Pro: Newey hat sich verspekuliert

Was Adrian Newey in den letzten Jahren in der Formel 1 angriff, hatte wahrlich Hand und Fuß. Der Brite gilt gemeinhin als Design-Guru der Königsklasse und ist ganz entscheidend dafür verantwortlich, dass sich Sebastian Vettel mittlerweile viermaliger Weltmeister nennen darf. Lange Zeit schien es, als wäre Newey unfehlbar, doch seit den Testfahrten in Jerez müssen zumindest leise Zweifel erlaubt sein.

Neweys letzter Flop: Der RB4, Foto: Bumstead/Sutton
Neweys letzter Flop: Der RB4, Foto: Bumstead/Sutton

Red Bull beendete die Tests in Spanien vorzeitig, da man die zahlreichen Probleme mit dem RB10 einfach nicht in den Griff bekam - Vettel und Daniel Ricciardo brachten es zusammen auf gerade einmal 21 Runden. Newey und Teamchef Christian Horner düsten bereits am Donnerstag, einen Tag vor dem Ende der Tests, gen England, um in der heimischen Fabrik an einer Behebung der Schwierigkeiten zu tüfteln. Droht Newey der erste Flop seit 2008? Damals holte der von ihm konstruierte RB4 lediglich 29 magere Punkte.

Die Chancen, dass man sich bei der Weltmeistertruppe diesmal verkalkuliert hat, sind durchaus gegeben. Als einziges Team arbeitete Red Bull 2013 bis zum Ende der Saison mit Hochdruck am aktuellen Auto, während die Konkurrenz im Spätsommer sämtliche Entwicklungen einstellte und alle Konzentration auf 2014 richtete. Das könnte Newey und Co nun auf den Kopf fallen. Die Integration der neuen Power Unit scheint doch anspruchsvoller als erwartet zu sein, was bei nur zwölf Testtagen besonders ins Gewicht fällt. Es muss zumindest bezweifelt werden, dass dieser Rückstand gegenüber der Gegnerschaft aufzuholen ist, denn diese präsentierte sich in Jerez durchaus gut aufgestellt.

Contra: Am Ende entscheiden die Ressourcen

Ja, der Testauftakt war ein ziemlicher Reinfall für Red Bull - aber nur in Sachen Streckenpräsenz. Vettel und Ricciardo konnten den RB10 zwar nicht auf der Strecke testen, doch stattdessen sammelte Red Bull äußerst wertvolle Erkenntnisse in Sachen Problem-Management. Es ist doch kein Geheimnis, dass in dieser Saison - vor allem zu Beginn - nur die Zuverlässigkeit zählt. Lieber jetzt Schwierigkeiten aus der Welt räumen als in Melbourne stehen bleiben...

Sebastian Vettel hatte in Jerez wenig zu lachen, Foto: Sutton
Sebastian Vettel hatte in Jerez wenig zu lachen, Foto: Sutton

Red Bull verfügt über riesige Ressourcen und hat noch genügend Zeit und Kapital, die Schwierigkeiten zu überwinden und wieder an der Spitze mitzufahren. Für den meisten Trouble sorgte in Jerez Motorenlieferant Renault, Red Bull war für den Ausfall nur bedingt verantwortlich. Die Franzosen werden sich die Finger blutig arbeiten, um dem Weltmeister-Team eine funktionierende Power Unit zu liefern.

Also lassen wir die Kirche erst einmal im Dorf und warten die beiden Tests in Bahrain ab. Es wäre überhaupt keine Überraschung, wenn sich die Bullen dort in altbekannter Stärke präsentieren. Zwar sind die Regeländerungen umwälzend wie selten zuvor, doch das Team in Milton Keynes ist gespickt mit Top-Leuten, die bislang für alles eine Lösung gefunden haben. Am Ende geben die Ressourcen den Ausschlag. Das war immer so und wird auch immer so bleiben.