Gerade einmal 93 Runden legten die Formel-1-Fahrer zum Testauftakt in Jerez zurück. Daniel Juncadella hatte also nicht viel verpasst, als er das Treiben aus der Force-India-Box beobachtete. Der Spanier wurde kürzlich als Ersatzfahrer des Teams verpflichtet und darf am dritten Testtag in Spanien erstmals selbst ins Lenkrad des neuen VJM07 greifen. Was Juncadella am Dienstag auffiel und bei Mercedes sowie Motorenkunde Force India sicher gern gehört werden: der Klang der neuen Turbo-Motoren. "Ich mag den Mercedes-Sound lieber als den des Ferraris", sagte er gegenüber Motorsport-Magazin.com. "Der Ferrari klang am Anfang ein bisschen komisch. Aber natürlich klingen die Autos nicht mehr so gut wie im vergangenen Jahr, ganz anders."

An die Lautstärke der alten V8-Saugermotoren kommt die neue Turbo-Generation nicht mehr heran, wenngleich einige Beobachter positiver vom neuen Sound angetan waren als zunächst befürchtet. "Jetzt beklagen sich noch viele über den neuen Sound, aber mit der Zeit gewöhnt man sich an alles", meinte Juncadella lediglich. Gewöhnungsbedürftig sind auch die neuen Frontpartien der Autos. Force India hatte seinen Turbo-Boliden zuerst der Weltöffentlichkeit präsentiert und mit dem schwarzen Lack und einer hübschen Seitenansicht gepunktet. Die Inder wussten allerdings ganz genau, warum sie zunächst die Front verheimlichten. Der Grund wurde offensichtlich, als das Auto in der Boxengasse von Jerez präsentiert wurde ein riesiger Rüssel zum Vorschein kam.

"Die Nase ist etwas, das man nicht wirklich mögen kann", machte Juncadella kein Geheimnis aus seinen Ansichten. "Das ist aber kein großes Problem. Wir haben ein aggressives Design und wegen der schwarzen Farbe fällt die Nase nicht so auf. Mit gefällt unser Design." Am Donnerstag kann sich Juncadella dann eigenes Bild davon machen, wie sich der VJM07 auf der Strecke verhält - am Dienstag erhielt Stammpilot Sergio Perez den Vortritt, anschließend übernimmt Nico Hülkenberg. "Es wird schwieriger, die neuen Autos zu fahren, weil sie von der Power her ein bisschen aggressiver sind", vermutete Juncadella, der im vergangenen Jahr für Williams bei den Young Driver Days im Einsatz war.

Juncadella, der dieses Jahr erneut für Mercedes in der DTM startet, betritt in der Formel 1 zu großen Teilen Neuland. Die Testtage will er auch nutzen, um seinen neuen Arbeitgeber besser kennenzulernen. "Ich könnte auch woanders sein, aber ich bin lieber hier beim Team um so viel wie möglich zu lernen", sagte er unaufgeregt. "Ich war in der Box und habe mir angeschaut, wie unsere Ingenieure arbeiten und was Checo (Perez; d.Red.) im Auto treibt. Ich bin schließlich Teil des Teams und möchte auch, dass das Auto gut läuft. Es hat mich in den vergangenen Jahren immer beeindruckt, dass ein doch so kleines Team so gute Resultate erzielen konnte - das hat mich motiviert."