Im Motorsport gilt: Der Teamkollege ist der erste Gegner. Das ist auch bei Marcus Ericsson der Fall, der mit dem erfahrenen Kamui Kobayashi eine echte Hausnummer auf der anderen Seite der Garage hat. Der Japaner hat nicht nur wesentlich mehr Rennen auf dem Buckel als sein Rookie-Kollege bei Caterham, sondern laut Ericsson einen weiteren entscheidenden Vorteil: weniger Gewicht. Der mit 1,80 Meter für einen Rennfahrer hoch gewachsene Ericsson tippt auf zehn Kilo Körpergewicht Unterschied zwischen beiden Fahrern.

"Es ist schwierig für mich, an seine Rundenzeiten heranzukommen, weil er wegen des Gewichtunterschieds eine halbe Sekunde pro Runde schneller ist als ich", sagte Ericsson am Rande des zweiten Testtages in Bahrain auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com. "Es ist ein bisschen frustrierend, dass ich nicht nur Rookie bin, sondern auch noch zehn Kilo zu schwer bin." Caterham hat wie einige andere Teams auch Probleme, mit seinem Auto das Mindestgewicht von 690 Kilo zu erreichen. Da wirkt sich jedes Kilo mehr am Fahrer gleich noch schwerwiegender aus.

66 Runden für Ericsson am Mittwoch, Foto: Sutton
66 Runden für Ericsson am Mittwoch, Foto: Sutton

Notlösung: Trinkflasche

Abspecken ist also angesagt bei Ericsson - aber ob das noch gesund für den Körper ist? "Ich arbeite ja hart an mir und versuche Gewicht zu verlieren", sagte der junge Schwede. "Das ist wegen meiner Körpergröße aber schwierig - die Autos sind schwer zu fahren und ich muss in der Lage sein, ein Rennen über die komplette Distanz zu bewältigen."

Die Notlösung, mit der schon Adrian Sutil am vergangenen Rennwochenende für Aufsehen gesorgt hatte: Ericsson verzichtet beim Fahren auf eine Trinkflasche. Angesichts der hohen Temperaturen in der Wüste ein äußerst bedenklicher Schritt, wie nicht wenige Beobachter und Experten meinen.

Verfrühtes Test-Ende für Ericsson, Foto: Sutton
Verfrühtes Test-Ende für Ericsson, Foto: Sutton

Technischer K.o.

"Ich habe keine Trinkflasche an Bord, das wäre zu viel", bestätigte uns der 23-Jährige am Mittwoch. Ericsson spulte am letzten Test-Tag immerhin 66 Runden auf dem Bahrain International Circuit ab, wenn auch mehr als fünf Sekunden von der Pace entfernt. Sein Einsatz wurde frühzeitig wegen eines Problems mit dem ER-Systems beendet. Komplizierte Formel 1: "Ich bin nicht ganz sicher, was es genau bedeutet, aber wir hatten Schwierigkeiten, und das Auto blieb auf der Strecke stehen."

Bis zum technischen K.o. sei es aber ein ordentlicher Tag in Sakhir gewesen. Ericssons Bolide war mit Aero-Gittern unterwegs, um weitere Daten zu sammeln. "Der Fokus lag auf der Aerodynamik", sagte er. "Schade aber, dass der Tag früher geendet hat. Wir wollten eigentlich noch ein paar Performance Runs machen, hatten aber leider keine Gelegenheit mehr dazu."

Gut ausgestatteter Caterham, Foto: Sutton
Gut ausgestatteter Caterham, Foto: Sutton

Extreme Experimente

Ericsson war vor allem froh, weitere Kilometer im Auto abspulen zu können. Gerade für Rookies sind die Testfahrten unter der Saison eine willkommene Gelegenheit, mehr Erfahrung mit den anspruchsvollen Autos zu sammeln. "Das ist sehr gut", meinte auch Ericsson. "Vor allem für mich, weil wir vor der Saison viele Probleme mit der Power Unit hatten. Jedes Mal, wenn ich fahre, lerne ich mehr, wie das Auto funktioniert. Ich gewöhne mich immer mehr an das F1-Auto mit all seinen Schaltern."

Und wo die Rundenzeiten keine Rolle spielen, wird gerne einmal herumexperimentiert. So auch bei Caterham, bleibt an den Rennwochenenden doch kaum Zeit, etwas Neues auszuprobieren. "Solche Tests sind echt gut", erklärte Ericsson. "Man kann ein paar extremere Sachen ausprobieren und schauen, in welche Richtung es geht. Das war auch für mich wertvoll, um in dieser Hinsicht eine Referenz zu haben. Ich kann vor allem noch eine Menge Zeit herausholen, wenn unser Brake-by-Wire-System so gut wie möglich funktioniert."