Nach jedem Rennen erzählt Fernando Alonso die gleiche Geschichte. Wenn es wieder einmal nicht zum Sieg gereicht hat, was ganz nebenbei die letzten 18 Grands Prix der Fall war, dann bekommen die Journalisten zu hören, dass er selbstverständlich noch an seine Titelchancen glaubt. Wenn das nicht der Fall wäre, dann bräuchte er schließlich gar nicht mehr antreten.

Alonso fährt regelmäßig über Ferraris eigentlicher Performance, Foto: Sutton
Alonso fährt regelmäßig über Ferraris eigentlicher Performance, Foto: Sutton

Auch wenn das Auto einmal mehr unterirdisch war, sieht der Spanier meist keinen Grund, nicht mehr an die Weltmeisterschaft zu glauben. "Wir haben alles: Wir haben die richtigen Leute, wir haben die Ressourcen, wir haben die richtigen Werkzeuge, wir haben alle Mittel dafür", begründet er seinen Optimismus meist.

Auch nach dem ersten Podium der Saison erzählt Alonso der Schar an Journalisten seine Geschichte - irgendjemand muss diese Frage schließlich auch immer stellen. Alonso könnte es sich ja doch einmal anders überlegt haben.

Wenn Alonso dann seine Antworten zum Besten gibt, haben die meisten Kollegen schon ein Lächeln im Gesicht. "Solange wir rechnerisch die Chance haben, so lange glaube ich an den Titel", spricht der Spanier mal wieder leicht geschafft ins Mikrofon.

Doch glaubt Alonso selbst an den Titel? Bei Ferrari fehlt es an allen Ecken und Enden. Auch wenn in China ein Podium heraussprang, Kimi Räikkönen zeigte mit Rang acht wohl die wahre Leistung des F14 T. Alonso fuhr, wie auch schon in den vergangenen Jahren über dem eigentlichen Leistungsniveaus seines Boliden. In China klappt das meist etwas besser, Bahrain hat aber gezeigt, wo die Scuderia derzeit auch landen kann.

Dass der Doppelweltmeister von 2005 und 2006 an seinen ersten Titel in rot glaubt, kauft ihm eigentlich niemand mehr ab. Auch Alonso weiß, dass Mercedes meilenweit vor Ferrari ist. Und sollte Mercedes doch noch irgendwie in Probleme schlittern, ist Red Bull da - von Rennen zu Rennen mehr. Das Entwicklungsrennen gegen Milton Keynes wird Maranello wohl nicht gewinnen können.

Räumt Mattiacci richtig auf oder gibt es nur einen Frühjahrsputz?, Foto: Sutton
Räumt Mattiacci richtig auf oder gibt es nur einen Frühjahrsputz?, Foto: Sutton

Alonso ist ein cleverer Fahrer und weiß das alles. Aber was soll er sagen? Dass er den Titel schon seit den Wintertests abgeschrieben hat? Dass er den Ferrari-Ingenieuren in Maranello nicht zutraut, dass ihnen wieder ein guter Wurf gelingt? Alonso fährt für Ferrari. Egal wie schlecht Ferrari ist, Kritik wird in Maranello nie gerne gesehen.

Und von Anfang an Platz zwei oder drei anvisieren? Das gibt es bei Ferrari nicht - auch wenn schön langsam mal der Realismus in Italien einkehren sollte - oder eben gravierende Änderungen. Für die ist nun Marco Mattiacci zuständig. Das Auto kann er nicht schneller machen, das dürfte jedem klar sein. Ich bin gespannt, ob der Domenicali-Nachfolger jetzt richtig aufräumt bei der Mythosmarke. Sollte er das nicht machen, erzählt Alonso 2015 wieder von seinen WM-Chancen. Vielleicht dann bei einem anderen Team.