16:00 Uhr, Ferrari-Hospitality - Luca di Montezemolo rief und die Journalistenmeute kam. Immerhin war es die erste offizielle Pressekonferenz des Ferrari-Präsidenten nach der Berufung von Marco Mattiacci zum Teamchef und den Journalisten brannten dutzende Fragen auf den Lippen, unter anderem auch, ob das verloren gegangene Schäfchen, Ross Brawn, nach Maranello zurückkehren könnte.

Bereits 15 Minuten vor dem geplanten Termin standen die Kameras in Lauerstellung, doch Montezemolo ließ auf sich warten. 16:30 Uhr war es dann soweit: Montezemolo betrat die Hospitality und die One-Man-Show begann - und es war wortwörtlich eine Show. Neo-Teamchef Mattiacci durfte zwar neben dem großen Montezemolo, der zusätzlich noch auf einem weißen Kissen saß, Platz nehmen. Sagen durfte er aber nichts.

Di Montezemolo will bei Ferrari wieder Ordnung reinbringen, Foto: Sutton
Di Montezemolo will bei Ferrari wieder Ordnung reinbringen, Foto: Sutton

Auch die Journalisten kamen anfangs nicht zu Wort - der einzige, der redete, war Montezemolo. In seinem 15-minütigen Monolog erklärte er, warum er in Spanien vor Ort ist - und zwar aus keinem speziellen Grund - und warum Mattiacci die richtige Wahl für den Teamchefposten war - wobei laut dem Präsidenten eh keine Zeit blieb, um sich nach einer Alternative umzusehen.

Am Ende des Monologs durften dann die dutzenden Journalisten doch noch Fragen stellen und zwar exakt zwei. Die erste Frage drehte sich um Kimi Räikkönen, der in seinen bisherigen Ferrari-Einsätzen enttäuschte. Überraschenderweise sah das Montezemolo anders. Statt von seinem neuen Zugpferd mehr Leistung zu fordern, betonte er, wie gut Räikkönen sei.

Die Weltpresse wartete auf die große Show - und bekam sie geboten..., Foto: Motorsport-Magazin
Die Weltpresse wartete auf die große Show - und bekam sie geboten..., Foto: Motorsport-Magazin

"Ich war damals dabei, als Kimi zum ersten Mal für Sauber getestet hat. Michael [Schumacher] kam damals zurück an die Box und fragte mich: wer ist dieser junge Kerl, der so schnell ist? Ich mag Kimi sehr gerne, er ist ein verdammt guter Fahrer. Zuletzt hat er sich im Auto nicht ganz wohl gefühlt, aber es wird besser", erklärte ein lächelnder Montezemolo.

Das Lächeln verschwand allerdings mit der zweiten Frage. "Wie will Ferrari Alonso in der aktuellen Situation halten?" Montezemolos Antwort: "Ich teile seine Frustration, denn ich bin auch nicht glücklich für das Team, denn wir alle wollen gewinnen." Soweit, so gut - diese Antwort hatte man erwartet. Was wohl kaum einer erwartet hatte, war die darauffolgende Aussage, dass für ihn nicht das Befinden des Fahrers zähle, sondern allein das Team.

"Für mich zählt allein, ein konkurrenzfähiges Team zu haben, nicht der Fahrer." Und wer ein bisschen zwischen den Zeilen las und die Mimik des Italieners beobachtete, der wurde den Eindruck nicht los, dass Alonso seinen unantastbaren Status als Nummer 1 des Teams nach seiner öffentlichen Kritik im Vorjahr nicht wieder zurückgewonnen hat. Scheinbar gilt auch für Fernando Alonso das ungeschriebene Gesetz: Ferrari ist größer als der Fahrer und vor dieser Legende muss selbst ein Doppelweltmeister Ehrfurcht zeigen. Kritik wird nicht geduldet.