Ferrari oder doch mehr Mercedes? Nichts da! Stardesigner Adrian Newey bleibt Red Bull auch in den kommenden Jahren erhalten. Der Brite unterschrieb einen mehrjährigen Vertrag mit dem Team. Die genaue Dauer der Vertragsverlängerung wurde nicht bekannt gegeben.

In einer Pressemitteilung des Teams heißt es: "Als Teil des neuen Abkommens wird Adrian an neuen Projekten von Red Bull Technology arbeiten sowie Red Bull Racing bei der Entwicklung der Formel-1-Autos für die kommenden Saisons beraten und hilfreich zur Seite stehen."

Genauere Informationen und Details zu diesen neuen Projekten sollen in Kürze bekannt gegeben werden. Ebenso eine genaue Erklärung, wie sehr Newey noch in die Entwicklung des Formel-1-Autos eingebunden sein wird. "Er wird in einem neu gegründeten Advanced Technology Centre arbeiten", erklärt Motorsportberater Helmut Marko. "Dieses Centre wird verschiedenste Projekte als Basis haben. Die Aufgabenteilung zwischen F1 und diesem Projekt noch nicht ganz definiert."

Neweys geniale Ideen sollen dem Team aber weiterhin zur Verfügung stehen. Der Stardesigner sei nur von den vielen Einschränkungen in der Königsklasse enttäuscht. "Was auch immer er erfunden hat, es wurde eingeschränkt oder verboten", so Marko. "Was einen genialen Konstrukteur auszeichnet, konnte er nicht mehr machen, er war von der Formel 1 frustriert."

Teamchef Christian Horner sieht in der Verschiebung von Neweys Aufgabengebieten keinen Nachteil für das Team. "Wir haben ein sehr starkes Team und es ist ja nicht so, dass er nicht mehr da wäre", betonte Horner. "Man sieht es ihm an, dass er fest entschlossen ist. Wir arbeiten sehr hart daran, den Rückstand auf Mercedes zu verringern. Das ist seine Hauptaufgabe." Newey ist seit Beginn der Saison 2006 Chief Technical Officer, sprich Technikchef, des Teams rund um Horner und Marko. Zwischen 2010 und 2013 gewannen Red Bull und Newey alle Fahrer- und Konstrukteurstitel in der Formel 1.

Das Genie Newey

Newey zu Ferrari? Daraus wird jetzt nichts mehr..., Foto: Sutton
Newey zu Ferrari? Daraus wird jetzt nichts mehr..., Foto: Sutton

Kein Name steht in der Formel 1 mehr für Kreativität als der von Newey, auch wenn der Brite ab und an über das Ziel hinausschießt. Mit seinem verschmitzten Lächeln wirkt Newey oftmals wie ein kleiner Schuljunge, der er in seinem Kopf gerade einen Streich ausheckt. Nur sind es in seinem Fall nicht irgendwelche kindischen Lausbuben-, sondern Geniestreiche, die einen Rennstall geradewegs zum nächsten WM-Titel führen können.

Nicht ohne Grund gilt der 56-Jährige als bester Konstrukteur der Königsklasse. Die von ihm entworfenen Autos sind zumeist ein Garant für Erfolge - seit Beginn der 90er Jahre gewannen Neweys Boliden zehn Fahrer- und zehn Konstrukteurstitel sowie acht respektive sieben Vize-Weltmeistertitel.

"Adrian hat ein Talent dafür, Dinge vor ihrer Zeit zu entdecken. So sind Genies: Sie sehen etwas, was andere nicht sehen", sagte Mark Webber vor einigen Jahren über seinen Freund und langjährigen Wegbegleiter Newey. In der Formel 1 hat es viele bunte Designer-Vögel gegeben, aber nur wenige haben effektivere Siegautos gebaut als er.

Mit Stift und Papier

Adrian Newey bleibt Red Bull erhalten, Foto: Sutton
Adrian Newey bleibt Red Bull erhalten, Foto: Sutton

Schon in seiner Kindheit war Newey von Autos fasziniert. Für ein Kart fehlte dem Engländer das nötige Kleingeld, also kaufte er sich alte Maschinen und tunte sie zu konkurrenzfähigen Rennern, indem er technische Änderungen vornahm. Mit Stift und Papier brachte Newey seine Meisterstücke zum Leben - damals wie heute. In der Schule war der Engländer hingegen mittelmäßig. Mit 16 verließ er die berühmte Repton School und besuchte das örtliche Leamington Spa-College.

Mit dem Diplom in der Hand ergatterte Newey einen Platz an der Southampton Universität, wo er Aeronautik und Astronautik studierte. Bereits während des Studiums begann seine Karriere im Motorsport - zunächst beim Fittipaldi-Team in der Formel 1, später bei March als Renningenieur in der Formel 2. Gleich sein erstes Projekt, der March GTP, gewann einige Rennen. Ende der 80er Jahre wurde Newey als Technischer Direktor für March in der Formel 1 aktiv.

Als 1990 Leyton House den in finanzielle Nöte geratenen Rennstall übernahm, blieb Newey im Team - vorerst. Denn nach zwei erfolglosen Jahren setzte man Newey vor die Tür. Patrick Head wusste um das Können des Engländers und nutzte die Gelegenheit, um ihm einen Job anzubieten.

Zwischen 1991 und 1997 gewann das Gespann Williams/Newey 58 Grand Prix, vier Fahrertitel und fünf Konstrukteurstitel. Als es in der Beziehung zu kriseln begann, wechselte das Designgenie zu McLaren Mercedes und holte erneut zwei Fahrertitel und einen Konstrukteurstitel. 2006 wurde es für Newey Zeit für eine Veränderung. Mit Red Bull war diese schnell gefunden und so wird es auch in den kommenden Jahren bleiben.

Redaktionskommentar

Motorsport-Magazin.com meint: Adrian Newey wurde schon seit vielen Jahren mit anderen Teams, zuletzt waren es mal wieder Ferrari und Mercedes, in Verbindung gebracht. Aber auch Amtsmüdigkeit wurde dem Stardesigner angedichtet - so sollte er schon mehrmals Yachten für den America's Cup bauen. Jetzt scheint es endgültig so weit zu sein: Der langsame Rückzug hat begonnen.

Zum Teil bleibt er der Formel 1 erhalten, zum anderen Teil scheint Red Bull als Opfer dafür ihm eine Spielwiese zu bieten, auf der er sich mit anderen Projekten kreativ austoben kann. Wenn sich das jemand leisten kann, dann Dietrich Mateschitz. Die Zukunft könnte also so aussehen: Newey berät und entwickelt in Teilzeit die Red-Bull-Boliden und baut nebenbei für Red Bull Yachten, Raketen, um Menschen aus dem Himmel springen zu lassen, oder einfach aerodynamische Dosen... (Stephan Heublein)