1. - S wie Startaufstellung

Diesmal war der andere Mercedes vorn. Nach zwei Hamilton-Poles in Folge setze sich knapp Nico Rosberg im Qualifying durch. Seine fünfte Pole Position für die Silberpfeile. Mercedes-Power also an der Spitze - und zwar richtig! In den Top-10 der Startaufstellung tummeln sich insgesamt sieben Autos mit Power Units aus Brixworth. Mit Sebastian Vettel auf Platz 10 schaffte es nur ein Renault in die obere Hälfte. Deutlicher kann Dominanz nicht aussehen.

Eigentlich hätte sich Daniel Ricciardo nach P3 im Qualifying dazwischen gedrängelt, doch der Unglücks-Australier muss seine Sepang-Strafe absitzen und fällt 10 Plätze zurück. Von wegen langweilige Formel 1: Auf den Startplätzen 2 bis 6 stehen Piloten aus fünf unterschiedlichen Teams; viel mehr Abwechslung geht eigentlich nicht. Wenn da nur nicht diese Mercedes-Dominanz wäre...

Mercedes-Power dominiert in Bahrain, Foto: Mercedes AMG
Mercedes-Power dominiert in Bahrain, Foto: Mercedes AMG

2. - S wie Start

Dafür sorgen die Silberpfeile wahrscheinlich für Action beim Start. Rosberg hat schon angekündigt: "Wer nach der ersten Kurve vorn ist, hat einen Vorteil." Zudem startet der Pole-Setter in Bahrain von der sauberen Seite. Wie hart geht Hamilton zur Sache, nachdem die beiden F1 W05-Boliden zum ersten Mal in der ersten Reihe stehen? Laut Rosberg geht es rund: "Es ist am coolsten, wenn wir beide Vollgas vorn attackieren - das will mein Team sehen. Die wollen sehen, dass wir uns vorn duellieren, dass wir Show machen, dass wir Mercedes-Silberpfeile im Kampf sind."

Klingt nach Hauen und Stechen, aber die beiden Piloten sind erfahren genug, sich nicht gegenseitig rauszukegeln. Respekt bleibt das oberste Gebot. Das dürfte auch Toto Wolff gern hören, der seinen Schützlingen zwar keine Vorgaben machen will, gleichzeitig aber sagte, dass vor der Saison viele Szenarien durchgesprochen wurden. Da dürfte ein Mercedes-1-2 zu den angenehmeren Dingen auf der Liste zählen. Was hinter Mercedes passiert, ist erst einmal nicht so wichtig - der Sieg könnte schließlich schon beim Start entschieden werden.

Kann Rosberg seine Pole Position behaupten?, Foto: Sutton
Kann Rosberg seine Pole Position behaupten?, Foto: Sutton

3. - S wie Seb im Pech

Mercedes top - Vettel Flop. Der amtierende Weltmeister scheiterte zum zweiten Mal in dieser Saison am Einzug ins Top-10-Qualifying. Das hatte es zuletzt in China gegeben - in der Saison 2012. Diesmal hatte Vettel jedoch mehr Pech als fehlende Pace. Zwischen Q1 und Q2 klemmte plötzlich die Schaltung. "Sonst hätte ich es wahrscheinlich in die dritte Runde geschafft", mutmaßte Vettel. Das Problem könnte eine Folge seines heftigen Drehers während des 3. Trainings gewesen sein.

Motorsport-Magazin.com weiß: Grund für Vettels Probleme war ein defektes Wastegate-Ventil am Turbolader seines RB10-Boliden. Dadurch ist es zu Überhitzungen innerhalb der fragilen Power Unit gekommen. Gut möglich, dass Vettel deshalb auch mit dem Handling des Autos haderte. "Es ist nicht nur die Leistung, es hat auch mit der Fahrbarkeit zu tun", sagte Adrian Newey auf Nachfrage. Auf Platz zehn befindet sich Vettel in prominenter Gesellschaft: Direkt hinter ihm lauert Nico Hülkenberg, gleich davor macht sich Fernando Alonso breit.

Vettel: Ungewollter Ausflug in den Wüsten-Kies, Foto: Red Bull
Vettel: Ungewollter Ausflug in den Wüsten-Kies, Foto: Red Bull

4. - S wie Sonntagswetter

Zuletzt in Malaysia zitterten die Teams und Fahrer 56 Runden lang vor plötzlichem Monsun-Regen, doch am Ende tröpfelt es nur ein wenig. In Bahrain bleibt es zu fast 100 Prozent trocken, doch die Witterungsbedingungen spielen eine wesentliche Rolle. Im Vergleich zum 1. und 3. Training sinken die Temperaturen um mehr als 10 Grad. Motorsport-Magazin.com fragte im Fahrerlager: Haben die Vormittags-Trainings überhaupt Sinn gemacht, wenn sich alle über die großen Temperaturschwankungen beklagen?

