Aufatmen bei Bernie Ecclestone: Der 83-Jährige hat beim Zivilverfahren in London um den Constantin-Prozess einen Sieg errungen. Constantin, der Nachfolger des früheren Formel-1-Rechteinhabers EM.TV, hatte Ecclestone im Zuge der Schmiergeldaffäre um Banker Gerhard Gribkowsky auf eine Entschädigungszahlung in Höhe von rund 124 Millionen Euro verklagt. Der High Court in London wies die Klage des Medienunternehmens am Donnerstag allerdings zunächst zurück. Es sei laut Gericht nicht Ecclestones Absicht gewesen, dass die Bayerische Landesbank die Rechte an der Formel 1 zu billig verkauft.

Allerdings stellte der Richter fest, dass es sich bei den Zahlungen von Ecclestone an Gribkowsky grundsätzlich um Korruption gehandelt habe. "Die Zahlungen waren eine Bestechung", formulierte Richter Newey in seiner Schlussfolgerung. "Sie wurden getätigt, weil Mr. Ecclestone im Mai 2005 ein Bestechungs-Abkommen mit Mr. Gribkowsky eingegangen war. Gemäß diesem wurde Mr. Gribkowsky dafür entlohnt, den Verkauf der Formula One Group-Anteile von der Bayerischen Landesbank an einen von Mr. Ecclestone akzeptieren Käufer beschleunigt zu haben." In diesem Fall handelte es sich um CVC. Möglicher Rückschlag für Ecclestone vor seinem Prozess in München ab dem 24. April: Richter Newey bezeichnete den Beschuldigten als nicht verlässlich oder vertrauenswürdig.

Die Constantin Medien AG kündigte in einer Pressemitteilung an, Berufung gegen das Urteil einzulegen. "Die Constantin Medien AG geht weiter davon aus, dass der Gesellschaft aufgrund der Feststellungen des Landgerichts München im Strafverfahren gegen Gerhard Gribkowsky und jetzt des High Courts in London Ansprüche zustehen. Constantin Medien wird seine Ansprüche weiter verfolgen und Berufung einlegen", hieß es in einem offiziellen Schreiben.

Hintergrund der Klage: Constantin hatte geltend gemacht, dass Ecclestone den früheren LB Bayern-Banker Gribkowsky bestochen habe und dadurch die Rechte an der Formel 1 zu billig an das Unternehmen CVC verkauft seien worden. Dadurch sei Constantin eine hohe Gewinnsumme entgangen, die im Zuge der Bestechungsaffäre von Ecclestone gefordert wurde. Den Behörden war eine Zahlung von Ecclestone in Höhe von 44 Millionen Dollar an Gribkowsky aufgefallen, der damals Risikovorstand der BayernLB war und an der Übernahme der Formel-1-Rechte beteiligt. 2012 wurde Gribkowsky vom Landgericht München I wegen Bestechlichkeit zu achteinhalb Jahren Haft verurteilt.

Der Sieg vor dem Londoner Gericht hat keine direkten Auswirkungen auf Ecclestones Prozess Ende April in München. Dem Briten wird Bestechung eines Amtsträgers in einem besonders schweren Fall sowie Anstiftung zur Untreue in einem besonders schweren Fall vorgeworfen. Wird Ecclestone verurteilt, droht ihm eine Gefängnisstrafe von bis zu zehn Jahren. Ausschlaggebend für den hohen Strafrahmen ist die Tatsache, dass die Ermittler von einem besonders schweren Fall ausgehen. Außerdem stufen sie Gribkowsky nicht als gewöhnlichen Geschäftsmann, sondern als Amtsträger ein, weil die Landesbank dem Freistaat Bayern gehört.