Nicht nur in puncto Technik bringt 2014 in der Formel 1 viel Neues, auch das sportliche Reglement wurde einer gründlichen Überarbeitung unterzogen. Motorsport-Magazin.com zeigt auf, welche Neuerungen es in der bevorstehenden Saison zu beachten gilt.

Doppelte Punkte:
Die am meisten diskutierte und umstrittenste Regeländerung wurde erst nach der abgelaufenen Saison beschlossen. Beim Saisonfinale in Abu Dhabi werden doppelte Punkte vergeben. Heißt: Der Sieger erhält 50 Punkte (2 x 25), der Zweitplatzierte 36 (2 x 18) und so weiter. Somit soll die Weltmeisterschaft länger offen gehalten werden, nachdem Sebastian Vettel die Konkurrenz zuletzt düpiert hatte. Zahlreiche negative Reaktionen konnten zwar nicht bewirken, dass diese Regeländerung wieder zurückgenommen wurde, die Teams entschieden sich jedoch gegen Bernie Ecclestones Wunsch, bei den letzten drei Rennen doppelte Zähler zu vergeben.

Qualifying:
Schluss mit Reifensparen im Q3: Dieses Jahr erhalten alle Top-10-Fahrer einen Extra-Satz der Option-Reifen. Damit können Sie nach Belieben schnelle Runden in der letzten Qualifyingrunde drehen. Anschließend müssen sie die Reifen an Pirelli zurückgeben und auf dem Reifensatz starten, mit dem sie im Q2 ihre schnellste Rundenzeit absolviert haben. Alle Piloten, die vor dem Q3 ausgeschieden sind, erhalten ebenfalls einen Extra-Satz Option-Reifen, den sie allerdings im Rennen einsetzen dürfen. Außerdem wird das Q1 von 20 auf 18 Minuten verkürzt, das Q3 dafür von 10 auf 12 Minuten verlängert.

Das Strafpunktesystem:
Um für mehr Gerechtigkeit bei den Strafen zu sorgen, wird ein Punktesystem eingeführt. Je nach Schwere des Vergehens erhält ein Fahrer einen, zwei, drei oder fünf Punkte zusätzlich zur normalen Strafe. Die gesammelten Punkte verbleiben ein Jahr lang auf der Superlizenz des Piloten. Haben sich zwölf Punkte angesammelt, heißt es für den entsprechenden Fahrer pausieren: Er wird für ein Rennen gesperrt, die Punkte verfallen anschließend wieder.

Strafen dürfen unmittelbar vor einem Boxenstopp abgesessen werden, Foto: Sutton
Strafen dürfen unmittelbar vor einem Boxenstopp abgesessen werden, Foto: Sutton

Strafen im Rennen:
Die Stewards können nun eine 5-Sekunden-Zeitstrafe verhängen, die abgegessen werden darf, noch bevor am Auto während eines Boxenstopps Arbeiten durchgeführt werden. Bislang musste die Strafe zunächst abgegessen werden, erst danach durfte der Fahrer ein weiteres Mal an die Box fahren.

Unsafe Release wird künftig schwerer sanktioniert. Wird ein Pilot im Rennen nach einem Boxenstopp zu früh los gelassen, bekommt er eine Durchfahrtsstrafe aufgebrummt und muss beim nächsten Grand Prix um zehn Plätze weiter hinten starten.

Neu ist auch das Vorgehen beim Überschreiten der Streckenbegrenzungen, etwa wenn eine Kurve abgekürzt wird. Ein Fahrer kann von der Rennleitung nun angwiesen werden, den gewonnenen Vorteil zurückzugeben, bei härteren Vergehen ist auch eine Durchfahrtstrafe möglich.

Anhalten in der Auslaufrunde:
Auf einer Auslaufrunde dürfen die Fahrer nicht anhalten, um Benzin für die Proben und Analysen zu sparen, dies wird nicht mehr als gerechtfertigter Grund eines Stopps akzeptiert. In den vergangenen Saisons kam es häufiger vor, dass Fahrer direkt nach Rennende das Auto stoppten, um die benötigte Benzinmenge für den FIA-Test an Bord zu haben. Das soll mit der Änderung künftig vermieden werden. Heißt für die Teams: Sie müssen noch mehr mit dem Sprit kalkulieren und mehr Reserve behalten, sonst droht eine Strafe.

Der Quali-König wird belohnt, Foto: Sutton
Der Quali-König wird belohnt, Foto: Sutton

Pole Position Trophy:
Für das Erzielen der Pole Position gibt es zwar weiterhin keine Extra-Punkte, wer in dieser Saison das Zeittraining am öftesten für sich entscheidet, darf sich aber immerhin über eine neu geschaffene Trophäe freuen. Bei einem Gleichstand mehrerer Fahrer entscheidet die Anzahl der zweiten Plätze.

