Nigel Stepney, der in der Formel 1 vor allem mit dem Spionageskandal 2007 in Verbindung gebracht wird, starb am Freitagmorgen bei einem Autounfall. Das teilte sein aktuelles Team JRM, bei dem er als Teammanager und technischer Direktor fungierte, mit. Er hinterlässt eine Lebensgefährtin und eine Tochter.

Stepney begann seine Karriere in der Formel 1 bei Shadow, 1980 folgte er Elio de Angelis zu Lotus und wurde dort dessen Renningenieur. Bei Lotus arbeitete Stepney auch mit Ayrton Senna zusammen. 1988 wechselte er zu Benetton, wo er blieb, bis er 1990 das Angebot erhielt, in der Formel 3000 im Team von Nelson Piquet zu arbeiten. Bereits nach einem Jahr nahm er seinen Hut und ging zu Ferrari, wo er als Chefmechaniker, als technischer Manager für die Rennen und Testfahrten und schließlich als 'Head of performance developement' arbeitete.

Bis 2007 war Stepney bei der Scuderia, ehe ihn die Spionage-Affäre mit Konkurrent McLaren zu Fall brachte. Ihm wurde vorgeworfen, geheime Informationen des Teams an Mike Coughlan, McLarens damaligen Chefdesigner, weitergegeben zu haben.

Nach seiner Formel-1-Karriere kam Stepney 2010 zu JRM, wo er die treibende Kraft hinter der Entwicklung des Nissan GT-R GT-Boliden war. 2011 gewann er mit JRM die FIA GT1 Weltmeisterschaft. 2012 stieg Stepney mit dem Team in die Langstreckenweltmeisterschaft (WEC) ein, wo es mit einem Honda LMP1-Boliden Rang drei im Gesamtklassement einfuhr. Bei den 24 Stunden von Le Mans belegte JRM Platz sechs.

"Von dem Moment an, als Nigel 2010 zu JRM kam, war er ein unglaublich wichtiges Teammitglied und brachte eine Erfahrung im Ingenieurswesen mit sich, die ihresgleichen sucht", zollte JRM-Besitzer James Rumsey dem Verstorbenen Respekt. "Ein Mann, der Ayrton Senna bei Lotus betreute und dabei half, Michael Schumacher zu fünf Formel-1-Titeln mit Ferrari zu führen, war der perfekte Kandidat, um JRM als ein ernsthaftes Team im Rundstreckensport zu etablieren und die Rolle, die er dabei gespielt hat, diesen Standard zu erreichen, wird nie unterschätzt oder vergessen werden."

Stepney sei ein leidenschaftlicher Kämpfer gewesen und habe immer nach Spitzenleistungen gestrebt. "Wir hätten unser Level an Erfolg ohne seine Führung und Erfahrung sicherlich nicht erreichen können. Abseits der Strecke war er ein fokussiertes, ehrgeiziges und leidenschaftliches Mitglied der JRM Gruppe und seiner Familie ein liebender Vater", fügte Rumsey hinzu. "Heute hat die Motorsportwelt einen ihrer großartigsten Charaktere und Mitstreiter verloren. Wir werden ihn sehr vermissen und senden unser aufrichtiges Beileid an seine Familie und die vielen Freunde, die er hinterlässt."

Langstrecken-Pilot Peter Dumbreck schrieb auf Twitter: "Der Motorsport wird etwas leiser sein. Schlafe gut, Nige." Klaus Graf, zweifacher ALMS-Champion, twitterte er: "Es ist sehr traurig, zu hören, dass Nigel Stepney heute gestorben ist! Meine Gebete und meine Gedanken sind bei seiner Familie."

Mit Karun Chandhok äußerte sich auch ein ehemaliger Formel-1-Pilot zum Tod Stepneys: "Das sind furchtbare Neuigkeiten über meinen Freund Nigel Stepney... Er war nicht jedermanns bester Freund, aber ich mochte ihn nach unserer Zeit bei JRM wirklich sehr. Meine Gedanken, Gebete und mein Beileid gehen an seine Lebensgefährtin Ash und seine Tochter Sabine."

Hintergünde zum Unfall

Die Polizei von Kent erklärte in einem Bericht, dass ein silberner VW Caddy auf dem Standstreifen der M20 stehen blieb. Aus noch unbekannter Ursache soll der 56-Jährige Fahrer des Caddy auf die Fahrbahn zurückgekehrt und dort mit einem Sattelschlepper kollidiert sein. Er wurde noch am Unfallort für tot erklärt.