfolg auf dem Konto.

Danica Patrick wird schon lange mit der F1 in Verbindung gebracht, Foto: NASCAR
Danica Patrick wird schon lange mit der F1 in Verbindung gebracht, Foto: NASCAR

"Sie würde für eine enorme Zuschauerschaft sorgen", sagte Haas kürzlich. "Das wäre großartig für Amerika. Ich denke, dass sie ein toller Kandidat wäre. Ob das wirklich passiert oder nicht, das könnte sich noch eine Weile hinziehen." Haas weiß natürlich, dass der Name 'Danica Patrick' zieht - warum sie also nicht gelegentlich erwähnen, schließlich fährt sie in der NASCAR für sein Team.

Vor wenigen Wochen hatte Haas allerdings auch gesagt, dass keiner seiner Piloten für ein F1-Engagement infrage käme. 2016 wäre Patrick knackige 34 Jahre alt - wohl nicht das beste Alter für den Einstieg in die Formel 1. Das ändert aber nichts daran, dass sie bis zuletzt als Kandidatin infrage kommen wird.

Ob Danica Patrick in der F1 mithalten könnte?, Foto: NASCAR
Ob Danica Patrick in der F1 mithalten könnte?, Foto: NASCAR

Alexander Rossi

Der US-Boy ist meist die erste Variante, wenn es um Fahrer aus den Staaten geht, die eine Chance in der Formel 1 haben könnten. Als einziger US-Amerikaner verfügt Rossi über die benötigte Superlizenz, die zur Teilnahme an der Formel 1 benötigt wird. Der 22-Jährige saß schon vor einigen Jahren im F1-Cockpit - 2009, bei einem Test in Jerez für BMW Sauber infolge seines Sieges im Formel BMW Weltfinale.

Aktuell steht Rossi bei Caterham als Ersatzpilot unter Vertrag. Bei seinem verkappten Heimrennen zuletzt in Kanada durfte er im Freien Training wieder einmal ins Lenkrad greifen. Außerdem startet er diese Saison in der GP2 für das Nachwuchsteam von Caterham, wenngleich mit äußerst überschaubarem Erfolg. Trotzdem werden Rossi die besten Chancen eingeräumt, der erste US-Pilot in der Formel 1 seit Scott Speed 2007 zu werden. "Es gab schon Gespräche mit der Haas Gruppe", sagte Rossi in Kanada. "Sie haben Interesse bekundet. Aber am Ende hängt alles von den Resultaten ab."

Was potenziell gegen Rossi spricht: Er will schon nächstes Jahr den Sprung in die Topklasse schaffen. Wie realistisch das ist, daraus machte er allerdings kein großes Geheimnis. Rossi: "Ich möchte nächstes Jahr in die Formel 1. Ich sage aber schon ziemlich lange, dass ich im nächsten Jahr in der F1 fahren will... Um ehrlich zu sein, ermüdet es mich ziemlich, auf der Ersatzbank zu sitzen. Der Fokus bleibt aber die Formel 1 in der nächsten Saison, wenn mir ein Team, egal wer, die Gelegenheit dazu bietet."

Alexander Rossi hat schon F1-Erfahrung sammeln können, Foto: Sutton
Alexander Rossi hat schon F1-Erfahrung sammeln können, Foto: Sutton

Conor Daly

Rossis größter potenzieller US-Rivale um das Haas-Cockpit. Ebenfalls 22, und mit einiger Singleseater-Erfahrung in Europa. Dieses Jahr fährt er in der GP2 für Lazarus GP, für einen Punktgewinn in den ersten sechs Rennen reichte es aber noch nicht. Daly ist ein wahrer Rennsport-Tausendsassa, so nahm er unter anderem am Indy 500, der IndyCar Light-Serie und der indischen MRF Formelserie teil. Sein bislang größter Erfolg: Gesamtrang drei in der GP3-Serie 2013 mit ART Grand Prix. Den Ausschlag geben könnte der Nachname: Daly ist der Sohn des früheren F1-Piloten Derek Daly. Sein Stiefvater ist Doug Boles, Präsident des Indianapolis Motor Speedway. Die Verbindungen in die höchsten Etagen wären also gegeben.

Erinnert ein wenig an Wayne Rooney: Conor Daly, Foto: GP2 Series
Erinnert ein wenig an Wayne Rooney: Conor Daly, Foto: GP2 Series

Graham Rahal

Der nächste Fahrer mit bekanntem Nachnamen. Graham Rahal ist der Sohn von Bobby Rahal, dem zweimaligen Grand-Prix-Starter und früherem Jaguar-Teamchef. Rahal Junior ist eine Konstante in der IndyCar-Serie, seit 2007 ist der heute 25-Jährige am Start. Allerdings auch konstant mittelmäßig, sein einziger Sieg datiert aus dem Jahr 2008. 2009 schloss er die Serie als Gesamt-Siebter ab, sein bis dato bestes Ergebnis. Rahal verfügt über keinerlei Renn-Erfahrung in Europa, was sich als Problem herausstellen könnte.

Graham Rahals Dad war früher Jaguar-Teamchef, Foto: IndyCar
Graham Rahals Dad war früher Jaguar-Teamchef, Foto: IndyCar

Marco Andretti

Zumindest an berühmten Namen besteht auf dem US-Markt kein Mangel. Marco ist der Enkel des früheren Formel-1-Weltmeisters Mario Andretti und der Sohn von IndyCar-Champion Michael Andretti. Der 27-jährige Marco startet dieses Jahr in seine neunte IndyCar-Saison für Andretti Motorsport. Sein bislang bestes Resultat in der US-Serie: Gesamtplatz fünf in der Saison 2013. Seine weitere Rennerfahrung abseits der IndyCars beschränkt sich auf einige Einsätze in der ALMS und der A1 GP vor einigen Jahren. US-Experten trauen ihm eher nicht den nötigen Speed für die Formel 1 zu.

Marco Andretti stammt aus der berühmten Andretti-Rennfamilie, Foto: IndyCar
Marco Andretti stammt aus der berühmten Andretti-Rennfamilie, Foto: IndyCar

Josef Newgarden

Der New Kid on the Block: Josef Newgarden zählt zu den großen Talenten auf dem US-Markt. Der 23-Jährige fährt seit 2012 in der IndyCar-Serie und schloss die vergangene Saison auf dem 14. Gesamtplatz ab. Newgarden stand bislang einmal auf dem Podium. 2010 wagte er den Sprung über den großen Teich und startetet für Carlin in der GP3-Serie. Sein Erfolg hielt sich aber in Grenzen, am Ende der Saison reichte es nur zu Platz 18. 2014 bestreitet er für Fisher Hartman Racing sein drittes Jahr bei den IndyCars.

Josef Newgarden macht sich gerade einen Namen in der US-Szene, Foto: IndyCar
Josef Newgarden macht sich gerade einen Namen in der US-Szene, Foto: IndyCar