"Es ist zwar kein Sieg, aber es fühlt sich wie ein Sieg an." Das waren Kevin Magnussens Worte nach einem Debüt-Wochenende, das man getrost als Traumstart in die F1-Karriere bezeichnen darf. Wie schon Lewis Hamilton sieben Jahre zuvor fuhr er in seinem ersten Rennen in einem McLaren im Albert Park direkt auf das Podium.

"Ich versuche gerade, möglichst nicht aufzuwachen", meine Magnussen auf sein Traum-Debüt angesprochen. "Es ist alles so surreal. Ich hätte nie gedacht, dass ich das in meinem ersten Rennen schaffe." Dabei gab es nach wenigen Augenblicken sogar eine Schrecksekunde. "Kurz nach dem Start ist mein Auto plötzlich nach links ausgebrochen. Ich konnte es aber abfangen und danach lief alles glatt."

Teamführung beeindruckt

Die Art und Weise wie Magnussen sein Rennwochenende meisterte, zunächst im Qualifying unter schwierigen Bedingungen einen Platz in der zweiten Reihe eroberte und am Sonntag im Rennen den Podiumsplatz ins Ziel brachte, rang den Teamverantwortlichen höchstes Lob ab. "Es ist ein unglaubliches Wochenende für ihn. Er hat keinen einzigen Fehler gemacht und mich sehr beeindruckt", sagte Teamchef Eric Boullier. "Es war wegen diverser äußerer Einflüsse kein leichtes erstes Wochenende für ihn, aber er hat sein Ding durchgezogen und überzeugt."

Selbst vom kritischen Ron Dennis gab es anerkennende Worte: "Es war zwar nur ein einziges Rennen, aber ich habe keine Zweifel an seinem Temperament, seinem Fokus oder seinem Einsatz. Er kann stolz auf das sein, was er erreicht hat."

Attacke auf Ricciardo schlägt fehl

Dabei war für Magnussen ein noch besseres Ergebnis gar nicht außer Reichweite. Im letzten Rennviertel wies der McLaren-Kommandostand den dänischen Rookie an, Daniel Ricciardo auf Rang zwei anzugreifen. "Wir haben ihm hierfür einige Runden lang die maximale Leistung freigegeben", erklärte Boullier. Die Attacke blieb aber erfolglos, weshalb man in den Schlussrunden wieder etwas kürzer trat. "Wir haben dann auf die alte Strategie zurück gewechselt und sichergestellt, dass der Sprit bis zum Ende reicht." Rund 2.2 Sekunden fehlten am Ende auf den zweiten Platz. Am Grünen Tisch erbte Magnussen wegen der Disqualifikation von Ricciardo nachträglich allerdings diesen Rang.

Magnussen fuhr vielen routinieten Fahrern davon, Foto: Sutton
Magnussen fuhr vielen routinieten Fahrern davon, Foto: Sutton

Magnussen war mit dem Ergebnis mehr als glücklich. "Nachdem ich Lewis überholt hatte, konnte ich mich ganz auf Daniel vor mir konzentrieren. Ich hatte die Pace den Red Bull zu attackieren, aber es hat nicht ganz gereicht." Kurz vor Ende wurde Magnussen noch auf einen Angriff seines Teamkollegen Jenson Button über Funk vorbereitet. "Ich habe in den Spiegel geblickt, ihn aber nicht mehr gesehen. Ich bin auf meine Leistung sehr stolz und danke dem Team und auch meiner Familie für die jahrelange Unterstützung." Vater Jan war wegen seiner eigenen Rennverpflichtungen auf der Langstrecke in Sebring statt in Melbourne. Während der Saison wird der ehemalige F1-Pilot seinen Sohn Kevin aber einige Male im F1-Zirkus besuchen.

Der erste Däne am Podium

In seinem Heimatland könnte der 21-Jährige eine Euphorie auslösen, denn zum ersten Mal in der Geschichte der Formel 1 ist ein dänischer Pilot konkurrenzfähig. Nach nur einem Rennen hält Magnussen - der fünfte F1-Fahrer aus Dänemark - die Rekorde für besten Startplatz, bestes Rennergebnis und meiste Punkte. Zudem sorgte er dafür, dass Dänemark als 28. Nation einen einheimischen Fahrer bei einer Siegerehrung bejubeln durfte.

Ein dermaßen guter Einstand sorgt für hohe Erwartungen, sowohl in seinem Heimatland, als auch beim für seine hohen Ansprüche bekannten McLaren-Team. Der letzte Fahrer, der es aus dem Förderprogramm des britischen Traditionsrennstalls in ein F1-Cockpit schaffte, war Hamilton, der mittlerweile 32 Pole Positions, 22 Siege und den WM-Titel 2008 auf dem Konto hat. Ist eine derartige Karriere auch für Magnussen denkbar? "Ich war damals sehr überzeugt von ihm, als ich ihn geholt habe", sagte Dennis. "Er hat alle Fähigkeiten um Weltmeister zu werden, wenn er in einem konkurrenzfähigen Auto sitzt." Ihm ein solches zu bieten ist nun die große Aufgabe von McLaren.