"Das ist für alle gleich, und man muss ja nicht fahren", antwortete Rosberg. "Wir sind gefahren, weil es immer noch ein bisschen etwas gebracht hat." Rookie Daniil Kvyat stellte den Sinn zumindest infrage: "Aus dem 1. und 3. Training kann man nicht so viele Schlüsse ziehen, weil die Bedingungen völlig anders sind." Bahrain wird auch in den kommenden Jahren als Nachtrennen ausgetragen - dann vielleicht mit anderen Sessionzeiten? Jedenfalls nicht, wenn Kimi Räikkönen der Streckenchef wäre: "Da gibt es keinen Unterschied, ist halt später." Das ist wohl auch der Grund, warum der Finne nachts im Fahrerlager mit Sonnenbrille herumlief...

5. - S wie Sichtweise

Nachtrennen bedeutet Flutlicht. Hier wurde sehr gute Arbeit geleistet, der Bahrain International Circuit erstrahlt im schönsten Glanz. Doch nicht jeder ist mit der künstlichen Erleuchtung glücklich. "Es ist schon ein bisschen schwieriger als tagsüber", sagte Rosberg. "Ich weiß nicht, ob die Lichter hier ein bisschen mehr von vorne kommen - ich habe da so ein Flimmern." Genau der Rausch, den Adrenalin-Junkie Ricciardo sucht: "In der Nacht kommt dir alles ein bisschen schneller vor, das mag ich. Das kenne ich schon, seit ich früher bei Nacht Kartrennen gefahren bin." Kart und Formel 1 - ein mutiger Vergleich.

Bahrain: Das neue Singapur der Formel 1, Foto: Sutton
Bahrain: Das neue Singapur der Formel 1, Foto: Sutton

6. - S wie Strategie

Bei den vergangenen Rennen hielt sich der Strategie-Aspekt eher in Grenzen. Nicht so in Bahrain! Noch nie war so unklar, ob sich die Teams am Sonntag für zwei oder drei Boxenstopps entscheiden. Drei Reifenwechsel dürften bei den Top-Teams die gängige Variante sein mit drei Stints auf den schnellen weichen Reifen. Vor allem Mercedes hat im Qualifying kräftig Reifen gespart: Im Q1 fuhren Rosberg und Hamilton als einzige ausschließlich den Medium-Reifen, im Q2 und Q3 je nur einen Run auf den Soft-Mischungen.

Red Bull könnte die Reifen-Ungewissheit in die Karten spielen. Durchaus denkbar, dass Vettel und Ricciardo angesichts der Mercedes-Überlegenheit auf eine Zwei-Stopp-Strategie setzen, um den Performance-Nachteil auszugleichen. Wenn sich noch ein paar andere Teams für die Zweier-Variante entscheiden, könnte der Bahrain Grand Prix zum absoluten Taktik-Leckerbissen werden. Aufpassen also, wenn Vettel und Co. etwas länger draußen bleiben und etwa in Runde 22 zum ersten Mal an der Box zum Reifenwechsel vorfahren.

Red Bull könnte es mit zwei Boxenstopps versuchen, Foto: Red Bull
Red Bull könnte es mit zwei Boxenstopps versuchen, Foto: Red Bull

7. - S wie Soundgipfel

Wenn es Nacht wird in Sakhir... ist es in der Wüste genauso friedlich leise wie am Rennsonntag (Rennstart 17:00 Uhr, im Live-Ticker von Motorsport-Magazin.com), würden Klang-Kritiker behaupten. Noch immer schwelt die Turbosound-Debatte in der Formel 1 vor sich hin. Am Rande des Bahrain GP kommt es sogar zum Gipfeltreffen mit Jean Todt, der sich unter anderem mit Sebastian Vettel zusammensetzen will.

Dessen "Der Sound ist scheiße"-Spruch vergangene Woche hatte dem FIA-Boss überhaupt nicht gefallen. Zwar respektiere Todt die freie Meinungsäußerung der Fahrer, aber doch bitte in einem angemessenen Ton. Wenn sich die beiden am Sonntag treffen, sollten sie es nicht während des GP2-Rennens tun - da wird es nämlich richtig laut...