Der Donut-Paragraph:
Sebastian Vettel feierte in der Vorsaison mehrfach nach Siegen mit Donuts auf der Strecke. Während er einmal finanziell bestraft wurde, weil er seinen Wagen auf der Start- und Zielgerade abgestellt hatte, kam er aufgrund des Ansteuerns des Parc fermé in weiterer Folge ohne Buße davon. Um Klarheit über die Legalität der Feier-Orgien zu schaffen, hat die FIA nun Artikel 43.3 des sportlichen Reglements präzisiert.

Das Feiern eines Sieges nach dem Überfahren der Ziellinie, oder ein 'act of celebration', wie es die FIA bezeichnet, ist nun - übrigens nur dem Sieger - ausdrücklich unter gewissen Berücksichtigungen erlaubt. Die Sicherheit muss gegeben sein und kein anderer Fahrer oder Offizieller darf dabei gefährdet werden. Außerdem dürfen die Feierlichkeiten nicht dazu führen, dass die Legalität des Autos in Frage gestellt wird.

Für das Training gibt es Extra-Reifen, Foto: Sutton
Für das Training gibt es Extra-Reifen, Foto: Sutton

Reifen:
Abgesehen von der Tatsache, dass Alleinausrüster Pirelli laut eigener Ankündigung deutlich konservativere Pneus liefern wird, gibt es im ersten Freien Training zu jedem Grand Prix eine Neuerung. Um auch in der Anfangsphase der Trainingssitzung bei schlechten Streckenbedingungen mehr Fahrbetrieb zu garantieren, erhält jeder Pilot einen zusätzlichen Satz Reifen, der nur in den ersten 30 Minuten des ersten Freien Trainings eingesetzt werden darf und später zurückgegeben werden muss.

Freitagstester:
Künftig ist es den Teams erlaubt, im Training in ihren zwei Autos bis zu vier Piloten einzusetzen. Damit steigen die Chancen der Testfahrer, denn sie nehmen den Einsatzpiloten nicht mehr die komplette Streckenzeit weg.

Sperrstunde:
Den Mannschaften ist es dieses Jahr aufgrund der zahlreichen technischen Änderungen gestattet, sechs Mal die Sperrstunde zu brechen, um während eines Grand-Prix-Wochenendes über die üblichen Zeiten hinaus an den Autos zu arbeiten. Bislang durften die Mechaniker lediglich zwei Mal die Sperrstunde übertreten. Mit dieser 2011 eingeführten Regel wollten die Verantwortlichen sicherstellen, dass die Teammitglieder nicht die Nächte durchschrauben, sondern ausreichend Ruhephasen haben.

Die Arbeit im Windkanal wird eingeschränkt, Foto: Sutton
Die Arbeit im Windkanal wird eingeschränkt, Foto: Sutton

Kostenreduzierung:
Trotz viel neuer Technik verpflichtet sich die Formel 1 zum eisernen Sparen. Als erster Schritt zu reduzierten Kosten gibt es ab dieser Saison strikte Beschränkungen, was Arbeiten im Windkanal sowie mit CFD betrifft. Jedem Team steht innerhalb von direkt aufeinanderfolgenden, achtwöchigen Zeiträumen nur eine bestimmte Anzahl an Tests im Windkanal und per CFD zu.

Feste Startnummern:
Auch an der Kosmetik legten die Regelhüter Hand an. So darf sich ab dieser Saison jeder Fahrer seine Startnummer selbst aussuchen. Der Weltmeister hat das Recht auf die 1, alle anderen Zahlen von 2 bis 99 stehen zur Auswahl. Während Adrian Sutil die 99 wählte, zeigte sich Pastor Maldonado mutig und griff zur Unglücksnummer 13.

Rückkehr der Testfahrten:
Es gibt sie wieder, die Testfahrten während der Saison. Allerdings in sehr beschränktem Umfang. Anstelle acht eintägiger Promotion-Events und der dreitätigen Young Driver Tests dürfen während der Saison vier jeweils zwei Tage dauernde Testfahrten abgehalten werden. Diese finden in Bahrain, Barcelona, Silverstone und Abu Dhabi am Dienstag und Mittwoch nach dem jeweiligen Grand Prix statt, um die Kosten im Rahmen zu halten.

Jedes Team muss an einem Testtag ausschließlich für Pirelli zur Verfügung stehen, um dem Reifenfabrikanten bei der Entwicklung der Pneus unter die Arme zu greifen.