Die Unzufriedenheit war Kimi Räikkönen anzusehen. Bereits das gesamte Wochenende kämpft der Finne mit dem Handling seines Ferrari. "Auch im Qualifying war es schwierig", gibt er nach Platz zehn zu. Das Auto rutscht viel herum und Räikkönen hat alle Hände voll zu tun, um eine saubere Runde hinzubekommen. "Wenn man nur ein bisschen anders über den Kerb fährt, verändert es sich", so Räikkönen. "Das Auto ist immer am Limit und rutscht herum."

Da half es wenig, dass er im Q3 nur einen Run auf den superweichen Reifen fahren konnte, weil er bei seinem zweiten Versuch im Verkehr steckte. "Man weiß, dass sie aus dem Weg gehen, aber das ändert nicht viel", betont er. Einmal blockierte sogar ein Rad. "Wenn wir einen zweiten Run gehabt hätten, hätte ich vielleicht schneller sein können, aber es wären nur ein oder zwei Plätze gewesen. Ich wäre nicht plötzlich ganz woanders gelandet."

Nicht genügend Grip

Viel mehr als der siebte Startplatz von Fernando Alonso war für Ferrari im Qualifying nicht drin. Dennoch hatte sich Pat Fry vorher etwas mehr ausgerechnet. "Wir wussten, dass wir auf dieser Strecke nicht nur mit Red Bull, sondern auch mit anderen Teams kämpfen würden", so der Techniker. Den Grund dafür sieht er in den wenigen Kurven und vielen langen Geraden. "Diese Strecke liegt der Charakteristik unseres Autos wahrscheinlich am wenigsten", bestätigt Räikkönen.

Auch die höheren Temperaturen als am Freitag machten Ferrari zu schaffen. "Wir kämpften an beiden Autos mehr als unsere Gegner damit, genügend Grip zu finden", erklärt Fry. Der bessere Downforce des Red Bull und die bessere Fahrbarkeit des Mercedes-Motors taten ihr Übriges. "So waren sie konkurrenzfähiger als wir."

Dabei unternimmt Ferrari derzeit alles, um gerade Räikkönens Schwierigkeiten mit dem zickigen roten Boliden besser in den Griff zu bekommen. An diesem Wochenende verstärkt der Testingenieur David Lloyd die Crew rund um Räikkönens Renningenieur Antonio Spagnolo.

Schwierigkeiten mit dem Ferrari

Kimi Räikkönen hat noch viel Arbeit vor sich, Foto: Sutton
Kimi Räikkönen hat noch viel Arbeit vor sich, Foto: Sutton

Räikkönen plagen seit dem ersten Test ähnliche Probleme. Sein Fahrstil passt nicht so recht zum neuen Ferrari. "Das Brake-by-Wire ist anscheinend sehr schwierig zu erfühlen, wenn die Balance nicht stimmt", erklärt Ex-F1-Pilot Johnny Herbert gegenüber Motorsport-Magazin.com. "Dann gibt es keine Verbindung zwischen dem Fuß des Fahrers und dem, was im Auto geschieht."

Das bereitet ihm, ähnlich wie dem amtierenden Weltmeister Sebastian Vettel, vor allem deshalb Probleme, weil er die Angewohnheit hat, in die Kurve hinein zu bremsen. Fahrer, die das Auto einfach so zusammenbremsen und dann in die Kurve einlenken, haben weniger Schwierigkeiten mit dem System.

"Er hat den Speed noch", ist Herbert überzeugt. "Wir haben ihn nur bei Ferrari noch nicht gesehen." Geschlagen ist der Champion von 2007 deshalb aber noch lange nicht. "Kimi darfst du nie unterschätzen", betont Motorsport-Magazin.com-Experte Christian Danner. "Er hat etwas, das die anderen nicht haben - nicht so sehr im Qualifying, vielmehr im Rennen." Nach dem vom Pech verfolgten Monaco GP kann Räikkönen das am Sonntag in Montreal erneut beweisen.