Der Nürburgring ist verkauft. Am späten Nachmittag verkündeten die Insolvenzverwalter den Düsseldorfer Automobil- und Motorsportzulieferer Capricorn als neuen Investor. "Es war eine knappe Entscheidung", sagte der Sachwalter der Nürburgring GmbH, Jens Lieser in Koblenz. Ursprünglich sollte die Pressekonferenz zum Verkauf der Traditionsrennstrecke in der Eifel bereits um 14:00 Uhr stattfinden, wurde jedoch mehrfach verschoben. Grund dafür war die entscheidende Sitzung des Gläubigerausschusses, die sich am Dienstag bis in den späten Nachmittag zog. Es gab viel Abstimmungsbedarf, sagte Pietro Nuvoloni, Sprecher der Sanierer des Rings.

In den vergangenen Tagen hatten sich noch Hinweise verdichtet, dass der Zuschlag an den Finanzinvestor H.I.G. Capital gehen könnte. Der US-Investor hatte die geplante Übernahme bereits beim Bundeskartellamt zur Genehmigung angemeldet. Nun hat Capricorn das Rennen um den Nürburgring gemacht und übernimmt die Vermögensgegenstände sowie das operative Geschäft zum 1. Januar 2015. 77 Millionen Euro hat der Düsseldorfer Automobil- und Motorsportzulieferer investiert. Der Kaufvertrag ist zwar bereits unterschrieben, allerdings erst gültig, wenn die EU-Kommission ihren Bescheid zur Prüfung möglicher illegaler Beihilfen vorlegt.

Wie geht es weiter?

Die Entscheidung zugunsten Capricorns fiel für die Gläubiger aufgrund des "etwas besseren Konzepts", erklärte Sachwalter Lieser weiter. Capricorn plant die Fortführung des operativen Betriebs mit Rennsport, Veranstaltung und Hotelbetrieb und strebt zudem eine Weiterentwicklung und den Ausbau des Nürburgrings zum Automobilen Technologie Cluster an. Es gebe Gespräche mit verschieden Instituten, darunter auch dem Fraunhofer-Institut. "Wir hoffen, das ein oder andere Institut an den Nürburgring locken zu können", erklärte Capricorn-Geschäftsführer Robertino Wild.

Bis zu 25 Millionen Euro sollen in die weitere Entwicklung der Traditionsrennstrecke investiert werden. Das Erlebnisdorf "Grüne Hölle" will Capricorn umgehend schließen und die Achterbahn - den Ringracer - stilllegen. "Sofort werden wir die "Grüne Hölle", einen der großen Verlustbringer, einstellen", erklärte Geschäftsführer Wild.

Alle Veranstaltungen finden 2014 wie geplant statt. "Es wird alles im Grunde so weiter gehen, wie es war", heißt es seitens Capricorn. Der Nürburgring wird weiter öffentlich zugänglich sein. Neben dem Motorsport sollen auch Veranstaltungen wie etwa Rock am Ring weiter zum Jahresprogramm gehören. Bereits in den nächsten Wochen wird gemeinsam mit Capricorn über die Veranstaltungen für das kommende Jahr verhandelt. "Die Formel 1 ist und bleibt die Königsdisziplin am Nürburgring", so Capricorn.

Wer ist Capricorn?

Die Achterbahn wird stillgelegt, Foto: Nürburgring GmbH
Die Achterbahn wird stillgelegt, Foto: Nürburgring GmbH

Capricorn versammelt mehrere Unternehmenszweige und beschäftigt mehr als 350 Mitarbeiter. Die Kunden kommen sowohl aus der Automobil- und Motorsportindustrie als auch aus der Medizintechnik, der Luft- und Raumfahrttechnik und dem allgemeinen Maschinenbau.

Die Capricorn Automotive GmbH hat ihren Sitz in Düsseldorf und nutzt den Nürburgring auch als Teststrecke. Die Capricorn Composite GmbH hat ihren Standort mit rund 100 Mitarbeitern am Nürburgring. Erst kürzlichen investierte das Unternehmen rund acht Millionen Euro in den Bau einer neuen Fertigungshalle in Meuspath.

Neben zahlreichen Automobilherstellern beliefert Capricorn auch die Formel 1 mit Komponenten. Die Produktpalette beinhaltet Kurbelwellen, Nockenwellen, Zylinderlaufbuchsen, Kolben, Pleuel und Verbundprodukte. "Das Unternehmen ist langjähriger Lieferant der Formel 1 und die Kunden konnten mit Komponenten von Capricorn bereits 19 Weltmeisterschaftstitel erzielen", so Capricorn.

Erst vor wenigen Tagen hatte der Verein "Ja zum Nürburgring" wieder Bedenken zum Verkauf des Nürburgrings geäußert. Die große Angst des Vereins: Ein Finanzinvestor erhält den Zuschlag und betreibt den Nürburgring nur im Eigeninteresse, um Gewinne zu maximieren. Die eigentliche Intension für den Bau des Nürburgrings im Jahr 1927, nämlich die Wirtschaft in der Region anzukurbeln, würde somit nicht mehr erfüllt.

Ministerpräsidentin Malu Dreyer, Wirtschaftsministerin Eveline Lemke und Innenminister Roger Lewentz werden erst morgen an die Öffentlichkeit treten. Für 9:30 Uhr ist eine weitere Pressekonferenz geplant.