Die Formel-1-Saison 2014 ist gerade einmal ein Rennen alt und schon hat die Königsklasse ihren nächsten 'Gate'-Vorfall. Herzlich willkommen, Fuel-Flow-Gate! Nach Lie-, Spy-, Crash-Gate und Co. ist die F1 wieder einmal mit einen verzwickten Fall konfrontiert, in dem die Meinungen zunächst arg auseinandergehen. Motorsport-Magazin.com hat Aussagen von Beteiligten, Experten und Beobachtern zusammengestellt.

Die Stimmen von Red Bull

Christian Horner, Red Bulls Teamchef: "Wir hätten keinen Protest eingelegt, wenn wir nicht davon ausgehen würden, eine Chance zu haben. Das ist sehr enttäuschend, dass das passiert ist, denn es ist sicherlich nicht der Fehler von Daniel. Ich denke auch, dass es nicht der Fehler des Teams ist. Ich glaube, dass wir immer regelkonform gehandelt haben und die Untersuchungen und Dokumente, die wir für den Protest einreichen werden, belegen das."

Dr. Helmut Marko, Red Bulls Motorsport-Berater: Die Messung der Durchflussmenge pro Runde ist begrenzt und das Gerät, das sie misst, hat offenbar Schwankungen. Es hat im Training schon einige betroffen und im Rennen gab es Schwankungen, die unserer Meinung nach innerhalb des Reglements liegen. Das ist ein Punkt, der bis zu den nächsten Rennen geklärt werden muss.

Daniel Ricciardo, Red Bull: "Ich fühle mich immer noch gut und freue mich über das, was ich geleistet habe. Da geht es um viel Zeit und auch Geld, und Red Bull ist zuversichtlich, dass wir die Sache umbiegen können. Es wird aber eine Weile vergehen, bis wir es wissen. Es ist eine Art Grauzone. Deshalb werden wir kämpfen und schauen, was dabei herumkommt."

Sebastian Vettel, Red Bull: "Es tut mir sehr leid für Daniel. Es gibt einfach nichts Besseres als ein gutes Ergebnis beim Heimrennen."

Daniel Ricciardo verliert Podium in Melbourne nachträglich, Foto: Red Bull
Daniel Ricciardo verliert Podium in Melbourne nachträglich, Foto: Red Bull

Remi Taffin, Renault: "Wir werden alles dafür tun, Red Bull bei ihrer Berufung gegen die Entscheidung der Stewards zu unterstützen."

Stimmen der FIA

Charlie Whiting, FIA-Renndirektor: "Wir haben ihnen zweimal nach dem Qualifying und nach der fünften Rennrunde mitgeteilt, die nötigen Schritte zu unternehmen, um den Regeln zu entsprechen. Sie haben sich dazu entschieden, ihre eigenen Kalkulationen zu verwenden um zu zeigen, dass sie den Auflagen entsprechen. Wenn sie den Hinweisen gefolgt wären, die wir ihnen zu dieser Zeit gegeben haben, hätten wir kein Problem gehabt und sie wären nicht bestraft worden. Wenn ihr Sensor kaputt gewesen wäre, hätte die Sache anders ausgesehen. Hier handelt es sich um eine menschliche Sache, weil sie die Fähigkeit besaßen, etwas zu tun um die Auflagen zu erfüllen."

Stimmen von Beobachtern/Beteiligten

Bernie Ecclestone, F1-Boss: "Diese ganzen Regeln erscheinen mir wie ein Witz. Wir fahren hier keine Langstreckenrennen - dafür gibt es etwas namens Le Mans. Wenn etwas die Benzinmenge während eines Rennens kontrolliert, gibt es keinen Grund zu bestimmen, wie viel man beim Start nutzen darf. Wenn du zu viel verwendest, geht dir der Sprit aus. Es scheint so simpel zu sein und wenn das nicht der Fall ist, dann sollte es so sein."

David Coulthard, Ex-F1-Rennfahrer: "Ich glaube nicht eine Sekunde lang, dass irgendein Team die Regeln umgehen würde. Am Ende läuft es darauf hinaus, wie genau die Messung, wie genau das Fuel-Flow-Meter bei Red Bull und wie genau der Fuel-Flow-Meter der FIA ist. Das nimmt aber nichts von der Leistung des Siegers Nico Rosberg, dem Zweiten auf der Rennstrecke Daniel Ricciardo oder dem Drittplatzierten Kevin Magnussen. Es waren herausragende Leistungen von drei Fahrern unterschiedlicher Teams.

Paul Stoddart, früherer Minardi-Teamchef: "Die Renault-Ingenieure wissen sehr genau, wie viel Benzin in den Motor eingespritzt wird. Wir reden von Teams mit Budgets von 400 bis 500 Millionen Dollar - sie sind bei weitem besser ausgestattet als die FIA. Wenn Red Bull die Berufung verliert, dann sollten nur dem Team die Punkte abgezogen werden, nicht dem Fahrer."

Jenson Button, McLaren: "Ich fühle mit Daniel. Er ist in seinem ersten Rennen für das neue Team vor Heimpublikum ein großartiges Rennen gefahren."

Eric Boullier, Renndirektor McLaren: "Die FIA hat ihn Bahrain klargestellt, dass ihre Sensoren die einzige Referenz für die Berechnung des Flusses sind. Wir wussten, dass wir extrem vorsichtig sein müssen. Es ist wahr, dass es ein paar Probleme gab, aber es ist auch wahr, dass wir letztlich während des Rennens [mit dem Benzinfluss] konstant waren und, wie fast alle Teams, sogar während des gesamten Wochenendes."