Die große Frage vor dem zweiten Rennen der Saison: Erhält Daniel Ricciardo nachträglich seinen Podiumsplatz in Melbourne zurück? Red Bull hat nach der Disqualifikation des Australiers angekündigt, Protest gegen das Urteil einzulegen. Experten rechnen dem Team aus Milton Keynes vor dem FIA-Schiedsgericht in Paris keine allzu hohen Chancen auf Erfolg aus. Ricciardo selbst wollte die Hoffnung auf Platz zwei und damit sein bis dato bestes Ergebnis in der Formel 1 jedoch nicht aufgeben.

"Sonst würde Red Bull wohl nicht in Berufung gehen", rechnete sich Ricciardo Chancen aus. "Da geht es um viel Zeit und auch Geld, und sie sind zuversichtlich, dass wir die Sache umbiegen können. Es wird aber eine Weile vergehen, bis wir es wissen." Wann genau mit einem endgültigen Urteil zu rechnen ist, steht bislang nicht fest. Gut möglich, dass sich die Angelegenheit über den nächsten Grand Prix in Malaysia in zwei Wochen hinausziehen wird.

Marko fordert Klarstellung

Helmut Marko forderte unterdessen bis Malaysia Klarstellung in der pikanten Fuel-Flow-Affäre. Red Bulls Motorsportberater pochte darauf, dass das Einheitsbauteil der FIA, das die Durchflussmenge des Kraftstoffs misst, offenbar Schwankungen unterliege. "Es hat im Training schon einige betroffen und im Rennen gab es Schwankungen, die unserer Meinung nach innerhalb des Reglements liegen", so Marko am Montagabend. "Das ist ein Punkt, der bis zu den nächsten Rennen geklärt werden muss."

Auf dem Podium war Daniel Ricciardos Grinsen noch breiter, Foto: Sutton
Auf dem Podium war Daniel Ricciardos Grinsen noch breiter, Foto: Sutton

Aktuell herrscht die Sorge davor, dass sich ähnliche Ereignisse wie beim Australien Grand Prix wiederholen könnten. Dabei ist wohl keiner der Beteiligten erpischt darauf, wieder stundenlang nach Rennende auf ein endgültiges Ergebnis warten zu müssen. Auch ist völlig unklar, wer in dieser Affäre nun Recht hat: die FIA oder Red Bull. David Coulthard konnte sich zumindest nicht vorstellen, dass absichtlich gegen das Reglement verstoßen wurde. "Ich glaube nicht eine Sekunde lang, dass irgendein Team die Regeln umgehen würde", sagte der frühere Formel-1-Pilot.

Ricciardo hat Hoffnung

Ricciardo sagte, dass Red Bull mit gutem Gewissen gegen das FIA-Urteil vorgehe. Noch bevor die Entscheidung in Melbourne gefallen war, hatte sich Teamchef Christian Horner enttäuscht gezeigt und betont, dass Red Bull regelkonform gehandelt habe, als das Team die Vorgaben eines FIA-Delegierten während des Rennens missachtete und sich auf seine eigenen Werte des Benzindurchflusses verließ. Dokumente würden dies belegen.

"Sie haben das Gefühl, dass es hier nicht um Schwarz oder Weiß geht", erklärte Ricciardo gegenüber der Zeitung West Australian. "Es ist eine Art Grauzone. Deshalb werden wir kämpfen und schauen, was dabei herumkommt." Genau diese Komplexitäten brachten unterdessen Bernie Ecclestone auf die Palme, der sich um das Ansehen 'seiner' Formel 1 ernsthafte Sorgen machte. Der 83-Jährige ist sowieso kein Freund der neuen Motoren - das Fuel-Flow-Gate bestätigte ihn in seinen Befürchtungen.

Bernie: Regeln sind ein Witz

"Diese ganzen Regeln erscheinen mir wie ein Witz", so Ecclestone kurz nach dem Australien Grand Prix. "Wir fahren hier keine Langstreckenrennen - dafür gibt es etwas namens Le Mans. Wenn etwas die Benzinmenge während eines Rennens kontrolliert, gibt es keinen Grund zu bestimmen, wie viel man beim Start nutzen darf. Wenn du zu viel verwendest, geht dir der Sprit aus. Es scheint so simpel zu sein und wenn das nicht der Fall ist, dann sollte es so sein."

Dass die Angelegenheit nicht ganz so einfach ist, wusste sicherlich auch Ecclestone. Der geregelte Benzindurchfluss war ein Wunsch der Motorenhersteller - hätte es hier keine Einschränkungen gegeben, könnten die Motoren zwar wie früher mehr als 1.000 PS leisten, wären aber auch extrem anfällig für Schäden.